"den Menschen machen könne, was man wolle, "wenn man sie bey ihren schwachen Seiten zu "fassen verstünde." Nur ein Schurke kann das, und will das, weil nur ihm die Mittel zu seinem Zwecke zu gelangen gleichgültig sind; Der ehrliche Mann kann nicht aus allen Men¬ schen alles machen, und will das auch nicht; und der Mann von festen Grundsätzen lässt auch nicht alles aus sich machen. Aber das wünscht, und das kann jeder Rechtschaffene und Weise bewürken, daß wenigstens die Bessern ihm Ge¬ rechtigkeit wiederfahren lassen; daß niemand ihn verachte; daß er Frieden von Aussen her habe; daß man ihn in Ruhe lasse; daß er Genuß aus dem Umgange mit allen Classen von Menschen schöpfe; daß Andre ihn nicht misbrauchen, oder bey der Nase herumführen. Und wenn er aus¬ dauert, immer consequent, edel, vorsichtig und grade handelt; so kann er sich allgemeine Ach¬ tung erzwingen, kann auch, wenn er die Men¬ schen studiert hat, und sich durch keine Schwie¬ rigkeit abschrecken lässt, fast jede gute Sache am Ende durchsetzen. Und hierzu die Mittel zu erleichtern, und Vorschriften zu geben, die dahin einschlagen, -- das ist der Zweck dieses Buchs.
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„den Menſchen machen koͤnne, was man wolle, „wenn man ſie bey ihren ſchwachen Seiten zu „faſſen verſtuͤnde.“ Nur ein Schurke kann das, und will das, weil nur ihm die Mittel zu ſeinem Zwecke zu gelangen gleichguͤltig ſind; Der ehrliche Mann kann nicht aus allen Men¬ ſchen alles machen, und will das auch nicht; und der Mann von feſten Grundſaͤtzen laͤſſt auch nicht alles aus ſich machen. Aber das wuͤnſcht, und das kann jeder Rechtſchaffene und Weiſe bewuͤrken, daß wenigſtens die Beſſern ihm Ge¬ rechtigkeit wiederfahren laſſen; daß niemand ihn verachte; daß er Frieden von Auſſen her habe; daß man ihn in Ruhe laſſe; daß er Genuß aus dem Umgange mit allen Claſſen von Menſchen ſchoͤpfe; daß Andre ihn nicht misbrauchen, oder bey der Naſe herumfuͤhren. Und wenn er aus¬ dauert, immer conſequent, edel, vorſichtig und grade handelt; ſo kann er ſich allgemeine Ach¬ tung erzwingen, kann auch, wenn er die Men¬ ſchen ſtudiert hat, und ſich durch keine Schwie¬ rigkeit abſchrecken laͤſſt, faſt jede gute Sache am Ende durchſetzen. Und hierzu die Mittel zu erleichtern, und Vorſchriften zu geben, die dahin einſchlagen, — das iſt der Zweck dieſes Buchs.
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„den Menſchen machen koͤnne, was man wolle,
„wenn man ſie bey ihren ſchwachen Seiten zu
„faſſen verſtuͤnde.“ Nur ein Schurke kann
das, und will das, weil nur ihm die Mittel
zu ſeinem Zwecke zu gelangen gleichguͤltig ſind;
Der ehrliche Mann kann nicht aus allen Men¬
ſchen alles machen, und will das auch nicht;
und der Mann von feſten Grundſaͤtzen laͤſſt auch
nicht alles aus ſich machen. Aber das wuͤnſcht,
und das kann jeder Rechtſchaffene und Weiſe
bewuͤrken, daß wenigſtens die Beſſern ihm Ge¬
rechtigkeit wiederfahren laſſen; daß niemand ihn
verachte; daß er Frieden von Auſſen her habe;
daß man ihn in Ruhe laſſe; daß er Genuß aus
dem Umgange mit allen Claſſen von Menſchen
ſchoͤpfe; daß Andre ihn nicht misbrauchen, oder
bey der Naſe herumfuͤhren. Und wenn er aus¬
dauert, immer conſequent, edel, vorſichtig und
grade handelt; ſo kann er ſich allgemeine Ach¬
tung erzwingen, kann auch, wenn er die Men¬
ſchen ſtudiert hat, und ſich durch keine Schwie¬
rigkeit abſchrecken laͤſſt, faſt jede gute Sache
am Ende durchſetzen. Und hierzu die Mittel zu
erleichtern, und Vorſchriften zu geben, die dahin
einſchlagen, — das iſt der Zweck dieſes Buchs.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/357>, abgerufen am 03.12.2024.
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