Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Apologien zu rechtfertigen. Uebrigens soll man
nur fragen: "Was thut der Mann Nützliches
"für Andre?" und wenn er dergleichen thut,
über dies Gute seine kleinen leidenschaftlichen
Fehler, die nur ihm selber schaden, oder höch¬
stens unwichtigen, vorübergehenden Nachtheil
würken, vergessen.

Vor allen Dingen aber maße Dir nicht an,
die Bewegungsgründe zu jeder guten Handlung
abwägen zu wollen! Bey einer solchen Rech¬
nung würden vielleicht manche Deiner eigenen
großen Thaten verzweifelt klein erscheinen. Je¬
des Gute muß nach seiner Würkung für die
Welt beurtheilt werden.

30.

Ueber den äussern Anstand und über schick¬
liche Manieren ist im ersten Capittel des ersten
Theils geredet worden; Also nur noch etwas
über die Kleidung! Kleide Dich nicht unter und
nicht über Deinen Stand; nicht über und nicht
unter Dein Vermögen; nicht phantastisch; nicht
bunt; nicht ohne Noth prächtig, glänzend und
kostbar; aber reinlich, geschmackvoll, und we

Du

Apologien zu rechtfertigen. Uebrigens ſoll man
nur fragen: „Was thut der Mann Nuͤtzliches
„fuͤr Andre?“ und wenn er dergleichen thut,
uͤber dies Gute ſeine kleinen leidenſchaftlichen
Fehler, die nur ihm ſelber ſchaden, oder hoͤch¬
ſtens unwichtigen, voruͤbergehenden Nachtheil
wuͤrken, vergeſſen.

Vor allen Dingen aber maße Dir nicht an,
die Bewegungsgruͤnde zu jeder guten Handlung
abwaͤgen zu wollen! Bey einer ſolchen Rech¬
nung wuͤrden vielleicht manche Deiner eigenen
großen Thaten verzweifelt klein erſcheinen. Je¬
des Gute muß nach ſeiner Wuͤrkung fuͤr die
Welt beurtheilt werden.

30.

Ueber den aͤuſſern Anſtand und uͤber ſchick¬
liche Manieren iſt im erſten Capittel des erſten
Theils geredet worden; Alſo nur noch etwas
uͤber die Kleidung! Kleide Dich nicht unter und
nicht uͤber Deinen Stand; nicht uͤber und nicht
unter Dein Vermoͤgen; nicht phantaſtiſch; nicht
bunt; nicht ohne Noth praͤchtig, glaͤnzend und
koſtbar; aber reinlich, geſchmackvoll, und we

Du
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0353" n="331"/>
Apologien zu rechtfertigen. Uebrigens &#x017F;oll man<lb/>
nur fragen: &#x201E;Was thut der Mann Nu&#x0364;tzliches<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;r Andre?&#x201C; und wenn er dergleichen thut,<lb/>
u&#x0364;ber dies Gute &#x017F;eine kleinen leiden&#x017F;chaftlichen<lb/>
Fehler, die nur ihm &#x017F;elber &#x017F;chaden, oder ho&#x0364;ch¬<lb/>
&#x017F;tens unwichtigen, voru&#x0364;bergehenden Nachtheil<lb/>
wu&#x0364;rken, verge&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Vor allen Dingen aber maße Dir nicht an,<lb/>
die Bewegungsgru&#x0364;nde zu jeder guten Handlung<lb/>
abwa&#x0364;gen zu wollen! Bey einer &#x017F;olchen Rech¬<lb/>
nung wu&#x0364;rden vielleicht manche Deiner eigenen<lb/>
großen Thaten verzweifelt klein er&#x017F;cheinen. Je¬<lb/>
des Gute muß nach &#x017F;einer Wu&#x0364;rkung fu&#x0364;r die<lb/>
Welt beurtheilt werden.</p><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>30.<lb/></head>
            <p>Ueber den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern An&#x017F;tand und u&#x0364;ber &#x017F;chick¬<lb/>
liche Manieren i&#x017F;t im er&#x017F;ten Capittel des er&#x017F;ten<lb/>
Theils geredet worden; Al&#x017F;o nur noch etwas<lb/>
u&#x0364;ber die Kleidung! Kleide Dich nicht unter und<lb/>
nicht u&#x0364;ber Deinen Stand; nicht u&#x0364;ber und nicht<lb/>
unter Dein Vermo&#x0364;gen; nicht phanta&#x017F;ti&#x017F;ch; nicht<lb/>
bunt; nicht ohne Noth pra&#x0364;chtig, gla&#x0364;nzend und<lb/>
ko&#x017F;tbar; aber reinlich, ge&#x017F;chmackvoll, und we<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Du<lb/></fw>
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0353] Apologien zu rechtfertigen. Uebrigens ſoll man nur fragen: „Was thut der Mann Nuͤtzliches „fuͤr Andre?“ und wenn er dergleichen thut, uͤber dies Gute ſeine kleinen leidenſchaftlichen Fehler, die nur ihm ſelber ſchaden, oder hoͤch¬ ſtens unwichtigen, voruͤbergehenden Nachtheil wuͤrken, vergeſſen. Vor allen Dingen aber maße Dir nicht an, die Bewegungsgruͤnde zu jeder guten Handlung abwaͤgen zu wollen! Bey einer ſolchen Rech¬ nung wuͤrden vielleicht manche Deiner eigenen großen Thaten verzweifelt klein erſcheinen. Je¬ des Gute muß nach ſeiner Wuͤrkung fuͤr die Welt beurtheilt werden. 30. Ueber den aͤuſſern Anſtand und uͤber ſchick¬ liche Manieren iſt im erſten Capittel des erſten Theils geredet worden; Alſo nur noch etwas uͤber die Kleidung! Kleide Dich nicht unter und nicht uͤber Deinen Stand; nicht uͤber und nicht unter Dein Vermoͤgen; nicht phantaſtiſch; nicht bunt; nicht ohne Noth praͤchtig, glaͤnzend und koſtbar; aber reinlich, geſchmackvoll, und we Du

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/353
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/353>, abgerufen am 29.03.2024.