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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Du den Bessern und Geliebten auf, und wer
wird Deinen Freundschafts-Bezeugungen trauen,
ihnen Werth beylegen, wenn Du so verschwen¬
derisch in Austheilung derselben bist?

7.

Sey, was Du bist, immer ganz, und im¬
mer der Nemliche! Nicht heute warm, morgen
kalt; heute grob, morgen höflich und zuckersüß;
heute der lustige Gesellschafter, morgen trocken
und stumm, wie eine Bildsäule! Mit solchen
Leuten ist übel umzugehn; Sie überhäufen uns,
wenn sie grade in guter Laune sind, oder niemand
um sich haben, der vornehmer als wir, oder
spashafter, oder ein größerer Schmeichler ist,
mit allen Zeichen der herzlichsten, vertraulich¬
sten Freundschaft. Wir bauen darauf, und
wollen wenig Tage nachher den Mann wieder
besuchen, der uns so gern bey sich sieht, der uns
so freundlich eingeladen hat, recht oft zu kom¬
men. Wir gehen hin, und werden nun so fro¬
stig und verdrießlich empfangen, oder man lässt
uns ohne Unterhaltung in einer Ecke sitzen, ant¬
wortet uns nur mit abgebrochenen Silben, weil
man grade von Creaturen umgeben ist, die mehr

Wey¬

Du den Beſſern und Geliebten auf, und wer
wird Deinen Freundſchafts-Bezeugungen trauen,
ihnen Werth beylegen, wenn Du ſo verſchwen¬
deriſch in Austheilung derſelben biſt?

7.

Sey, was Du biſt, immer ganz, und im¬
mer der Nemliche! Nicht heute warm, morgen
kalt; heute grob, morgen hoͤflich und zuckerſuͤß;
heute der luſtige Geſellſchafter, morgen trocken
und ſtumm, wie eine Bildſaͤule! Mit ſolchen
Leuten iſt uͤbel umzugehn; Sie uͤberhaͤufen uns,
wenn ſie grade in guter Laune ſind, oder niemand
um ſich haben, der vornehmer als wir, oder
ſpashafter, oder ein groͤßerer Schmeichler iſt,
mit allen Zeichen der herzlichſten, vertraulich¬
ſten Freundſchaft. Wir bauen darauf, und
wollen wenig Tage nachher den Mann wieder
beſuchen, der uns ſo gern bey ſich ſieht, der uns
ſo freundlich eingeladen hat, recht oft zu kom¬
men. Wir gehen hin, und werden nun ſo fro¬
ſtig und verdrießlich empfangen, oder man laͤſſt
uns ohne Unterhaltung in einer Ecke ſitzen, ant¬
wortet uns nur mit abgebrochenen Silben, weil
man grade von Creaturen umgeben iſt, die mehr

Wey¬
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[318/0340] Du den Beſſern und Geliebten auf, und wer wird Deinen Freundſchafts-Bezeugungen trauen, ihnen Werth beylegen, wenn Du ſo verſchwen¬ deriſch in Austheilung derſelben biſt? 7. Sey, was Du biſt, immer ganz, und im¬ mer der Nemliche! Nicht heute warm, morgen kalt; heute grob, morgen hoͤflich und zuckerſuͤß; heute der luſtige Geſellſchafter, morgen trocken und ſtumm, wie eine Bildſaͤule! Mit ſolchen Leuten iſt uͤbel umzugehn; Sie uͤberhaͤufen uns, wenn ſie grade in guter Laune ſind, oder niemand um ſich haben, der vornehmer als wir, oder ſpashafter, oder ein groͤßerer Schmeichler iſt, mit allen Zeichen der herzlichſten, vertraulich¬ ſten Freundſchaft. Wir bauen darauf, und wollen wenig Tage nachher den Mann wieder beſuchen, der uns ſo gern bey ſich ſieht, der uns ſo freundlich eingeladen hat, recht oft zu kom¬ men. Wir gehen hin, und werden nun ſo fro¬ ſtig und verdrießlich empfangen, oder man laͤſſt uns ohne Unterhaltung in einer Ecke ſitzen, ant¬ wortet uns nur mit abgebrochenen Silben, weil man grade von Creaturen umgeben iſt, die mehr Wey¬

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/340>, abgerufen am 03.12.2024.