ausserdem nicht erfahren würde; Man ist un¬ gebunden; kann das freundlichste Wetter und den schönsten Weg wählen; sich aufhalten, ein¬ kehren, wenn und wo man will; Man stärkt den Cörper; wird weniger erhitzt und gerüttelt; hat Apetit, hat Schlaf, und ist, wenn Müdigkeit und Hunger der Bewirthung das Wort reden, leicht mit jeder Kost und jedem Lager zufrieden. Ich bin auf diese Weise einige Kreise von Teutsch¬ land verschiedenemal durchwandert, und habe unter andern auf solche Art die erste genauere Bekanntschaft mit dem Paradiese von Teutsch¬ land, mit der schönen Pfalz gemacht. Hier wurde der Entschluß in mir reif, eine Zeitlang mich da niederzulassen, wo ich nachher vier Jahre hin¬ durch so manche glückliche Stunde in der herr¬ lichsten Gegend, an der Seite edler Menschen und unvergeßlich lieber Freunde, verlebt habe, denen ich hier dies kleine Opfer treuer, dankba¬ rer Hochachtung bringe. Aber ich habe doch auch gefunden, daß diese Art zu reisen in Teutsch¬ land mit einiger Schwierigkeit verknüpft ist. Zuerst hat man die Ungemächlichkeit, nur wenig Kleidungsstücke, Bücher, Schriften und so fer¬ ner mit sich führen zu können. Diesem kann
man
(Zweiter Th. ) T
auſſerdem nicht erfahren wuͤrde; Man iſt un¬ gebunden; kann das freundlichſte Wetter und den ſchoͤnſten Weg waͤhlen; ſich aufhalten, ein¬ kehren, wenn und wo man will; Man ſtaͤrkt den Coͤrper; wird weniger erhitzt und geruͤttelt; hat Apetit, hat Schlaf, und iſt, wenn Muͤdigkeit und Hunger der Bewirthung das Wort reden, leicht mit jeder Koſt und jedem Lager zufrieden. Ich bin auf dieſe Weiſe einige Kreiſe von Teutſch¬ land verſchiedenemal durchwandert, und habe unter andern auf ſolche Art die erſte genauere Bekanntſchaft mit dem Paradieſe von Teutſch¬ land, mit der ſchoͤnen Pfalz gemacht. Hier wurde der Entſchluß in mir reif, eine Zeitlang mich da niederzulaſſen, wo ich nachher vier Jahre hin¬ durch ſo manche gluͤckliche Stunde in der herr¬ lichſten Gegend, an der Seite edler Menſchen und unvergeßlich lieber Freunde, verlebt habe, denen ich hier dies kleine Opfer treuer, dankba¬ rer Hochachtung bringe. Aber ich habe doch auch gefunden, daß dieſe Art zu reiſen in Teutſch¬ land mit einiger Schwierigkeit verknuͤpft iſt. Zuerſt hat man die Ungemaͤchlichkeit, nur wenig Kleidungsſtuͤcke, Buͤcher, Schriften und ſo fer¬ ner mit ſich fuͤhren zu koͤnnen. Dieſem kann
man
(Zweiter Th. ) T
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auſſerdem nicht erfahren wuͤrde; Man iſt un¬
gebunden; kann das freundlichſte Wetter und
den ſchoͤnſten Weg waͤhlen; ſich aufhalten, ein¬
kehren, wenn und wo man will; Man ſtaͤrkt
den Coͤrper; wird weniger erhitzt und geruͤttelt;
hat Apetit, hat Schlaf, und iſt, wenn Muͤdigkeit
und Hunger der Bewirthung das Wort reden,
leicht mit jeder Koſt und jedem Lager zufrieden.
Ich bin auf dieſe Weiſe einige Kreiſe von Teutſch¬
land verſchiedenemal durchwandert, und habe
unter andern auf ſolche Art die erſte genauere
Bekanntſchaft mit dem Paradieſe von Teutſch¬
land, mit der ſchoͤnen Pfalz gemacht. Hier wurde
der Entſchluß in mir reif, eine Zeitlang mich da
niederzulaſſen, wo ich nachher vier Jahre hin¬
durch ſo manche gluͤckliche Stunde in der herr¬
lichſten Gegend, an der Seite edler Menſchen
und unvergeßlich lieber Freunde, verlebt habe,
denen ich hier dies kleine Opfer treuer, dankba¬
rer Hochachtung bringe. Aber ich habe doch
auch gefunden, daß dieſe Art zu reiſen in Teutſch¬
land mit einiger Schwierigkeit verknuͤpft iſt.
Zuerſt hat man die Ungemaͤchlichkeit, nur wenig
Kleidungsſtuͤcke, Buͤcher, Schriften und ſo fer¬
ner mit ſich fuͤhren zu koͤnnen. Dieſem kann
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/311>, abgerufen am 22.11.2024.
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