sten sich emporschwingen will, ob er nicht dessen ränkevollem Minister, dem regierenden Cam¬ merdiener, oder einer tirannischen Buhlerinn huldigen soll; aber selten nimt das ein gutes Ende. Solche Lieblinge stürzen sich früh oder spät selber, und reissen dann ihre Creaturen mit in ihr Verderben; Und wäre auch das nicht; so werden doch die größten Vortheile die man da¬ durch erlangen könnte, zu theuer erkauft, wenn man dafür die Achtung weiser und rechtschaffe¬ ner Männer aufopfern muß; und das ist gewiß immer der Fall -- Der grade Weg hingegen führt ohnfehlbar, wo nicht zu einem glänzenden, doch zu einem dauerhaften Glücke.
7.
Auch lasse man sich von den Erden-Göt¬ tern nicht nur zu keinen unedeln Geschäften mis¬ brauchen, sondern sey auch vorsichtig in allen Diensten, welche man ihnen erweist! Sie ma¬ chen leicht aus jeder Gefälligkeit eine Pflicht, und halten es nachher für Verabsäumung unsrer Schuldigkeit, wenn wir zu einer andern Zeit uns nicht grade aufgelegt zeigen, uns eben also preiszugeben. Wenigstens vergessen sie leicht,
was
A5
ſten ſich emporſchwingen will, ob er nicht deſſen raͤnkevollem Miniſter, dem regierenden Cam¬ merdiener, oder einer tiranniſchen Buhlerinn huldigen ſoll; aber ſelten nimt das ein gutes Ende. Solche Lieblinge ſtuͤrzen ſich fruͤh oder ſpaͤt ſelber, und reiſſen dann ihre Creaturen mit in ihr Verderben; Und waͤre auch das nicht; ſo werden doch die groͤßten Vortheile die man da¬ durch erlangen koͤnnte, zu theuer erkauft, wenn man dafuͤr die Achtung weiſer und rechtſchaffe¬ ner Maͤnner aufopfern muß; und das iſt gewiß immer der Fall — Der grade Weg hingegen fuͤhrt ohnfehlbar, wo nicht zu einem glaͤnzenden, doch zu einem dauerhaften Gluͤcke.
7.
Auch laſſe man ſich von den Erden-Goͤt¬ tern nicht nur zu keinen unedeln Geſchaͤften mis¬ brauchen, ſondern ſey auch vorſichtig in allen Dienſten, welche man ihnen erweiſt! Sie ma¬ chen leicht aus jeder Gefaͤlligkeit eine Pflicht, und halten es nachher fuͤr Verabſaͤumung unſrer Schuldigkeit, wenn wir zu einer andern Zeit uns nicht grade aufgelegt zeigen, uns eben alſo preiszugeben. Wenigſtens vergeſſen ſie leicht,
was
A5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0031"n="9"/>ſten ſich emporſchwingen will, ob er nicht deſſen<lb/>
raͤnkevollem Miniſter, dem regierenden Cam¬<lb/>
merdiener, oder einer tiranniſchen Buhlerinn<lb/>
huldigen ſoll; aber ſelten nimt das ein gutes<lb/>
Ende. Solche Lieblinge ſtuͤrzen ſich fruͤh oder<lb/>ſpaͤt ſelber, und reiſſen dann ihre Creaturen mit<lb/>
in ihr Verderben; Und waͤre auch das nicht; ſo<lb/>
werden doch die groͤßten Vortheile die man da¬<lb/>
durch erlangen koͤnnte, zu theuer erkauft, wenn<lb/>
man dafuͤr die Achtung weiſer und rechtſchaffe¬<lb/>
ner Maͤnner aufopfern muß; und das iſt gewiß<lb/>
immer der Fall — Der grade Weg hingegen<lb/>
fuͤhrt ohnfehlbar, wo nicht zu einem glaͤnzenden,<lb/>
doch zu einem dauerhaften Gluͤcke.</p><lb/></div><divn="3"><head>7.<lb/></head><p>Auch laſſe man ſich von den Erden-Goͤt¬<lb/>
tern nicht nur zu keinen unedeln Geſchaͤften mis¬<lb/>
brauchen, ſondern ſey auch vorſichtig in allen<lb/>
Dienſten, welche man ihnen erweiſt! Sie ma¬<lb/>
chen leicht aus jeder Gefaͤlligkeit eine Pflicht,<lb/>
und halten es nachher fuͤr Verabſaͤumung unſrer<lb/>
Schuldigkeit, wenn wir zu einer andern Zeit<lb/>
uns nicht grade aufgelegt zeigen, uns eben alſo<lb/>
preiszugeben. Wenigſtens vergeſſen ſie leicht,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">was<lb/></fw><fwplace="bottom"type="sig">A5<lb/></fw></p></div></div></div></body></text></TEI>
[9/0031]
ſten ſich emporſchwingen will, ob er nicht deſſen
raͤnkevollem Miniſter, dem regierenden Cam¬
merdiener, oder einer tiranniſchen Buhlerinn
huldigen ſoll; aber ſelten nimt das ein gutes
Ende. Solche Lieblinge ſtuͤrzen ſich fruͤh oder
ſpaͤt ſelber, und reiſſen dann ihre Creaturen mit
in ihr Verderben; Und waͤre auch das nicht; ſo
werden doch die groͤßten Vortheile die man da¬
durch erlangen koͤnnte, zu theuer erkauft, wenn
man dafuͤr die Achtung weiſer und rechtſchaffe¬
ner Maͤnner aufopfern muß; und das iſt gewiß
immer der Fall — Der grade Weg hingegen
fuͤhrt ohnfehlbar, wo nicht zu einem glaͤnzenden,
doch zu einem dauerhaften Gluͤcke.
7.
Auch laſſe man ſich von den Erden-Goͤt¬
tern nicht nur zu keinen unedeln Geſchaͤften mis¬
brauchen, ſondern ſey auch vorſichtig in allen
Dienſten, welche man ihnen erweiſt! Sie ma¬
chen leicht aus jeder Gefaͤlligkeit eine Pflicht,
und halten es nachher fuͤr Verabſaͤumung unſrer
Schuldigkeit, wenn wir zu einer andern Zeit
uns nicht grade aufgelegt zeigen, uns eben alſo
preiszugeben. Wenigſtens vergeſſen ſie leicht,
was
A5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/31>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.