res Gift ist, als das, womit man uns am all¬ gemeinen Wirthstische versorgt. Und selbst an dieser Wirthstafel zu speisen, ist gewiß für einen einzelnen Reisenden wohlfeiler und unterhalten¬ der, als auf seinem Zimmer seiner eigenen Person gegen über zu sitzen.
Wenn Postmeister, in Ländern, wo keine gute Post-Ordnung herrscht, uns mehr Pferde aufdringen wollen, als billig, und zu Fortschaf¬ fung unsers Fuhrwerks nöthig ist, sey es nun unter dem Vorwande von schlechten Wegen, bö¬ ser Jahrszeit, oder daß unsre Kutsche zu schwer sey; so hilft es selten, wenn man sich auf's Bitten legt, oder sein Recht, auf eben solche Weise weiter befördert zu werden, als man ge¬ kommen ist, strenge behaupten will; denn jene Leute wissen wohl, daß einem Fremden mehr daran gelegen ist, nicht aufgehalten zu werden, als sich zu verweilen, um einen Proceß bey dem Ober-Postamte zu führen. Da indessen das Vorspannen mehrerer Pferde Folgen für alle übri¬ gen Stationen hat: so pflegen sich die Posthal¬ ter, wenn sie recht höflich sind, zu erbiethen, uns einen schriftlichen Schein auszustellen, daß
dies
res Gift iſt, als das, womit man uns am all¬ gemeinen Wirthstiſche verſorgt. Und ſelbſt an dieſer Wirthstafel zu ſpeiſen, iſt gewiß fuͤr einen einzelnen Reiſenden wohlfeiler und unterhalten¬ der, als auf ſeinem Zimmer ſeiner eigenen Perſon gegen uͤber zu ſitzen.
Wenn Poſtmeiſter, in Laͤndern, wo keine gute Poſt-Ordnung herrſcht, uns mehr Pferde aufdringen wollen, als billig, und zu Fortſchaf¬ fung unſers Fuhrwerks noͤthig iſt, ſey es nun unter dem Vorwande von ſchlechten Wegen, boͤ¬ ſer Jahrszeit, oder daß unſre Kutſche zu ſchwer ſey; ſo hilft es ſelten, wenn man ſich auf's Bitten legt, oder ſein Recht, auf eben ſolche Weiſe weiter befoͤrdert zu werden, als man ge¬ kommen iſt, ſtrenge behaupten will; denn jene Leute wiſſen wohl, daß einem Fremden mehr daran gelegen iſt, nicht aufgehalten zu werden, als ſich zu verweilen, um einen Proceß bey dem Ober-Poſtamte zu fuͤhren. Da indeſſen das Vorſpannen mehrerer Pferde Folgen fuͤr alle uͤbri¬ gen Stationen hat: ſo pflegen ſich die Poſthal¬ ter, wenn ſie recht hoͤflich ſind, zu erbiethen, uns einen ſchriftlichen Schein auszuſtellen, daß
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res Gift iſt, als das, womit man uns am all¬
gemeinen Wirthstiſche verſorgt. Und ſelbſt an
dieſer Wirthstafel zu ſpeiſen, iſt gewiß fuͤr einen
einzelnen Reiſenden wohlfeiler und unterhalten¬
der, als auf ſeinem Zimmer ſeiner eigenen Perſon
gegen uͤber zu ſitzen.
Wenn Poſtmeiſter, in Laͤndern, wo keine
gute Poſt-Ordnung herrſcht, uns mehr Pferde
aufdringen wollen, als billig, und zu Fortſchaf¬
fung unſers Fuhrwerks noͤthig iſt, ſey es nun
unter dem Vorwande von ſchlechten Wegen, boͤ¬
ſer Jahrszeit, oder daß unſre Kutſche zu ſchwer
ſey; ſo hilft es ſelten, wenn man ſich auf's
Bitten legt, oder ſein Recht, auf eben ſolche
Weiſe weiter befoͤrdert zu werden, als man ge¬
kommen iſt, ſtrenge behaupten will; denn jene
Leute wiſſen wohl, daß einem Fremden mehr
daran gelegen iſt, nicht aufgehalten zu werden,
als ſich zu verweilen, um einen Proceß bey dem
Ober-Poſtamte zu fuͤhren. Da indeſſen das
Vorſpannen mehrerer Pferde Folgen fuͤr alle uͤbri¬
gen Stationen hat: ſo pflegen ſich die Poſthal¬
ter, wenn ſie recht hoͤflich ſind, zu erbiethen,
uns einen ſchriftlichen Schein auszuſtellen, daß
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/308>, abgerufen am 22.11.2024.
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