Empfindung einen gewissen Wiederwillen gegen die Person in uns erzeugt hat, die, trotz unsrer Misgunst, trotz unsrer Eifersucht, im Besitze jenes ihr beneideten Gutes bleibt; so können wir uns heimlich eines schadenfrohen Kitzels nicht erwehren, wenn es dieser Person ein we¬ nig hinderlich geht, und die Vorsehung unsre feindseligen Gesinnungen, besonders nachdem wir schwach genug gewesen sind, diese bekannt werden zu lassen, gleichsam rechtfertigt. Ich habe bey den Gelegenheiten, als von Künstler- Gelehrten- und Handwerks- Neide, von Mis¬ gunst unter Fürsten, Vornehmen, Reichen und Leuten, die in der großen Welt leben, und als von Eifersucht unter Ehegenossen, Freunden und Geliebten die Rede war, schon manches gesagt, was auch hier anwendbar, aber überflüssig zu wiederholen seyn würde, und es bleibt mir würk¬ lich nichts hinzuzufügen übrig, als daß, um al¬ lem Neide in der Welt auszuweichen, man auf jede gute Eigenschaft, so wie auf alles, was Er¬ folg unsrer Bemühungen und Glück heisst, Ver¬ zicht thun, und, wenn es darauf ankömmt, mit¬ ten unter einem Schwarme von misgünstigen Leuten zu leben, und dennoch dem Neide und
der
Empfindung einen gewiſſen Wiederwillen gegen die Perſon in uns erzeugt hat, die, trotz unſrer Misgunſt, trotz unſrer Eiferſucht, im Beſitze jenes ihr beneideten Gutes bleibt; ſo koͤnnen wir uns heimlich eines ſchadenfrohen Kitzels nicht erwehren, wenn es dieſer Perſon ein we¬ nig hinderlich geht, und die Vorſehung unſre feindſeligen Geſinnungen, beſonders nachdem wir ſchwach genug geweſen ſind, dieſe bekannt werden zu laſſen, gleichſam rechtfertigt. Ich habe bey den Gelegenheiten, als von Kuͤnſtler- Gelehrten- und Handwerks- Neide, von Mis¬ gunſt unter Fuͤrſten, Vornehmen, Reichen und Leuten, die in der großen Welt leben, und als von Eiferſucht unter Ehegenoſſen, Freunden und Geliebten die Rede war, ſchon manches geſagt, was auch hier anwendbar, aber uͤberfluͤſſig zu wiederholen ſeyn wuͤrde, und es bleibt mir wuͤrk¬ lich nichts hinzuzufuͤgen uͤbrig, als daß, um al¬ lem Neide in der Welt auszuweichen, man auf jede gute Eigenſchaft, ſo wie auf alles, was Er¬ folg unſrer Bemuͤhungen und Gluͤck heiſſt, Ver¬ zicht thun, und, wenn es darauf ankoͤmmt, mit¬ ten unter einem Schwarme von misguͤnſtigen Leuten zu leben, und dennoch dem Neide und
der
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Empfindung einen gewiſſen Wiederwillen gegen
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Misgunſt, trotz unſrer Eiferſucht, im Beſitze
jenes ihr beneideten Gutes bleibt; ſo koͤnnen
wir uns heimlich eines ſchadenfrohen Kitzels
nicht erwehren, wenn es dieſer Perſon ein we¬
nig hinderlich geht, und die Vorſehung unſre
feindſeligen Geſinnungen, beſonders nachdem
wir ſchwach genug geweſen ſind, dieſe bekannt
werden zu laſſen, gleichſam rechtfertigt. Ich
habe bey den Gelegenheiten, als von Kuͤnſtler-
Gelehrten- und Handwerks- Neide, von Mis¬
gunſt unter Fuͤrſten, Vornehmen, Reichen und
Leuten, die in der großen Welt leben, und als
von Eiferſucht unter Ehegenoſſen, Freunden und
Geliebten die Rede war, ſchon manches geſagt,
was auch hier anwendbar, aber uͤberfluͤſſig zu
wiederholen ſeyn wuͤrde, und es bleibt mir wuͤrk¬
lich nichts hinzuzufuͤgen uͤbrig, als daß, um al¬
lem Neide in der Welt auszuweichen, man auf
jede gute Eigenſchaft, ſo wie auf alles, was Er¬
folg unſrer Bemuͤhungen und Gluͤck heiſſt, Ver¬
zicht thun, und, wenn es darauf ankoͤmmt, mit¬
ten unter einem Schwarme von misguͤnſtigen
Leuten zu leben, und dennoch dem Neide und
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/243>, abgerufen am 23.11.2024.
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