Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
2.

Man kömmt oft in nicht geringe Verlegen¬
heit, wenn unsre Lage uns zwingt, mit Leuten
umzugehn, die einander feind sind, wo man es
also gar leicht mit einer Parthey verdirbt, sobald
man mit der andern gut steht, oder es mit bey¬
den verdirbt, wenn man sich ohngebethen, oder
auf unvorsichtige Weise, in diese Händel mischt.
Ich empfehle dabey folgende Vorsichtigkeits-
Regeln:

So viel man kann, vermeide man die Un¬
annehmlichkeit, mit zwey Partheyen zu glei¬
cher Zeit umzugehn, die mit einander in Zwist
leben!

Kann man dies aber nicht ändern, zum
Beyspiel, ohne plötzlich ein Verhältniß aufzu¬
heben, in welchem man lange Zeit gestanden;
so setze man sich wo möglich auf den Fuß, durch¬
aus nicht eingeflochten zu werden in die obwal¬
tenden Streitigkeiten! Man bitte sich's viel¬
mehr aus, daß in den Gesprächen diese Sache
nie berührt werde!

Kann
M3
2.

Man koͤmmt oft in nicht geringe Verlegen¬
heit, wenn unſre Lage uns zwingt, mit Leuten
umzugehn, die einander feind ſind, wo man es
alſo gar leicht mit einer Parthey verdirbt, ſobald
man mit der andern gut ſteht, oder es mit bey¬
den verdirbt, wenn man ſich ohngebethen, oder
auf unvorſichtige Weiſe, in dieſe Haͤndel miſcht.
Ich empfehle dabey folgende Vorſichtigkeits-
Regeln:

So viel man kann, vermeide man die Un¬
annehmlichkeit, mit zwey Partheyen zu glei¬
cher Zeit umzugehn, die mit einander in Zwiſt
leben!

Kann man dies aber nicht aͤndern, zum
Beyſpiel, ohne ploͤtzlich ein Verhaͤltniß aufzu¬
heben, in welchem man lange Zeit geſtanden;
ſo ſetze man ſich wo moͤglich auf den Fuß, durch¬
aus nicht eingeflochten zu werden in die obwal¬
tenden Streitigkeiten! Man bitte ſich's viel¬
mehr aus, daß in den Geſpraͤchen dieſe Sache
nie beruͤhrt werde!

Kann
M3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0203" n="181"/>
          </div>
          <div n="3">
            <head>2.<lb/></head>
            <p>Man ko&#x0364;mmt oft in nicht geringe Verlegen¬<lb/>
heit, wenn un&#x017F;re Lage uns zwingt, mit Leuten<lb/>
umzugehn, die einander feind &#x017F;ind, wo man es<lb/>
al&#x017F;o gar leicht mit einer Parthey verdirbt, &#x017F;obald<lb/>
man mit der andern gut &#x017F;teht, oder es mit bey¬<lb/>
den verdirbt, wenn man &#x017F;ich ohngebethen, oder<lb/>
auf unvor&#x017F;ichtige Wei&#x017F;e, in die&#x017F;e Ha&#x0364;ndel mi&#x017F;cht.<lb/>
Ich empfehle dabey folgende Vor&#x017F;ichtigkeits-<lb/>
Regeln:</p><lb/>
            <p>So viel man kann, vermeide man die Un¬<lb/>
annehmlichkeit, mit zwey Partheyen zu glei¬<lb/>
cher Zeit umzugehn, die mit einander in Zwi&#x017F;t<lb/>
leben!</p><lb/>
            <p>Kann man dies aber nicht a&#x0364;ndern, zum<lb/>
Bey&#x017F;piel, ohne plo&#x0364;tzlich ein Verha&#x0364;ltniß aufzu¬<lb/>
heben, in welchem man lange Zeit ge&#x017F;tanden;<lb/>
&#x017F;o &#x017F;etze man &#x017F;ich wo mo&#x0364;glich auf den Fuß, durch¬<lb/>
aus nicht eingeflochten zu werden in die obwal¬<lb/>
tenden Streitigkeiten! Man bitte &#x017F;ich's viel¬<lb/>
mehr aus, daß in den Ge&#x017F;pra&#x0364;chen die&#x017F;e Sache<lb/>
nie beru&#x0364;hrt werde!</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M3<lb/></fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Kann<lb/></fw>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[181/0203] 2. Man koͤmmt oft in nicht geringe Verlegen¬ heit, wenn unſre Lage uns zwingt, mit Leuten umzugehn, die einander feind ſind, wo man es alſo gar leicht mit einer Parthey verdirbt, ſobald man mit der andern gut ſteht, oder es mit bey¬ den verdirbt, wenn man ſich ohngebethen, oder auf unvorſichtige Weiſe, in dieſe Haͤndel miſcht. Ich empfehle dabey folgende Vorſichtigkeits- Regeln: So viel man kann, vermeide man die Un¬ annehmlichkeit, mit zwey Partheyen zu glei¬ cher Zeit umzugehn, die mit einander in Zwiſt leben! Kann man dies aber nicht aͤndern, zum Beyſpiel, ohne ploͤtzlich ein Verhaͤltniß aufzu¬ heben, in welchem man lange Zeit geſtanden; ſo ſetze man ſich wo moͤglich auf den Fuß, durch¬ aus nicht eingeflochten zu werden in die obwal¬ tenden Streitigkeiten! Man bitte ſich's viel¬ mehr aus, daß in den Geſpraͤchen dieſe Sache nie beruͤhrt werde! Kann M3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/203
Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/203>, abgerufen am 23.11.2024.