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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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Hüte dich, mit Leuten vom Handwerke
Dich auf ein Spiel einzulassen, wenn Dir dein
Geld lieb ist!

Traue Keinen von ihnen; in keiner Sache! --
Die wenigen Ausnahmen, wo diese Regel ei¬
nem ehrlichen Spieler von Profession Unrecht
thun könnte, verdienen nicht in Anschlag ge¬
bracht zu werden, und wer sich dieser verächtli¬
chen Lebensart widmet, der mag es nicht übel¬
nehmen, daß man ihm den Geist der Zunft zu¬
traut, zu welcher er sich bekennt.

Laß Dich auf keine bloße Hazard-Spiele
ein! Um geringen Preis gespielt, sind sie äus¬
serst langweilig, und hohes Geld dem Ohngefehr
preis zu geben, ist Narrheit. Ein verständiger
Mann verachtet jede Beschäftigung, bey wel¬
cher Kopf und Herz schlummern müssen, und
man darf nur ein mittelmäßiger Rechner seyn,
um leicht zu calculieren, daß bey solchen Glücks-
Spielen die Wahrscheinlichkeit immer gegen uns
ist. Wollen wir aber gar keine Wahrscheinlich¬
keit annehmen; so bleibt der Erfolg ein Werk
des Zufalls, und wer wird denn vom Zufall ab¬
hängen wollen?

Auf

Huͤte dich, mit Leuten vom Handwerke
Dich auf ein Spiel einzulaſſen, wenn Dir dein
Geld lieb iſt!

Traue Keinen von ihnen; in keiner Sache! —
Die wenigen Ausnahmen, wo dieſe Regel ei¬
nem ehrlichen Spieler von Profeſſion Unrecht
thun koͤnnte, verdienen nicht in Anſchlag ge¬
bracht zu werden, und wer ſich dieſer veraͤchtli¬
chen Lebensart widmet, der mag es nicht uͤbel¬
nehmen, daß man ihm den Geiſt der Zunft zu¬
traut, zu welcher er ſich bekennt.

Laß Dich auf keine bloße Hazard-Spiele
ein! Um geringen Preis geſpielt, ſind ſie aͤuſ¬
ſerſt langweilig, und hohes Geld dem Ohngefehr
preis zu geben, iſt Narrheit. Ein verſtaͤndiger
Mann verachtet jede Beſchaͤftigung, bey wel¬
cher Kopf und Herz ſchlummern muͤſſen, und
man darf nur ein mittelmaͤßiger Rechner ſeyn,
um leicht zu calculieren, daß bey ſolchen Gluͤcks-
Spielen die Wahrſcheinlichkeit immer gegen uns
iſt. Wollen wir aber gar keine Wahrſcheinlich¬
keit annehmen; ſo bleibt der Erfolg ein Werk
des Zufalls, und wer wird denn vom Zufall ab¬
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[157/0179] Huͤte dich, mit Leuten vom Handwerke Dich auf ein Spiel einzulaſſen, wenn Dir dein Geld lieb iſt! Traue Keinen von ihnen; in keiner Sache! — Die wenigen Ausnahmen, wo dieſe Regel ei¬ nem ehrlichen Spieler von Profeſſion Unrecht thun koͤnnte, verdienen nicht in Anſchlag ge¬ bracht zu werden, und wer ſich dieſer veraͤchtli¬ chen Lebensart widmet, der mag es nicht uͤbel¬ nehmen, daß man ihm den Geiſt der Zunft zu¬ traut, zu welcher er ſich bekennt. Laß Dich auf keine bloße Hazard-Spiele ein! Um geringen Preis geſpielt, ſind ſie aͤuſ¬ ſerſt langweilig, und hohes Geld dem Ohngefehr preis zu geben, iſt Narrheit. Ein verſtaͤndiger Mann verachtet jede Beſchaͤftigung, bey wel¬ cher Kopf und Herz ſchlummern muͤſſen, und man darf nur ein mittelmaͤßiger Rechner ſeyn, um leicht zu calculieren, daß bey ſolchen Gluͤcks- Spielen die Wahrſcheinlichkeit immer gegen uns iſt. Wollen wir aber gar keine Wahrſcheinlich¬ keit annehmen; ſo bleibt der Erfolg ein Werk des Zufalls, und wer wird denn vom Zufall ab¬ haͤngen wollen? Auf

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/179>, abgerufen am 23.04.2024.