Kupfer für Gold, drey Ellen für vier, alte Sa¬ chen für neue verkaufen, überleichte Louisd'or für vollwichtige, falsche Münze für ächte geben, wenn Ihr es nicht besser verstehet.
Wenn man alte Kleider oder andre Sachen an Juden verhandeln will; so suche man mit dem Ersten, der uns ein irgend leidliches Ge¬ both thut, sogleich einig zu werden! Lässest Du ihn fortgehn, ohne sein Geboth anzunehmen; so wird die Nachricht, daß bey Dir etwas zu schachern sey, und daß man Mendeln oder Jo¬ kef den Handel nicht verderben dürfe, wie ein Lauffeuer durch die ganze Judenschaft gehn, und in der Sinagoge publiciert werden; In solchen Fällen halten sie treulich zusammen. Es wer¬ den dann haufenweise die Israeliten, fremde und einheimische, Dein Haus bestürmen, aber jeder später Kommende wird immer etwas we¬ niger biethen, als der Vorhergehende, bis Du endlich entweder den Ersten wieder aufsuchst, der aber dann die gleich anfangs gebothene Summe noch vermindert, oder bis Deine Waare Dir so zuwieder wird, daß Du sie für die Hälfte des Werths einem Andern hingiebst, der sie treulich dem Erstern einhändigt.
Ist
(Zweiter Th.) K
Kupfer fuͤr Gold, drey Ellen fuͤr vier, alte Sa¬ chen fuͤr neue verkaufen, uͤberleichte Louisd'or fuͤr vollwichtige, falſche Muͤnze fuͤr aͤchte geben, wenn Ihr es nicht beſſer verſtehet.
Wenn man alte Kleider oder andre Sachen an Juden verhandeln will; ſo ſuche man mit dem Erſten, der uns ein irgend leidliches Ge¬ both thut, ſogleich einig zu werden! Laͤſſeſt Du ihn fortgehn, ohne ſein Geboth anzunehmen; ſo wird die Nachricht, daß bey Dir etwas zu ſchachern ſey, und daß man Mendeln oder Jo¬ kef den Handel nicht verderben duͤrfe, wie ein Lauffeuer durch die ganze Judenſchaft gehn, und in der Sinagoge publiciert werden; In ſolchen Faͤllen halten ſie treulich zuſammen. Es wer¬ den dann haufenweiſe die Israeliten, fremde und einheimiſche, Dein Haus beſtuͤrmen, aber jeder ſpaͤter Kommende wird immer etwas we¬ niger biethen, als der Vorhergehende, bis Du endlich entweder den Erſten wieder aufſuchſt, der aber dann die gleich anfangs gebothene Summe noch vermindert, oder bis Deine Waare Dir ſo zuwieder wird, daß Du ſie fuͤr die Haͤlfte des Werths einem Andern hingiebſt, der ſie treulich dem Erſtern einhaͤndigt.
Iſt
(Zweiter Th.) K
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Kupfer fuͤr Gold, drey Ellen fuͤr vier, alte Sa¬
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vollwichtige, falſche Muͤnze fuͤr aͤchte geben,
wenn Ihr es nicht beſſer verſtehet.
Wenn man alte Kleider oder andre Sachen
an Juden verhandeln will; ſo ſuche man mit
dem Erſten, der uns ein irgend leidliches Ge¬
both thut, ſogleich einig zu werden! Laͤſſeſt Du
ihn fortgehn, ohne ſein Geboth anzunehmen;
ſo wird die Nachricht, daß bey Dir etwas zu
ſchachern ſey, und daß man Mendeln oder Jo¬
kef den Handel nicht verderben duͤrfe, wie ein
Lauffeuer durch die ganze Judenſchaft gehn, und
in der Sinagoge publiciert werden; In ſolchen
Faͤllen halten ſie treulich zuſammen. Es wer¬
den dann haufenweiſe die Israeliten, fremde
und einheimiſche, Dein Haus beſtuͤrmen, aber
jeder ſpaͤter Kommende wird immer etwas we¬
niger biethen, als der Vorhergehende, bis Du
endlich entweder den Erſten wieder aufſuchſt,
der aber dann die gleich anfangs gebothene
Summe noch vermindert, oder bis Deine Waare
Dir ſo zuwieder wird, daß Du ſie fuͤr die Haͤlfte
des Werths einem Andern hingiebſt, der ſie
treulich dem Erſtern einhaͤndigt.
Iſt
(Zweiter Th.) K
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/167>, abgerufen am 16.02.2025.
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