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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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nur sein römisches Recht im Kopfe hat, die
Schlupfwinkel der Chicane kennt, und die spitz¬
findigen Distinctionen der Rabulisten studiert
hat; so mag man Recht haben; aber ein Sol¬
cher entheiligt auch sein ehrwürdiges Amt.

Doch ist es in der That traurig -- um
auch das Böse nicht zu verschweigen -- daß in
diesem Stande die Handlungen so vieler Rich¬
ter und Advocaten, so wie die Justitz-Verfas¬
sung in den mehrsten Ländern, sehr mannigfal¬
tige Gelegenheit zu jenen harten Beschuldigun¬
gen geben. Da widmen sich denn die schiefsten
Köpfe dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit,
womit sie keine andre feine Kenntnisse verbin¬
den, dennoch aber so stolz auf diesen Wust von
alten römischen, auf unsre Zeiten wenig passen¬
den Gesetzen sind, daß sie von dem Manne, der
die edlen Pandecten nicht am Schnürchen hat,
glauben, er könne gar nichts gelernt haben.
Ihre ganze Gedanken-Reyhe knüpft sich nur
an ihr Buch aller Bücher, an das Corpus Ju¬
ris an, und ein steifer Civilist ist wahrlich im
gesellschaftlichen Leben das langweiligste Ge¬
schöpf, das mun sich denken mag. In allen

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nur ſein roͤmiſches Recht im Kopfe hat, die
Schlupfwinkel der Chicane kennt, und die ſpitz¬
findigen Diſtinctionen der Rabuliſten ſtudiert
hat; ſo mag man Recht haben; aber ein Sol¬
cher entheiligt auch ſein ehrwuͤrdiges Amt.

Doch iſt es in der That traurig — um
auch das Boͤſe nicht zu verſchweigen — daß in
dieſem Stande die Handlungen ſo vieler Rich¬
ter und Advocaten, ſo wie die Juſtitz-Verfaſ¬
ſung in den mehrſten Laͤndern, ſehr mannigfal¬
tige Gelegenheit zu jenen harten Beſchuldigun¬
gen geben. Da widmen ſich denn die ſchiefſten
Koͤpfe dem Studium der Rechtsgelehrſamkeit,
womit ſie keine andre feine Kenntniſſe verbin¬
den, dennoch aber ſo ſtolz auf dieſen Wuſt von
alten roͤmiſchen, auf unſre Zeiten wenig paſſen¬
den Geſetzen ſind, daß ſie von dem Manne, der
die edlen Pandecten nicht am Schnuͤrchen hat,
glauben, er koͤnne gar nichts gelernt haben.
Ihre ganze Gedanken-Reyhe knuͤpft ſich nur
an ihr Buch aller Buͤcher, an das Corpus Ju¬
ris an, und ein ſteifer Civiliſt iſt wahrlich im
geſellſchaftlichen Leben das langweiligſte Ge¬
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[115/0137] nur ſein roͤmiſches Recht im Kopfe hat, die Schlupfwinkel der Chicane kennt, und die ſpitz¬ findigen Diſtinctionen der Rabuliſten ſtudiert hat; ſo mag man Recht haben; aber ein Sol¬ cher entheiligt auch ſein ehrwuͤrdiges Amt. Doch iſt es in der That traurig — um auch das Boͤſe nicht zu verſchweigen — daß in dieſem Stande die Handlungen ſo vieler Rich¬ ter und Advocaten, ſo wie die Juſtitz-Verfaſ¬ ſung in den mehrſten Laͤndern, ſehr mannigfal¬ tige Gelegenheit zu jenen harten Beſchuldigun¬ gen geben. Da widmen ſich denn die ſchiefſten Koͤpfe dem Studium der Rechtsgelehrſamkeit, womit ſie keine andre feine Kenntniſſe verbin¬ den, dennoch aber ſo ſtolz auf dieſen Wuſt von alten roͤmiſchen, auf unſre Zeiten wenig paſſen¬ den Geſetzen ſind, daß ſie von dem Manne, der die edlen Pandecten nicht am Schnuͤrchen hat, glauben, er koͤnne gar nichts gelernt haben. Ihre ganze Gedanken-Reyhe knuͤpft ſich nur an ihr Buch aller Buͤcher, an das Corpus Ju¬ ris an, und ein ſteifer Civiliſt iſt wahrlich im geſellſchaftlichen Leben das langweiligſte Ge¬ ſchoͤpf, das mun ſich denken mag. In allen uͤbri¬ H 2

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/137>, abgerufen am 25.11.2024.