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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788.

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weilen ein Wortspielchen; ein lateinisches Räth¬
sel, eine Anspielung auf eine scholastische Spitz¬
fündigkeit; einige Bekanntschaft mit Legenden
und Kirchenvätern; Beyfall, durch Bauch er¬
schütterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn
der Pater Spaßmacher -- dies Amt pflegt sel¬
ten ohnbesetzt zu seyn -- einen Schwank her¬
vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬
würdigen Herrn Prälaten, Guardian, oder
Prior; Bewunderung der Kostbarkeiten, Reli¬
quien, Gebäude und Anstalten; kein Gespräch
über Aufklärung und Literatur, aber desto mehr
über Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs-
Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn
nach Familien-Umständen und Anecdoten ge¬
forscht wird; da, wo man Music treibt, gezeigt,
daß man in dieser Kunst nicht fremd ist; Vor¬
sichtigkeit, wenn von andern geistlichen Orden,
besonders von Jesuiten die Rede ist; Rang, An¬
sehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und
mehr als dies alles, wo es nöthig ist, Geschenke
-- das sind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬
genommen zu werden, und sich Achtung zu er¬
werben.

Zu

weilen ein Wortſpielchen; ein lateiniſches Raͤth¬
ſel, eine Anſpielung auf eine ſcholaſtiſche Spitz¬
fuͤndigkeit; einige Bekanntſchaft mit Legenden
und Kirchenvaͤtern; Beyfall, durch Bauch er¬
ſchuͤtterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn
der Pater Spaßmacher — dies Amt pflegt ſel¬
ten ohnbeſetzt zu ſeyn — einen Schwank her¬
vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬
wuͤrdigen Herrn Praͤlaten, Guardian, oder
Prior; Bewunderung der Koſtbarkeiten, Reli¬
quien, Gebaͤude und Anſtalten; kein Geſpraͤch
uͤber Aufklaͤrung und Literatur, aber deſto mehr
uͤber Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs-
Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn
nach Familien-Umſtaͤnden und Anecdoten ge¬
forſcht wird; da, wo man Muſic treibt, gezeigt,
daß man in dieſer Kunſt nicht fremd iſt; Vor¬
ſichtigkeit, wenn von andern geiſtlichen Orden,
beſonders von Jeſuiten die Rede iſt; Rang, An¬
ſehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und
mehr als dies alles, wo es noͤthig iſt, Geſchenke
— das ſind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬
genommen zu werden, und ſich Achtung zu er¬
werben.

Zu
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[104/0126] weilen ein Wortſpielchen; ein lateiniſches Raͤth¬ ſel, eine Anſpielung auf eine ſcholaſtiſche Spitz¬ fuͤndigkeit; einige Bekanntſchaft mit Legenden und Kirchenvaͤtern; Beyfall, durch Bauch er¬ ſchuͤtterndes Lachen an den Tag gelegt, wenn der Pater Spaßmacher — dies Amt pflegt ſel¬ ten ohnbeſetzt zu ſeyn — einen Schwank her¬ vorbringt; viel Ehrerbiethung gegen den hoch¬ wuͤrdigen Herrn Praͤlaten, Guardian, oder Prior; Bewunderung der Koſtbarkeiten, Reli¬ quien, Gebaͤude und Anſtalten; kein Geſpraͤch uͤber Aufklaͤrung und Literatur, aber deſto mehr uͤber Politic, Krieg und Frieden, Zeitungs- Nachrichten; Befriedigung der Neugier, wenn nach Familien-Umſtaͤnden und Anecdoten ge¬ forſcht wird; da, wo man Muſic treibt, gezeigt, daß man in dieſer Kunſt nicht fremd iſt; Vor¬ ſichtigkeit, wenn von andern geiſtlichen Orden, beſonders von Jeſuiten die Rede iſt; Rang, An¬ ſehn, Reichthum, Pracht, Titel, Orden, und mehr als dies alles, wo es noͤthig iſt, Geſchenke — das ſind ohngefehr die Mittel, dort gut auf¬ genommen zu werden, und ſich Achtung zu er¬ werben. Zu

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 2. Hannover, 1788, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang02_1788/126>, abgerufen am 26.04.2024.