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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788.

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regieren und mishandeln, lassen, daß hinge¬
gen Schwächlinge und Unmündige am Geiste,
Dinge durchsetzen, die der Weise kaum zu
wünschen wagen darf;

Wir sehen manchen Redlichen fast allge¬
mein verkannt;

Wir sehen die witzigsten, hellsten Köpfe
in Gesellschaften, wo Aller Augen auf sie ge¬
richtet waren, und jedermann begierig auf je¬
des Wort lauerte, das aus ihrem Munde
kommen würde, eine nicht vortheilhafte Rolle
spielen, sehen, wie sie verstummen, oder lau¬
ter gemeine Dinge sagen, indeß ein andrer
äusserst leerer Mensch seine drey und zwanzig
Begriffe, die er hie und da aufgeschnappt hat,
so durcheinander zu werfen und aufzustutzen
versteht, daß er Aufmerksamkeit erregt und,
selbst bey Männern von Kenntnissen, für et¬
was gilt;

Wir sehen, daß die glänzendsten Schön¬
heiten nicht allenthalben gefallen, indeß Per¬
sonen, mit weniger äussern Annehmlichkeiten
ausgerüstet, allgemein interessiren.

Alle

regieren und mishandeln, laſſen, daß hinge¬
gen Schwaͤchlinge und Unmuͤndige am Geiſte,
Dinge durchſetzen, die der Weiſe kaum zu
wuͤnſchen wagen darf;

Wir ſehen manchen Redlichen faſt allge¬
mein verkannt;

Wir ſehen die witzigſten, hellſten Koͤpfe
in Geſellſchaften, wo Aller Augen auf ſie ge¬
richtet waren, und jedermann begierig auf je¬
des Wort lauerte, das aus ihrem Munde
kommen wuͤrde, eine nicht vortheilhafte Rolle
ſpielen, ſehen, wie ſie verſtummen, oder lau¬
ter gemeine Dinge ſagen, indeß ein andrer
aͤuſſerſt leerer Menſch ſeine drey und zwanzig
Begriffe, die er hie und da aufgeſchnappt hat,
ſo durcheinander zu werfen und aufzuſtutzen
verſteht, daß er Aufmerkſamkeit erregt und,
ſelbſt bey Maͤnnern von Kenntniſſen, fuͤr et¬
was gilt;

Wir ſehen, daß die glaͤnzendſten Schoͤn¬
heiten nicht allenthalben gefallen, indeß Per¬
ſonen, mit weniger aͤuſſern Annehmlichkeiten
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[2/0032] regieren und mishandeln, laſſen, daß hinge¬ gen Schwaͤchlinge und Unmuͤndige am Geiſte, Dinge durchſetzen, die der Weiſe kaum zu wuͤnſchen wagen darf; Wir ſehen manchen Redlichen faſt allge¬ mein verkannt; Wir ſehen die witzigſten, hellſten Koͤpfe in Geſellſchaften, wo Aller Augen auf ſie ge¬ richtet waren, und jedermann begierig auf je¬ des Wort lauerte, das aus ihrem Munde kommen wuͤrde, eine nicht vortheilhafte Rolle ſpielen, ſehen, wie ſie verſtummen, oder lau¬ ter gemeine Dinge ſagen, indeß ein andrer aͤuſſerſt leerer Menſch ſeine drey und zwanzig Begriffe, die er hie und da aufgeſchnappt hat, ſo durcheinander zu werfen und aufzuſtutzen verſteht, daß er Aufmerkſamkeit erregt und, ſelbſt bey Maͤnnern von Kenntniſſen, fuͤr et¬ was gilt; Wir ſehen, daß die glaͤnzendſten Schoͤn¬ heiten nicht allenthalben gefallen, indeß Per¬ ſonen, mit weniger aͤuſſern Annehmlichkeiten ausgeruͤſtet, allgemein intereſſiren. Alle

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Zitationshilfe: Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/32>, abgerufen am 29.03.2024.