Angelegenheiten mischen, nicht durch unsre Launen den Ton verstimmen, und wenn es, un¬ srer Meinung nach, irgendwo in der Bewir¬ thung gemangelt hat, nicht hinter dem Rücken her undankbar, darüber, oder über das, was wir sonst etwa in dem Hause gesehn haben, un¬ sern Spott treiben.
4.
Es giebt aber auch Menschen, die einen so gewaltig hohen Werth auf Gastfreundschaft setzen, welche sie uns erweisen, daß sie dafür gelobt, geschmeichelt, bedient, häufig besucht, und wer weiß was sonst alles? seyn wollen. Das ist nun freylich nicht billig. Ein mäßiger Mann verlangt doch nicht mehr, als sich satt zu essen, und das kann er ja leicht um gerin¬ gern Preis. Das Mehr oder Weniger ist so viel nicht werth, und ich halte wahrhaftig mei¬ ne Gesellschaft und meine verlohrne Zeit eben so theuer, als Ihro Hochmögenden Dero Paste¬ ten und Braten.
Zehn¬
Angelegenheiten miſchen, nicht durch unſre Launen den Ton verſtimmen, und wenn es, un¬ ſrer Meinung nach, irgendwo in der Bewir¬ thung gemangelt hat, nicht hinter dem Ruͤcken her undankbar, daruͤber, oder uͤber das, was wir ſonſt etwa in dem Hauſe geſehn haben, un¬ ſern Spott treiben.
4.
Es giebt aber auch Menſchen, die einen ſo gewaltig hohen Werth auf Gaſtfreundſchaft ſetzen, welche ſie uns erweiſen, daß ſie dafuͤr gelobt, geſchmeichelt, bedient, haͤufig beſucht, und wer weiß was ſonſt alles? ſeyn wollen. Das iſt nun freylich nicht billig. Ein maͤßiger Mann verlangt doch nicht mehr, als ſich ſatt zu eſſen, und das kann er ja leicht um gerin¬ gern Preis. Das Mehr oder Weniger iſt ſo viel nicht werth, und ich halte wahrhaftig mei¬ ne Geſellſchaft und meine verlohrne Zeit eben ſo theuer, als Ihro Hochmoͤgenden Dero Paſte¬ ten und Braten.
Zehn¬
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Angelegenheiten miſchen, nicht durch unſre
Launen den Ton verſtimmen, und wenn es, un¬
ſrer Meinung nach, irgendwo in der Bewir¬
thung gemangelt hat, nicht hinter dem Ruͤcken
her undankbar, daruͤber, oder uͤber das, was
wir ſonſt etwa in dem Hauſe geſehn haben, un¬
ſern Spott treiben.
4.
Es giebt aber auch Menſchen, die einen
ſo gewaltig hohen Werth auf Gaſtfreundſchaft
ſetzen, welche ſie uns erweiſen, daß ſie dafuͤr
gelobt, geſchmeichelt, bedient, haͤufig beſucht,
und wer weiß was ſonſt alles? ſeyn wollen.
Das iſt nun freylich nicht billig. Ein maͤßiger
Mann verlangt doch nicht mehr, als ſich ſatt
zu eſſen, und das kann er ja leicht um gerin¬
gern Preis. Das Mehr oder Weniger iſt ſo
viel nicht werth, und ich halte wahrhaftig mei¬
ne Geſellſchaft und meine verlohrne Zeit eben
ſo theuer, als Ihro Hochmoͤgenden Dero Paſte¬
ten und Braten.
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/258>, abgerufen am 24.11.2024.
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