Was aber die Verwaltung der Gelder be¬ trifft; so kann ich die Weise der mehrsten Män¬ ner von Stande nicht billigen, welche ihren Gemahlinnen eine gewisse Summe geben, wo¬ mit sie auskommen müssen, um davon den Haushalt zu bestreiten. Dadurch entsteht ge¬ theiltes Interesse; die Frau tritt in die Classe der Bedienten, wird zu Eigennutz verleitet, sucht zu sparen, findet daß der Mann zu lecker ist, macht schiefe Gesichter, wenn er einen gu¬ ten Freund zur Tafel einladet; der Mann, wenn er nicht fein denkt, meint immer, er speise für sein theures Geld zu schlecht, oder, wenn er im Gegentheil zu viel Delicatesse übt: so wagt er es nicht, zuweilen ein Gerichtgen mehr zu fordern, aus Furcht, seine Gattinn in Ver¬ legenheit zu setzen. Gieb also Deiner Haus¬ frau, (wenn nicht etwa ein Haushofmeister oder eine Ausgeberinn diejenigen Geschäfte bey Dir versehen, die eigentlich zu den Pflichten der Gattinn gehören) gieb ihr eine Summe Geldes, die Deinen Umständen angemessen sey, zur Ausgabe! Wenn diese verwendet ist; so komme sie, und fordere mehr von Dir! Findest
Du,
13.
Was aber die Verwaltung der Gelder be¬ trifft; ſo kann ich die Weiſe der mehrſten Maͤn¬ ner von Stande nicht billigen, welche ihren Gemahlinnen eine gewiſſe Summe geben, wo¬ mit ſie auskommen muͤſſen, um davon den Haushalt zu beſtreiten. Dadurch entſteht ge¬ theiltes Intereſſe; die Frau tritt in die Claſſe der Bedienten, wird zu Eigennutz verleitet, ſucht zu ſparen, findet daß der Mann zu lecker iſt, macht ſchiefe Geſichter, wenn er einen gu¬ ten Freund zur Tafel einladet; der Mann, wenn er nicht fein denkt, meint immer, er ſpeiſe fuͤr ſein theures Geld zu ſchlecht, oder, wenn er im Gegentheil zu viel Delicateſſe uͤbt: ſo wagt er es nicht, zuweilen ein Gerichtgen mehr zu fordern, aus Furcht, ſeine Gattinn in Ver¬ legenheit zu ſetzen. Gieb alſo Deiner Haus¬ frau, (wenn nicht etwa ein Haushofmeiſter oder eine Ausgeberinn diejenigen Geſchaͤfte bey Dir verſehen, die eigentlich zu den Pflichten der Gattinn gehoͤren) gieb ihr eine Summe Geldes, die Deinen Umſtaͤnden angemeſſen ſey, zur Ausgabe! Wenn dieſe verwendet iſt; ſo komme ſie, und fordere mehr von Dir! Findeſt
Du,
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Was aber die Verwaltung der Gelder be¬
trifft; ſo kann ich die Weiſe der mehrſten Maͤn¬
ner von Stande nicht billigen, welche ihren
Gemahlinnen eine gewiſſe Summe geben, wo¬
mit ſie auskommen muͤſſen, um davon den
Haushalt zu beſtreiten. Dadurch entſteht ge¬
theiltes Intereſſe; die Frau tritt in die Claſſe
der Bedienten, wird zu Eigennutz verleitet,
ſucht zu ſparen, findet daß der Mann zu lecker
iſt, macht ſchiefe Geſichter, wenn er einen gu¬
ten Freund zur Tafel einladet; der Mann,
wenn er nicht fein denkt, meint immer, er ſpeiſe
fuͤr ſein theures Geld zu ſchlecht, oder, wenn
er im Gegentheil zu viel Delicateſſe uͤbt: ſo
wagt er es nicht, zuweilen ein Gerichtgen mehr
zu fordern, aus Furcht, ſeine Gattinn in Ver¬
legenheit zu ſetzen. Gieb alſo Deiner Haus¬
frau, (wenn nicht etwa ein Haushofmeiſter
oder eine Ausgeberinn diejenigen Geſchaͤfte bey
Dir verſehen, die eigentlich zu den Pflichten
der Gattinn gehoͤren) gieb ihr eine Summe
Geldes, die Deinen Umſtaͤnden angemeſſen ſey,
zur Ausgabe! Wenn dieſe verwendet iſt; ſo
komme ſie, und fordere mehr von Dir! Findeſt
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Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/170>, abgerufen am 25.11.2024.
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