gelingen würde. Findet jedoch das schöne Ge¬ schlecht auch etwas für sich Brauchbares in diesen Blättern, so wird das meine Zufriedenheit über mein eigenes Werk sehr vermehren. Uebrigens haben Frauenzimmer in ihrem Umgange in der That Rücksichten zu nehmen, die bey uns gänz¬ lich wegfallen. Sie hängen viel mehr vom äussern Rufe ab, dürfen nicht so selbständig handeln, als Männer, dürfen nicht so zuvorkommend seyn. Man verzeyht ihnen von einer Seite weniger Unvorsichtigkeiten, und von der andern mehr Launen; Ihre Schritte werden früher wichtig für sie, indeß dem Knaben und Jünglinge man¬ che Unvorsichtigkeit verziehen wird; Ihre Exi¬ stenz schränkt sich ein auf den häuslichen Cirkel, da hingegen des Mannes Lage ihn eigentlich fester an den Staat, an die große bürgerliche Gesellschaft knüpft; deswegen giebt es Tugenden und Laster, Handlungen und Unterlassungen, die bey einem Geschlechte von ganz andern Folgen sind, als bey dem andern. -- Doch über dies al¬ les ist den Damen schon so viel Gutes in andern Büchern gesagt worden, daß jede weitere Ausfüh¬ rung dieses Gegenstandes hier am unrechten Orte stehn würde.
Zwey¬
gelingen wuͤrde. Findet jedoch das ſchoͤne Ge¬ ſchlecht auch etwas fuͤr ſich Brauchbares in dieſen Blaͤttern, ſo wird das meine Zufriedenheit uͤber mein eigenes Werk ſehr vermehren. Uebrigens haben Frauenzimmer in ihrem Umgange in der That Ruͤckſichten zu nehmen, die bey uns gaͤnz¬ lich wegfallen. Sie haͤngen viel mehr vom aͤuſſern Rufe ab, duͤrfen nicht ſo ſelbſtaͤndig handeln, als Maͤnner, duͤrfen nicht ſo zuvorkommend ſeyn. Man verzeyht ihnen von einer Seite weniger Unvorſichtigkeiten, und von der andern mehr Launen; Ihre Schritte werden fruͤher wichtig fuͤr ſie, indeß dem Knaben und Juͤnglinge man¬ che Unvorſichtigkeit verziehen wird; Ihre Exi¬ ſtenz ſchraͤnkt ſich ein auf den haͤuslichen Cirkel, da hingegen des Mannes Lage ihn eigentlich feſter an den Staat, an die große buͤrgerliche Geſellſchaft knuͤpft; deswegen giebt es Tugenden und Laſter, Handlungen und Unterlaſſungen, die bey einem Geſchlechte von ganz andern Folgen ſind, als bey dem andern. — Doch uͤber dies al¬ les iſt den Damen ſchon ſo viel Gutes in andern Buͤchern geſagt worden, daß jede weitere Ausfuͤh¬ rung dieſes Gegenſtandes hier am unrechten Orte ſtehn wuͤrde.
Zwey¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0116"n="86"/>
gelingen wuͤrde. Findet jedoch das ſchoͤne Ge¬<lb/>ſchlecht auch etwas fuͤr ſich Brauchbares in dieſen<lb/>
Blaͤttern, ſo wird das meine Zufriedenheit uͤber<lb/>
mein eigenes Werk ſehr vermehren. Uebrigens<lb/>
haben Frauenzimmer in ihrem Umgange in der<lb/>
That Ruͤckſichten zu nehmen, die bey uns gaͤnz¬<lb/>
lich wegfallen. Sie haͤngen viel mehr vom aͤuſſern<lb/>
Rufe ab, duͤrfen nicht ſo ſelbſtaͤndig handeln,<lb/>
als Maͤnner, duͤrfen nicht ſo zuvorkommend ſeyn.<lb/>
Man verzeyht ihnen von einer Seite weniger<lb/>
Unvorſichtigkeiten, und von der andern mehr<lb/>
Launen; Ihre Schritte werden fruͤher wichtig<lb/>
fuͤr ſie, indeß dem Knaben und Juͤnglinge man¬<lb/>
che Unvorſichtigkeit verziehen wird; Ihre Exi¬<lb/>ſtenz ſchraͤnkt ſich ein auf den haͤuslichen Cirkel,<lb/>
da hingegen des Mannes Lage ihn eigentlich<lb/>
feſter an den Staat, an die große buͤrgerliche<lb/>
Geſellſchaft knuͤpft; deswegen giebt es Tugenden<lb/>
und Laſter, Handlungen und Unterlaſſungen, die<lb/>
bey einem Geſchlechte von ganz andern Folgen<lb/>ſind, als bey dem andern. — Doch uͤber dies al¬<lb/>
les iſt den Damen ſchon ſo viel Gutes in andern<lb/>
Buͤchern geſagt worden, daß jede weitere Ausfuͤh¬<lb/>
rung dieſes Gegenſtandes hier am unrechten<lb/>
Orte ſtehn wuͤrde.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Zwey¬<lb/></fw></div></div></div></body></text></TEI>
[86/0116]
gelingen wuͤrde. Findet jedoch das ſchoͤne Ge¬
ſchlecht auch etwas fuͤr ſich Brauchbares in dieſen
Blaͤttern, ſo wird das meine Zufriedenheit uͤber
mein eigenes Werk ſehr vermehren. Uebrigens
haben Frauenzimmer in ihrem Umgange in der
That Ruͤckſichten zu nehmen, die bey uns gaͤnz¬
lich wegfallen. Sie haͤngen viel mehr vom aͤuſſern
Rufe ab, duͤrfen nicht ſo ſelbſtaͤndig handeln,
als Maͤnner, duͤrfen nicht ſo zuvorkommend ſeyn.
Man verzeyht ihnen von einer Seite weniger
Unvorſichtigkeiten, und von der andern mehr
Launen; Ihre Schritte werden fruͤher wichtig
fuͤr ſie, indeß dem Knaben und Juͤnglinge man¬
che Unvorſichtigkeit verziehen wird; Ihre Exi¬
ſtenz ſchraͤnkt ſich ein auf den haͤuslichen Cirkel,
da hingegen des Mannes Lage ihn eigentlich
feſter an den Staat, an die große buͤrgerliche
Geſellſchaft knuͤpft; deswegen giebt es Tugenden
und Laſter, Handlungen und Unterlaſſungen, die
bey einem Geſchlechte von ganz andern Folgen
ſind, als bey dem andern. — Doch uͤber dies al¬
les iſt den Damen ſchon ſo viel Gutes in andern
Buͤchern geſagt worden, daß jede weitere Ausfuͤh¬
rung dieſes Gegenſtandes hier am unrechten
Orte ſtehn wuͤrde.
Zwey¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Knigge, Adolph von: Ueber den Umgang mit Menschen. Bd. 1. Hannover, 1788, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/knigge_umgang01_1788/116>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.