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Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821.

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I. Cap. Recht des Kriegs.
nen Leben, meist den Anfallkrieg bloss demjenigen zu, der
den Krieg zuerst erklärt, oder den ersten Angriff mit Waffen
unternommen hat, Vertheidigungskrieg demjenigen, wider wel-
chen dieser Angriff gerichtet war. Burlamaqui, a. a. O., §.
5. -- Gemeiniglich will keiner der kriegführenden Theile
für den angreifenden im rechtlichen Sinn (Aggressor) gelten.
Moser's Beyträge zu dem neuesten europ. Völkerrecht in
Kriegszeiten, Th. I, S. 3 ff. -- Vergl. übrigens Joach. Ge.
Daries de bello ejusque generibus, §. 19. sqq. in s. Obser-
vationibus juris nat., socialis et gentium, Vol. II. p. 303.
Idem de bello defensivo, ib. p. 305. Vattel, liv. III, ch. 1,
§. 5. Von dem Unterschied der Offensiv- und DefensivKrie-
ge. 1756. 4., und in der Teutschen KriegsCanzley, Bd. I,
S. 773 ff. v. Ompteda's Lit. II. 631. v. Kamptz neue Lit., §. 278.
c) Joh. Jul. Surland's Grundsätze des europ. Seerechts. Han-
nov. 1750. 8. J. G. F. Koch's europ. Land- und Seekriegsrecht.
Frankf. 1778. 8.
§. 236.
Recht Krieg zu führen, ein Majestätsrecht.

Das Recht eines Staates, mit Auswärtigen
Krieg zu führen, ist ein Hoheits- oder Maje-
stätsrecht
, und zwar ein äusseres a). Es kann
daher nur von dem Stellvertreter des Staates
gegen Auswärtige, in Uebereinstimmung mit den
Vorschriften der Staatsgrundgesetze, ausgeübt
werden. Unterthanen sind dazu weder ganz
noch zum Theil befugt (§. 232, Note b). Doch
kann nicht nur Statthaltern des Regenten, zu-
mal in entlegenen Provinzen oder Colonien, das
Recht Krieg zu führen unter gewissen Umstän-
den übertragen b), sondern auch einzelnen Un-
terthanen das Recht zu Ausübung bestimmter
Gewaltthätigkeiten, während eines Völkerkriegs,
besonders verliehen werden c).

I. Cap. Recht des Kriegs.
nen Leben, meist den Anfallkrieg bloſs demjenigen zu, der
den Krieg zuerst erklärt, oder den ersten Angriff mit Waffen
unternommen hat, Vertheidigungskrieg demjenigen, wider wel-
chen dieser Angriff gerichtet war. Burlamaqui, a. a. O., §.
5. — Gemeiniglich will keiner der kriegführenden Theile
für den angreifenden im rechtlichen Sinn (Aggressor) gelten.
Moser’s Beyträge zu dem neuesten europ. Völkerrecht in
Kriegszeiten, Th. I, S. 3 ff. — Vergl. übrigens Joach. Ge.
Daries de bello ejusque generibus, §. 19. sqq. in s. Obser-
vationibus juris nat., socialis et gentium, Vol. II. p. 303.
Idem de bello defensivo, ib. p. 305. Vattel, liv. III, ch. 1,
§. 5. Von dem Unterschied der Offensiv- und DefensivKrie-
ge. 1756. 4., und in der Teutschen KriegsCanzley, Bd. I,
S. 773 ff. v. Ompteda’s Lit. II. 631. v. Kamptz neue Lit., §. 278.
c) Joh. Jul. Surland’s Grundsätze des europ. Seerechts. Han-
nov. 1750. 8. J. G. F. Koch’s europ. Land- und Seekriegsrecht.
Frankf. 1778. 8.
§. 236.
Recht Krieg zu führen, ein Majestätsrecht.

Das Recht eines Staates, mit Auswärtigen
Krieg zu führen, ist ein Hoheits- oder Maje-
stätsrecht
, und zwar ein äusseres a). Es kann
daher nur von dem Stellvertreter des Staates
gegen Auswärtige, in Uebereinstimmung mit den
Vorschriften der Staatsgrundgesetze, ausgeübt
werden. Unterthanen sind dazu weder ganz
noch zum Theil befugt (§. 232, Note b). Doch
kann nicht nur Statthaltern des Regenten, zu-
mal in entlegenen Provinzen oder Colonien, das
Recht Krieg zu führen unter gewissen Umstän-
den übertragen b), sondern auch einzelnen Un-
terthanen das Recht zu Ausübung bestimmter
Gewaltthätigkeiten, während eines Völkerkriegs,
besonders verliehen werden c).

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[385/0017] I. Cap. Recht des Kriegs. b⁾ nen Leben, meist den Anfallkrieg bloſs demjenigen zu, der den Krieg zuerst erklärt, oder den ersten Angriff mit Waffen unternommen hat, Vertheidigungskrieg demjenigen, wider wel- chen dieser Angriff gerichtet war. Burlamaqui, a. a. O., §. 5. — Gemeiniglich will keiner der kriegführenden Theile für den angreifenden im rechtlichen Sinn (Aggressor) gelten. Moser’s Beyträge zu dem neuesten europ. Völkerrecht in Kriegszeiten, Th. I, S. 3 ff. — Vergl. übrigens Joach. Ge. Daries de bello ejusque generibus, §. 19. sqq. in s. Obser- vationibus juris nat., socialis et gentium, Vol. II. p. 303. Idem de bello defensivo, ib. p. 305. Vattel, liv. III, ch. 1, §. 5. Von dem Unterschied der Offensiv- und DefensivKrie- ge. 1756. 4., und in der Teutschen KriegsCanzley, Bd. I, S. 773 ff. v. Ompteda’s Lit. II. 631. v. Kamptz neue Lit., §. 278. c⁾ Joh. Jul. Surland’s Grundsätze des europ. Seerechts. Han- nov. 1750. 8. J. G. F. Koch’s europ. Land- und Seekriegsrecht. Frankf. 1778. 8. §. 236. Recht Krieg zu führen, ein Majestätsrecht. Das Recht eines Staates, mit Auswärtigen Krieg zu führen, ist ein Hoheits- oder Maje- stätsrecht, und zwar ein äusseres a). Es kann daher nur von dem Stellvertreter des Staates gegen Auswärtige, in Uebereinstimmung mit den Vorschriften der Staatsgrundgesetze, ausgeübt werden. Unterthanen sind dazu weder ganz noch zum Theil befugt (§. 232, Note b). Doch kann nicht nur Statthaltern des Regenten, zu- mal in entlegenen Provinzen oder Colonien, das Recht Krieg zu führen unter gewissen Umstän- den übertragen b), sondern auch einzelnen Un- terthanen das Recht zu Ausübung bestimmter Gewaltthätigkeiten, während eines Völkerkriegs, besonders verliehen werden c).

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Zitationshilfe: Klüber, Johann Ludwig: Europäisches Völkerrecht. Bd. 2. Stuttgart, 1821, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klueber_voelkerrecht02_1821/17>, abgerufen am 29.03.2024.