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Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869.

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Grossbritannien.
findung zur Zeit der Patentertheilung neu und im Inlande nicht
im Gebrauch war1).

In dem eigentlichen Rechtsverfahren muss der Kläger die
Patenturkunde produziren und sowohl über die Neuheit und
Patentfähigkeit seiner Erfindung als über den Thatbestand der
Nachahmung Beweis antreten.

Der Verklagte muss die Einwendungen, welche er gegen
die Gültigkeit des Patentes erhebt, ebenso wie in dem Verfahren
des scire facias (oben S. 124) bei der ersten Einlassung einzeln
angeben2).

Die Entscheidung erfolgt im gewöhnlichen Verfahren durch
Geschworne. Sie kann durch den Antrag auf ein neues Ver-
fahren (rule nisi) angefochten werden, wenn der unterliegende
Theil durch Affidavits bescheinigt, dass erhebliche Thatsachen
zur Unterstützung seines Anspruchs oder seiner Einwendungen
unerörtert geblieben sind3). Die Kosten des Verfahrens können
von dem Gerichtshofe unabhängig von der Entscheidung in der
Hauptsache vertheilt werden, nach Massgabe des Ausfalles der
Beweisaufnahme über die in der Klage und in der Exceptions-
schrift behaupteten Thatsachen4).

In den Vereinigten Staaten gelten die Prozessvor-
schriften des Englischen Rechtes, doch wird sowohl das Billig-
keisverfahren zum Zwecke der Inhibirung der Nachahmung als
auch das Rechtsverfahren vor den Bezirksgerichten (courts of
circuit)
der Union oder vor den Districtsgerichten, welche gleiche
Gerichtsbarkeit besitzen, anhängig gemacht. Gegen das Urtheil
erster Instanz findet die Appellation und die Nichtigkeitsbe-

1) Godson, A treatise on the law of patents for inventions. Lon-
don 1851 p. 255.
2) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 5
That in any action brought against any person for infringing any let-
ters patent the defendant on pleading thereto, shall give to the plain-
tiff, and in any scire facias to repeal such letters patent, the plaintiff
shall file with his declaration a notice of any objections on which he
means to rely at the trial of such action, and no objection shall be
allowed to be made in behalf of such defendant or plaintiff respecti-
vely at such trial, unless he prove the objections stated in such notice.
3) Godson A Treatise etc. p. 246 f.
4) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 6.

Grossbritannien.
findung zur Zeit der Patentertheilung neu und im Inlande nicht
im Gebrauch war1).

In dem eigentlichen Rechtsverfahren muss der Kläger die
Patenturkunde produziren und sowohl über die Neuheit und
Patentfähigkeit seiner Erfindung als über den Thatbestand der
Nachahmung Beweis antreten.

Der Verklagte muss die Einwendungen, welche er gegen
die Gültigkeit des Patentes erhebt, ebenso wie in dem Verfahren
des scire facias (oben S. 124) bei der ersten Einlassung einzeln
angeben2).

Die Entscheidung erfolgt im gewöhnlichen Verfahren durch
Geschworne. Sie kann durch den Antrag auf ein neues Ver-
fahren (rule nisi) angefochten werden, wenn der unterliegende
Theil durch Affidavits bescheinigt, dass erhebliche Thatsachen
zur Unterstützung seines Anspruchs oder seiner Einwendungen
unerörtert geblieben sind3). Die Kosten des Verfahrens können
von dem Gerichtshofe unabhängig von der Entscheidung in der
Hauptsache vertheilt werden, nach Massgabe des Ausfalles der
Beweisaufnahme über die in der Klage und in der Exceptions-
schrift behaupteten Thatsachen4).

In den Vereinigten Staaten gelten die Prozessvor-
schriften des Englischen Rechtes, doch wird sowohl das Billig-
keisverfahren zum Zwecke der Inhibirung der Nachahmung als
auch das Rechtsverfahren vor den Bezirksgerichten (courts of
circuit)
der Union oder vor den Districtsgerichten, welche gleiche
Gerichtsbarkeit besitzen, anhängig gemacht. Gegen das Urtheil
erster Instanz findet die Appellation und die Nichtigkeitsbe-

1) Godson, A treatise on the law of patents for inventions. Lon-
don 1851 p. 255.
2) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 5
That in any action brought against any person for infringing any let-
ters patent the defendant on pleading thereto, shall give to the plain-
tiff, and in any scire facias to repeal such letters patent, the plaintiff
shall file with his declaration a notice of any objections on which he
means to rely at the trial of such action, and no objection shall be
allowed to be made in behalf of such defendant or plaintiff respecti-
vely at such trial, unless he prove the objections stated in such notice.
3) Godson A Treatise etc. p. 246 f.
4) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 6.
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[191/0218] Grossbritannien. findung zur Zeit der Patentertheilung neu und im Inlande nicht im Gebrauch war 1). In dem eigentlichen Rechtsverfahren muss der Kläger die Patenturkunde produziren und sowohl über die Neuheit und Patentfähigkeit seiner Erfindung als über den Thatbestand der Nachahmung Beweis antreten. Der Verklagte muss die Einwendungen, welche er gegen die Gültigkeit des Patentes erhebt, ebenso wie in dem Verfahren des scire facias (oben S. 124) bei der ersten Einlassung einzeln angeben 2). Die Entscheidung erfolgt im gewöhnlichen Verfahren durch Geschworne. Sie kann durch den Antrag auf ein neues Ver- fahren (rule nisi) angefochten werden, wenn der unterliegende Theil durch Affidavits bescheinigt, dass erhebliche Thatsachen zur Unterstützung seines Anspruchs oder seiner Einwendungen unerörtert geblieben sind 3). Die Kosten des Verfahrens können von dem Gerichtshofe unabhängig von der Entscheidung in der Hauptsache vertheilt werden, nach Massgabe des Ausfalles der Beweisaufnahme über die in der Klage und in der Exceptions- schrift behaupteten Thatsachen 4). In den Vereinigten Staaten gelten die Prozessvor- schriften des Englischen Rechtes, doch wird sowohl das Billig- keisverfahren zum Zwecke der Inhibirung der Nachahmung als auch das Rechtsverfahren vor den Bezirksgerichten (courts of circuit) der Union oder vor den Districtsgerichten, welche gleiche Gerichtsbarkeit besitzen, anhängig gemacht. Gegen das Urtheil erster Instanz findet die Appellation und die Nichtigkeitsbe- 1) Godson, A treatise on the law of patents for inventions. Lon- don 1851 p. 255. 2) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 5 That in any action brought against any person for infringing any let- ters patent the defendant on pleading thereto, shall give to the plain- tiff, and in any scire facias to repeal such letters patent, the plaintiff shall file with his declaration a notice of any objections on which he means to rely at the trial of such action, and no objection shall be allowed to be made in behalf of such defendant or plaintiff respecti- vely at such trial, unless he prove the objections stated in such notice. 3) Godson A Treatise etc. p. 246 f. 4) Statut v. 10. September 1835 (5 & 6 William IV c. 83) sect. 6.

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Zitationshilfe: Klostermann, Rudolf: Das geistige Eigenthum an Schriften, Kunstwerken und Erfindungen. Bd. 2. Berlin, 1869, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klostermann_eigenthum02_1869/218>, abgerufen am 22.11.2024.