Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.

Jn verruchte Gedanken. GOtt, der die Zukunft durch-
schaute,

Hört ihn, und schwieg. Voll ermüdenden Tiefsinns blieb
Adramelech

Unvermerkt auf einer sich um ihn sammelnden Wolke,
Starr mit glühender Stirn, die der Grimm durchfaltete,
sitzen.

Doch das Getöse der wandelnden Erde, die itzt mit der
Nacht kam,

Weckte den Verruchten von seinen schwarzen Gedanken.
Jtzo gesellt er sich wieder zu Satan. Sie giengen und stürm-
ten

Gegen den Oelberg, den Mittler daselbst mit seinen Ver-
trauten

Aufzusuchen. So stürzen zween tödtende Kriegeswagen
Jn die Thäler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes ent-
gegen.

Jtzo sandten sie, hoch von dunkeln donnernden Bergen,
Eherne Krieger; sie rauschen mit eisernem wilden Gotöse
Ueber die Felsen, und krachen, und donnern, und tödten von
ferne.

Also kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.



Dritter Gesang.
Hey mir gegrüßt! ich sehe dich wieder, die du mich
gebahrest,

Erde, mein mütterlich Land, die du mich im
kühlenden Schosse
Einst

Der Meſſias.

Jn verruchte Gedanken. GOtt, der die Zukunft durch-
ſchaute,

Hoͤrt ihn, und ſchwieg. Voll ermuͤdenden Tiefſinns blieb
Adramelech

Unvermerkt auf einer ſich um ihn ſammelnden Wolke,
Starr mit gluͤhender Stirn, die der Grimm durchfaltete,
ſitzen.

Doch das Getoͤſe der wandelnden Erde, die itzt mit der
Nacht kam,

Weckte den Verruchten von ſeinen ſchwarzen Gedanken.
Jtzo geſellt er ſich wieder zu Satan. Sie giengen und ſtuͤrm-
ten

Gegen den Oelberg, den Mittler daſelbſt mit ſeinen Ver-
trauten

Aufzuſuchen. So ſtuͤrzen zween toͤdtende Kriegeswagen
Jn die Thaͤler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes ent-
gegen.

Jtzo ſandten ſie, hoch von dunkeln donnernden Bergen,
Eherne Krieger; ſie rauſchen mit eiſernem wilden Gotoͤſe
Ueber die Felſen, und krachen, und donnern, und toͤdten von
ferne.

Alſo kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.



Dritter Geſang.
Hey mir gegruͤßt! ich ſehe dich wieder, die du mich
gebahreſt,

Erde, mein muͤtterlich Land, die du mich im
kuͤhlenden Schoſſe
Einſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <lg n="33">
          <l>
            <pb facs="#f0098" n="94"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Jn verruchte Gedanken. GOtt, der die Zukunft durch-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chaute,</hi></l><lb/>
          <l>Ho&#x0364;rt ihn, und &#x017F;chwieg. Voll ermu&#x0364;denden Tief&#x017F;inns blieb<lb/><hi rendition="#et">Adramelech</hi></l><lb/>
          <l>Unvermerkt auf einer &#x017F;ich um ihn &#x017F;ammelnden Wolke,</l><lb/>
          <l>Starr mit glu&#x0364;hender Stirn, die der Grimm durchfaltete,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;itzen.</hi></l><lb/>
          <l>Doch das Geto&#x0364;&#x017F;e der wandelnden Erde, die itzt mit der<lb/><hi rendition="#et">Nacht kam,</hi></l><lb/>
          <l>Weckte den Verruchten von &#x017F;einen &#x017F;chwarzen Gedanken.</l><lb/>
          <l>Jtzo ge&#x017F;ellt er &#x017F;ich wieder zu Satan. Sie giengen und &#x017F;tu&#x0364;rm-<lb/><hi rendition="#et">ten</hi></l><lb/>
          <l>Gegen den Oelberg, den Mittler da&#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;einen Ver-<lb/><hi rendition="#et">trauten</hi></l><lb/>
          <l>Aufzu&#x017F;uchen. So &#x017F;tu&#x0364;rzen zween to&#x0364;dtende Kriegeswagen</l><lb/>
          <l>Jn die Tha&#x0364;ler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes ent-<lb/><hi rendition="#et">gegen.</hi></l><lb/>
          <l>Jtzo &#x017F;andten &#x017F;ie, hoch von dunkeln donnernden Bergen,</l><lb/>
          <l>Eherne Krieger; &#x017F;ie rau&#x017F;chen mit ei&#x017F;ernem wilden Goto&#x0364;&#x017F;e</l><lb/>
          <l>Ueber die Fel&#x017F;en, und krachen, und donnern, und to&#x0364;dten von<lb/><hi rendition="#et">ferne.</hi></l><lb/>
          <l>Al&#x017F;o kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder.</l>
        </lg>
      </lg><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <lg type="poem">
        <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Dritter Ge&#x017F;ang.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg n="1">
          <l><hi rendition="#in">H</hi>ey mir gegru&#x0364;ßt! ich &#x017F;ehe dich wieder, die du mich<lb/><hi rendition="#et">gebahre&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Erde, mein mu&#x0364;tterlich Land, die du mich im<lb/><hi rendition="#et">ku&#x0364;hlenden Scho&#x017F;&#x017F;e</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ein&#x017F;t</fw><lb/></l>
        </lg>
      </lg>
    </body>
  </text>
</TEI>
[94/0098] Der Meſſias. Jn verruchte Gedanken. GOtt, der die Zukunft durch- ſchaute, Hoͤrt ihn, und ſchwieg. Voll ermuͤdenden Tiefſinns blieb Adramelech Unvermerkt auf einer ſich um ihn ſammelnden Wolke, Starr mit gluͤhender Stirn, die der Grimm durchfaltete, ſitzen. Doch das Getoͤſe der wandelnden Erde, die itzt mit der Nacht kam, Weckte den Verruchten von ſeinen ſchwarzen Gedanken. Jtzo geſellt er ſich wieder zu Satan. Sie giengen und ſtuͤrm- ten Gegen den Oelberg, den Mittler daſelbſt mit ſeinen Ver- trauten Aufzuſuchen. So ſtuͤrzen zween toͤdtende Kriegeswagen Jn die Thaͤler, dem ruhigen Feldherrn des Feindes ent- gegen. Jtzo ſandten ſie, hoch von dunkeln donnernden Bergen, Eherne Krieger; ſie rauſchen mit eiſernem wilden Gotoͤſe Ueber die Felſen, und krachen, und donnern, und toͤdten von ferne. Alſo kam Adramelech und Satan zum Oelberg hernieder. Dritter Geſang. Hey mir gegruͤßt! ich ſehe dich wieder, die du mich gebahreſt, Erde, mein muͤtterlich Land, die du mich im kuͤhlenden Schoſſe Einſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die ersten drei Gesänge von Klopstocks ‚Messias‘ … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/98
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/98>, abgerufen am 02.05.2024.