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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Der Messias.
Und des bauenden Schöpfers vor seine Gedanken herab-
kam.

Aber so schön war er nicht, wie dein göttlicher Jünger Jo-
hannes.

Doch itzt ist er dort unten in traurigen nächtlichen Grä-
bern,

Und klagt einen besessenen Mann, der im Staube der
Todten

Fürchterlich bleich, wie ein bebend Gerippe, hinausge-
streckt lieget.

JEsus, du soltest ihn sehn, du soltest den zärtlichen Jünger
Neben ihm voller mitleidigen Kummers und Wehmuth
erblicken,

Wie ihm vor Menschenliebe sein Herz erbarmend zerflies-
set,

Wie er erbebt. Mir selbst drang eine wehmüthige Thräne
Zitternd ins Auge. Da wandt ich mich weg. Das Leiden
der Geister,

Die du zur Ewigkeit schufst, ist mir stets durch die Seele
gedrungen.

Raphael schwieg. Das Auge des Mittlers sah zürnend
gen Himmel.

Grosser Vater, erhöre mich itzt. Der Menschenfeind werde
Deinen Gerichten ein ewiges Opfer, das jauchzend der
Himmel,

Das voll Bestürzung und Schand und Schmach die Hölle
betrachte!
Also sagt er, und näherte sich den Gräbern der Todten.
Unten am mitternächtlichen Oelberge waren die Gräber
Jn

Der Meſſias.
Und des bauenden Schoͤpfers vor ſeine Gedanken herab-
kam.

Aber ſo ſchoͤn war er nicht, wie dein goͤttlicher Juͤnger Jo-
hannes.

Doch itzt iſt er dort unten in traurigen naͤchtlichen Graͤ-
bern,

Und klagt einen beſeſſenen Mann, der im Staube der
Todten

Fuͤrchterlich bleich, wie ein bebend Gerippe, hinausge-
ſtreckt lieget.

JEſus, du ſolteſt ihn ſehn, du ſolteſt den zaͤrtlichen Juͤnger
Neben ihm voller mitleidigen Kummers und Wehmuth
erblicken,

Wie ihm vor Menſchenliebe ſein Herz erbarmend zerflieſ-
ſet,

Wie er erbebt. Mir ſelbſt drang eine wehmuͤthige Thraͤne
Zitternd ins Auge. Da wandt ich mich weg. Das Leiden
der Geiſter,

Die du zur Ewigkeit ſchufſt, iſt mir ſtets durch die Seele
gedrungen.

Raphael ſchwieg. Das Auge des Mittlers ſah zuͤrnend
gen Himmel.

Groſſer Vater, erhoͤre mich itzt. Der Menſchenfeind werde
Deinen Gerichten ein ewiges Opfer, das jauchzend der
Himmel,

Das voll Beſtuͤrzung und Schand und Schmach die Hoͤlle
betrachte!
Alſo ſagt er, und naͤherte ſich den Graͤbern der Todten.
Unten am mitternaͤchtlichen Oelberge waren die Graͤber
Jn
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[48/0052] Der Meſſias. Und des bauenden Schoͤpfers vor ſeine Gedanken herab- kam. Aber ſo ſchoͤn war er nicht, wie dein goͤttlicher Juͤnger Jo- hannes. Doch itzt iſt er dort unten in traurigen naͤchtlichen Graͤ- bern, Und klagt einen beſeſſenen Mann, der im Staube der Todten Fuͤrchterlich bleich, wie ein bebend Gerippe, hinausge- ſtreckt lieget. JEſus, du ſolteſt ihn ſehn, du ſolteſt den zaͤrtlichen Juͤnger Neben ihm voller mitleidigen Kummers und Wehmuth erblicken, Wie ihm vor Menſchenliebe ſein Herz erbarmend zerflieſ- ſet, Wie er erbebt. Mir ſelbſt drang eine wehmuͤthige Thraͤne Zitternd ins Auge. Da wandt ich mich weg. Das Leiden der Geiſter, Die du zur Ewigkeit ſchufſt, iſt mir ſtets durch die Seele gedrungen. Raphael ſchwieg. Das Auge des Mittlers ſah zuͤrnend gen Himmel. Groſſer Vater, erhoͤre mich itzt. Der Menſchenfeind werde Deinen Gerichten ein ewiges Opfer, das jauchzend der Himmel, Das voll Beſtuͤrzung und Schand und Schmach die Hoͤlle betrachte! Alſo ſagt er, und naͤherte ſich den Graͤbern der Todten. Unten am mitternaͤchtlichen Oelberge waren die Graͤber Jn

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/52>, abgerufen am 22.11.2024.