Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.Der Messias. Mitten darinnen erhebt sich mit flüßigem Schimmer be-krönet Eine sanftleuchtende Sonne. Von ihr fließt Leben und Wärme Jn die Adern der Erden empor. Die oberste Sonne Bildet mit dieser vertrauten Gehülfinn den blumichten Frühling, Und den feurigen Sommer, von sinkenden Halmen bela- stet, Und dich, o Herbst, auf Traubengebirgen. Jn ihren Be- zirken Jst sie niemals nicht auf und niemals nicht untergegangen. Um sie lächelt ein ewiger Morgen in thauenden Wol- ken. Unterweilen thut der, der die Himmel zusammen erfüllet, Seine Gedanken den Engeln daselbst durch Zeichen in Wolken Wunderbar kund; da erscheinen alsdann die Folgen des Schicksals. Also entdeckt sich GOtt, wenn nach wohlthätigen Wet- tern Ueber besänftigten Wolken der Regenbogen hervorgeht, Und dir, Erde, den Bund und die Fruchtbarkeit GOt- tes verkündigt. Gabriel ließ itzo auf dieser Sonne sich nieder. Um ihn versammelten sich der Königreiche Beschützer, Engel des Kriegs und des Todes, die im Labyrinthe des Schicksals Bis zur göttlichen Hand den führenden Faden beglei- ten; Die
Der Meſſias. Mitten darinnen erhebt ſich mit fluͤßigem Schimmer be-kroͤnet Eine ſanftleuchtende Sonne. Von ihr fließt Leben und Waͤrme Jn die Adern der Erden empor. Die oberſte Sonne Bildet mit dieſer vertrauten Gehuͤlfinn den blumichten Fruͤhling, Und den feurigen Sommer, von ſinkenden Halmen bela- ſtet, Und dich, o Herbſt, auf Traubengebirgen. Jn ihren Be- zirken Jſt ſie niemals nicht auf und niemals nicht untergegangen. Um ſie laͤchelt ein ewiger Morgen in thauenden Wol- ken. Unterweilen thut der, der die Himmel zuſammen erfuͤllet, Seine Gedanken den Engeln daſelbſt durch Zeichen in Wolken Wunderbar kund; da erſcheinen alsdann die Folgen des Schickſals. Alſo entdeckt ſich GOtt, wenn nach wohlthaͤtigen Wet- tern Ueber beſaͤnftigten Wolken der Regenbogen hervorgeht, Und dir, Erde, den Bund und die Fruchtbarkeit GOt- tes verkuͤndigt. Gabriel ließ itzo auf dieſer Sonne ſich nieder. Um ihn verſammelten ſich der Koͤnigreiche Beſchuͤtzer, Engel des Kriegs und des Todes, die im Labyrinthe des Schickſals Bis zur goͤttlichen Hand den fuͤhrenden Faden beglei- ten; Die
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Der Meſſias.
Mitten darinnen erhebt ſich mit fluͤßigem Schimmer be-
kroͤnet
Eine ſanftleuchtende Sonne. Von ihr fließt Leben und
Waͤrme
Jn die Adern der Erden empor. Die oberſte Sonne
Bildet mit dieſer vertrauten Gehuͤlfinn den blumichten
Fruͤhling,
Und den feurigen Sommer, von ſinkenden Halmen bela-
ſtet,
Und dich, o Herbſt, auf Traubengebirgen. Jn ihren Be-
zirken
Jſt ſie niemals nicht auf und niemals nicht untergegangen.
Um ſie laͤchelt ein ewiger Morgen in thauenden Wol-
ken.
Unterweilen thut der, der die Himmel zuſammen erfuͤllet,
Seine Gedanken den Engeln daſelbſt durch Zeichen in
Wolken
Wunderbar kund; da erſcheinen alsdann die Folgen des
Schickſals.
Alſo entdeckt ſich GOtt, wenn nach wohlthaͤtigen Wet-
tern
Ueber beſaͤnftigten Wolken der Regenbogen hervorgeht,
Und dir, Erde, den Bund und die Fruchtbarkeit GOt-
tes verkuͤndigt.
Gabriel ließ itzo auf dieſer Sonne ſich nieder.
Um ihn verſammelten ſich der Koͤnigreiche Beſchuͤtzer,
Engel des Kriegs und des Todes, die im Labyrinthe des
Schickſals
Bis zur goͤttlichen Hand den fuͤhrenden Faden beglei-
ten;
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Zitationshilfe: | Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/42>, abgerufen am 16.02.2025. |