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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.

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Der Messias.
Fliessen von ihr, wie ein sinkendes Meer, unaufhörlich
herunter.

So lag unter der Finsterniß GOttes von Mosen geru
fen,

Ehmals der Nil, in vierzehn Gestade zusammen gedrän-
get,

Und ihr, der Könige Grab, unsterbliche Pyramiden.
Niemals hat noch ein Auge, von kleinern Himmeln um-
grenzet,

Diese verlaßnen Gefilde gesehen, wo nächtliches Erdreich
Unbewohnt ruht, wo kein Laut von Menschenstimmen
ertönet,

Wo kein Todter begraben liegt, wo kein Auferstehn seyn
wird.

Aber zu tiefen Gedanken, und zur Betrachtung gewid-
met,

Machen sie Seraphim herrlich, wenn sie auf ihren Ge-
birgen,

Orionen gleich, gehn, und in prophetischer Stille
Thränenvoll, der Menschen zukünftige Seligkeit an-
schaun.

Mitten in diesen Gefilden erhebt sich die englische Pforte,
Durch die der Erde Beschützer zu ihrem Heiligthum ein-
gehn.

Wie zur Zeit des belebenden Winters ein heiliger
Festtag

Ueber beschneyten Gebirgen nach trüben Tagen hervor-
geht;

Wolken und Nacht entfliehen vor ihm, die beeisten Ge-
filde

Hohe

Der Meſſias.
Flieſſen von ihr, wie ein ſinkendes Meer, unaufhoͤrlich
herunter.

So lag unter der Finſterniß GOttes von Moſen geru
fen,

Ehmals der Nil, in vierzehn Geſtade zuſammen gedraͤn-
get,

Und ihr, der Koͤnige Grab, unſterbliche Pyramiden.
Niemals hat noch ein Auge, von kleinern Himmeln um-
grenzet,

Dieſe verlaßnen Gefilde geſehen, wo naͤchtliches Erdreich
Unbewohnt ruht, wo kein Laut von Menſchenſtimmen
ertoͤnet,

Wo kein Todter begraben liegt, wo kein Auferſtehn ſeyn
wird.

Aber zu tiefen Gedanken, und zur Betrachtung gewid-
met,

Machen ſie Seraphim herrlich, wenn ſie auf ihren Ge-
birgen,

Orionen gleich, gehn, und in prophetiſcher Stille
Thraͤnenvoll, der Menſchen zukuͤnftige Seligkeit an-
ſchaun.

Mitten in dieſen Gefilden erhebt ſich die engliſche Pforte,
Durch die der Erde Beſchuͤtzer zu ihrem Heiligthum ein-
gehn.

Wie zur Zeit des belebenden Winters ein heiliger
Feſttag

Ueber beſchneyten Gebirgen nach truͤben Tagen hervor-
geht;

Wolken und Nacht entfliehen vor ihm, die beeiſten Ge-
filde

Hohe
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[36/0040] Der Meſſias. Flieſſen von ihr, wie ein ſinkendes Meer, unaufhoͤrlich herunter. So lag unter der Finſterniß GOttes von Moſen geru fen, Ehmals der Nil, in vierzehn Geſtade zuſammen gedraͤn- get, Und ihr, der Koͤnige Grab, unſterbliche Pyramiden. Niemals hat noch ein Auge, von kleinern Himmeln um- grenzet, Dieſe verlaßnen Gefilde geſehen, wo naͤchtliches Erdreich Unbewohnt ruht, wo kein Laut von Menſchenſtimmen ertoͤnet, Wo kein Todter begraben liegt, wo kein Auferſtehn ſeyn wird. Aber zu tiefen Gedanken, und zur Betrachtung gewid- met, Machen ſie Seraphim herrlich, wenn ſie auf ihren Ge- birgen, Orionen gleich, gehn, und in prophetiſcher Stille Thraͤnenvoll, der Menſchen zukuͤnftige Seligkeit an- ſchaun. Mitten in dieſen Gefilden erhebt ſich die engliſche Pforte, Durch die der Erde Beſchuͤtzer zu ihrem Heiligthum ein- gehn. Wie zur Zeit des belebenden Winters ein heiliger Feſttag Ueber beſchneyten Gebirgen nach truͤben Tagen hervor- geht; Wolken und Nacht entfliehen vor ihm, die beeiſten Ge- filde Hohe

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias_1749/40>, abgerufen am 21.11.2024.