Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.Erster Gesang. Dieß ist der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fort-gieng, Und sich von fern dem Himmel der göttlichen Herrlich- keit nahte. Mitten in dieser Versammlung der Sonnen erhebt sich der Himmel, Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fülle Aller sichtbaren Schönheit, die sich, gleich flüchtigen Bä- chen, Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend er- giesset. Also dreht er sich, unter dem Ewigen, um sich selber. Jndem er wandelt, ertönen von ihm, auf Flügeln der Winde, An die Gestade der Sonnen die sphärischen Harmonien Hoch hinüber. Die Lieder der göttlichen Harfenspieler Schallen mit Macht, wie beseelend, darein. Dies verein- barte Tönen Führt vorm unsterblichen Hörer manch hohes Loblied vor- über. Wie sich sein freudiger Blick an seinen Werken ergetzet, Also vergnügte sein göttliches Ohr itzt dies hohe Getöne. Die du himmlische Lieder mich lehrst, Gespielinn der Engel, Seherinn GOttes, du Hörerinn hoher unsterblicher Stimmen, Melde mir, Muse von Tabor, das Lied, das die Himmel itzt sangen, Sey B
Erſter Geſang. Dieß iſt der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fort-gieng, Und ſich von fern dem Himmel der goͤttlichen Herrlich- keit nahte. Mitten in dieſer Verſammlung der Sonnen erhebt ſich der Himmel, Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fuͤlle Aller ſichtbaren Schoͤnheit, die ſich, gleich fluͤchtigen Baͤ- chen, Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend er- gieſſet. Alſo dreht er ſich, unter dem Ewigen, um ſich ſelber. Jndem er wandelt, ertoͤnen von ihm, auf Fluͤgeln der Winde, An die Geſtade der Sonnen die ſphaͤriſchen Harmonien Hoch hinuͤber. Die Lieder der goͤttlichen Harfenſpieler Schallen mit Macht, wie beſeelend, darein. Dies verein- barte Toͤnen Fuͤhrt vorm unſterblichen Hoͤrer manch hohes Loblied vor- uͤber. Wie ſich ſein freudiger Blick an ſeinen Werken ergetzet, Alſo vergnuͤgte ſein goͤttliches Ohr itzt dies hohe Getoͤne. Die du himmliſche Lieder mich lehrſt, Geſpielinn der Engel, Seherinn GOttes, du Hoͤrerinn hoher unſterblicher Stimmen, Melde mir, Muſe von Tabor, das Lied, das die Himmel itzt ſangen, Sey B
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Erſter Geſang.
Dieß iſt der heilige Weg, durch den itzt Gabriel fort-
gieng,
Und ſich von fern dem Himmel der goͤttlichen Herrlich-
keit nahte.
Mitten in dieſer Verſammlung der Sonnen erhebt ſich
der Himmel,
Rund, unermeßlich, das Urbild der Welten, die Fuͤlle
Aller ſichtbaren Schoͤnheit, die ſich, gleich fluͤchtigen Baͤ-
chen,
Um ihn, durch den unendlichen Raum nachahmend er-
gieſſet.
Alſo dreht er ſich, unter dem Ewigen, um ſich ſelber.
Jndem er wandelt, ertoͤnen von ihm, auf Fluͤgeln der
Winde,
An die Geſtade der Sonnen die ſphaͤriſchen Harmonien
Hoch hinuͤber. Die Lieder der goͤttlichen Harfenſpieler
Schallen mit Macht, wie beſeelend, darein. Dies verein-
barte Toͤnen
Fuͤhrt vorm unſterblichen Hoͤrer manch hohes Loblied vor-
uͤber.
Wie ſich ſein freudiger Blick an ſeinen Werken ergetzet,
Alſo vergnuͤgte ſein goͤttliches Ohr itzt dies hohe Getoͤne.
Die du himmliſche Lieder mich lehrſt, Geſpielinn der
Engel,
Seherinn GOttes, du Hoͤrerinn hoher unſterblicher
Stimmen,
Melde mir, Muſe von Tabor, das Lied, das die Himmel
itzt ſangen,
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