Klopstock, Friedrich Gottlieb: Der Messias. Ein Heldengedicht. Halle, 1749.
Seraph, ein heimlicher Haß, ein feindschaftsvolles Be- streben, Sprach Jthuriel, hat den unglückseligen Jünger Wider den göttlichen Mittler empört. Er hasset Johan- nes, Weil den JEsus vor allen mit inniger Zärtlichkeit liebet; Und, was er noch vor sich selbst zu verbergen sucht, auch den Erlöser. Auch sind in einer erschrecklichen Stunde Begierden nach Reichthum Noch dazu in seiner sonst edleren Seele gewurzelt. Denn die kannt ich im Jünglinge nicht. Von ihnen ver- blendet, Glaubt er, nun werde Johannes dereinst vor den übrigen Jüngern Und auch besonders vor ihm im neuen Reiche des Mitt- lers Schätze, die herrlichsten Schätze, des Reichthums Erst- linge, sammeln! Dies hab ich oft, wenn er, wie er glaubte, von keinem bemerket, Einsam herumgieng, von ihm aus klagendem Munde vernommen. Einst als er auch, (dies schreckliche Bild wird mir ewig vor Augen Schweben, und ewig mein Herz mit stillem Kummer er- füllen!) Einst H 4
Seraph, ein heimlicher Haß, ein feindſchaftsvolles Be- ſtreben, Sprach Jthuriel, hat den ungluͤckſeligen Juͤnger Wider den goͤttlichen Mittler empoͤrt. Er haſſet Johan- nes, Weil den JEſus vor allen mit inniger Zaͤrtlichkeit liebet; Und, was er noch vor ſich ſelbſt zu verbergen ſucht, auch den Erloͤſer. Auch ſind in einer erſchrecklichen Stunde Begierden nach Reichthum Noch dazu in ſeiner ſonſt edleren Seele gewurzelt. Denn die kannt ich im Juͤnglinge nicht. Von ihnen ver- blendet, Glaubt er, nun werde Johannes dereinſt vor den uͤbrigen Juͤngern Und auch beſonders vor ihm im neuen Reiche des Mitt- lers Schaͤtze, die herrlichſten Schaͤtze, des Reichthums Erſt- linge, ſammeln! Dies hab ich oft, wenn er, wie er glaubte, von keinem bemerket, Einſam herumgieng, von ihm aus klagendem Munde vernommen. Einſt als er auch, (dies ſchreckliche Bild wird mir ewig vor Augen Schweben, und ewig mein Herz mit ſtillem Kummer er- fuͤllen!) Einſt H 4
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Dritter Geſang.
Das ihn vor JEſu und dir und allen Geiſtern entehrte.
Sag es nur frey, zwar bebt mir mein Herz, doch, Jthu-
riel, ſag es!
Seraph, ein heimlicher Haß, ein feindſchaftsvolles Be-
ſtreben,
Sprach Jthuriel, hat den ungluͤckſeligen Juͤnger
Wider den goͤttlichen Mittler empoͤrt. Er haſſet Johan-
nes,
Weil den JEſus vor allen mit inniger Zaͤrtlichkeit liebet;
Und, was er noch vor ſich ſelbſt zu verbergen ſucht, auch
den Erloͤſer.
Auch ſind in einer erſchrecklichen Stunde Begierden nach
Reichthum
Noch dazu in ſeiner ſonſt edleren Seele gewurzelt.
Denn die kannt ich im Juͤnglinge nicht. Von ihnen ver-
blendet,
Glaubt er, nun werde Johannes dereinſt vor den uͤbrigen
Juͤngern
Und auch beſonders vor ihm im neuen Reiche des Mitt-
lers
Schaͤtze, die herrlichſten Schaͤtze, des Reichthums Erſt-
linge, ſammeln!
Dies hab ich oft, wenn er, wie er glaubte, von keinem
bemerket,
Einſam herumgieng, von ihm aus klagendem Munde
vernommen.
Einſt als er auch, (dies ſchreckliche Bild wird mir ewig
vor Augen
Schweben, und ewig mein Herz mit ſtillem Kummer er-
fuͤllen!)
Einſt
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