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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Der Messias.
Aber ihm nicht! Er sprach jezt mit Einigen, kehrte sich wieder
Weinend weg, und hörte nur an, was mit Andern sie sprachen.
Jezo ging er mit Gerson aus Paros, der war Elihu,
Hiobs Freund. Bethoron erzählte, so wollt' es Elihu,
Von den Thaten des Herrn, da er noch im Leben die Lehren
Gottes lehrte; bestätigte noch durch Wunder die Lehren
Gottes. Und einmal rief Elihu: O Selige, die er
Sich zu Zeugen erkohr. Bethoron durchdrang es die Seele,
Und er glaubt' an Gerson zu sehen, er wäre kein Pilger!
Gerson wendete sich zu seinen Gefährten. Die Blicke!
Dachte Bethoron bey sich, und diese Stimme, bisweilen
Voller Laute, wie sonst ich keine Laute nicht kenne!
Diese Worte der Kraft! der Wahrheit!.. Aber was sinn' ich
Ueber ihn nach, und quäle mein Herz? O sey nur, du Fremdling,
Sey ein Sterblicher! sey ach kein Unsterblicher! .. Gerson,
Kehre wieder! Er kehret nicht wieder. Er will mir Verlaßnen
Nicht erscheinen! Bethoron war unvermerkt an dem Bache,
Welcher das Grab Maria's umfloß, hinuntergegangen.
Und dem Einsamen kam ein andrer Fremdling entgegen,
Nahm ihm die Hand, und wurde sein Freund. Da ergoß sich Bethorons
Traurende Seele! da sprach er von Christus Berufe, von seiner
Weigerung, sprach von allem, was ihm sein Jnnres durchdränge!
Ob der Mitler ihn wohl noch liebte? das nicht! ihm vergäbe?
Und, wenn er ihm vergäbe ... Wer bist du, o Fremdling? Wofern du
Einer der Himlischen bist, der Seligen Gottes einer,
Die den Zeugen des Mitlers erscheinen; so ... laß dich erflehen,
Wende nicht weg dieß Auge voll Liebe! so habe du Mitleid

Mit

Der Meſſias.
Aber ihm nicht! Er ſprach jezt mit Einigen, kehrte ſich wieder
Weinend weg, und hoͤrte nur an, was mit Andern ſie ſprachen.
Jezo ging er mit Gerſon aus Paros, der war Elihu,
Hiobs Freund. Bethoron erzaͤhlte, ſo wollt’ es Elihu,
Von den Thaten des Herrn, da er noch im Leben die Lehren
Gottes lehrte; beſtaͤtigte noch durch Wunder die Lehren
Gottes. Und einmal rief Elihu: O Selige, die er
Sich zu Zeugen erkohr. Bethoron durchdrang es die Seele,
Und er glaubt’ an Gerſon zu ſehen, er waͤre kein Pilger!
Gerſon wendete ſich zu ſeinen Gefaͤhrten. Die Blicke!
Dachte Bethoron bey ſich, und dieſe Stimme, bisweilen
Voller Laute, wie ſonſt ich keine Laute nicht kenne!
Dieſe Worte der Kraft! der Wahrheit!.. Aber was ſinn’ ich
Ueber ihn nach, und quaͤle mein Herz? O ſey nur, du Fremdling,
Sey ein Sterblicher! ſey ach kein Unſterblicher! .. Gerſon,
Kehre wieder! Er kehret nicht wieder. Er will mir Verlaßnen
Nicht erſcheinen! Bethoron war unvermerkt an dem Bache,
Welcher das Grab Maria’s umfloß, hinuntergegangen.
Und dem Einſamen kam ein andrer Fremdling entgegen,
Nahm ihm die Hand, und wurde ſein Freund. Da ergoß ſich Bethorons
Traurende Seele! da ſprach er von Chriſtus Berufe, von ſeiner
Weigerung, ſprach von allem, was ihm ſein Jnnres durchdraͤnge!
Ob der Mitler ihn wohl noch liebte? das nicht! ihm vergaͤbe?
Und, wenn er ihm vergaͤbe … Wer biſt du, o Fremdling? Wofern du
Einer der Himliſchen biſt, der Seligen Gottes einer,
Die den Zeugen des Mitlers erſcheinen; ſo … laß dich erflehen,
Wende nicht weg dieß Auge voll Liebe! ſo habe du Mitleid

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[78/0078] Der Meſſias. Aber ihm nicht! Er ſprach jezt mit Einigen, kehrte ſich wieder Weinend weg, und hoͤrte nur an, was mit Andern ſie ſprachen. Jezo ging er mit Gerſon aus Paros, der war Elihu, Hiobs Freund. Bethoron erzaͤhlte, ſo wollt’ es Elihu, Von den Thaten des Herrn, da er noch im Leben die Lehren Gottes lehrte; beſtaͤtigte noch durch Wunder die Lehren Gottes. Und einmal rief Elihu: O Selige, die er Sich zu Zeugen erkohr. Bethoron durchdrang es die Seele, Und er glaubt’ an Gerſon zu ſehen, er waͤre kein Pilger! Gerſon wendete ſich zu ſeinen Gefaͤhrten. Die Blicke! Dachte Bethoron bey ſich, und dieſe Stimme, bisweilen Voller Laute, wie ſonſt ich keine Laute nicht kenne! Dieſe Worte der Kraft! der Wahrheit!.. Aber was ſinn’ ich Ueber ihn nach, und quaͤle mein Herz? O ſey nur, du Fremdling, Sey ein Sterblicher! ſey ach kein Unſterblicher! .. Gerſon, Kehre wieder! Er kehret nicht wieder. Er will mir Verlaßnen Nicht erſcheinen! Bethoron war unvermerkt an dem Bache, Welcher das Grab Maria’s umfloß, hinuntergegangen. Und dem Einſamen kam ein andrer Fremdling entgegen, Nahm ihm die Hand, und wurde ſein Freund. Da ergoß ſich Bethorons Traurende Seele! da ſprach er von Chriſtus Berufe, von ſeiner Weigerung, ſprach von allem, was ihm ſein Jnnres durchdraͤnge! Ob der Mitler ihn wohl noch liebte? das nicht! ihm vergaͤbe? Und, wenn er ihm vergaͤbe … Wer biſt du, o Fremdling? Wofern du Einer der Himliſchen biſt, der Seligen Gottes einer, Die den Zeugen des Mitlers erſcheinen; ſo … laß dich erflehen, Wende nicht weg dieß Auge voll Liebe! ſo habe du Mitleid Mit

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/78>, abgerufen am 21.11.2024.