Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Messias.
Auch hier ist, wo Gott lohnt, am Ziel lohnt, mit Vollendung!
Du o seliges Gefühl, wer spricht völlig dich aus?

Wo ertönte so sanft? ach, wo lispelte sie,
Die es je ganz aussprach die Harfe? wo erklang
Sie himlisch? Krystallstrom, wo hörtest du es herwehn?
Und, o Palme bey dem Strom, Sions Hörerin, wo?
Und die Seelen ergrif des neuen Lebens Entzückung,
Und sie strömten ins Heer des Siegers herein, und sangen.
Ach, zu dem Triumph schweben wir empor,
Engel! und ihr, Erben des Lichts! kommen zu des Sohns
Himmelsgang! Du o Tod, du Flug zu dem Genuß!
Gräber, und ihr Graun, Wonne seyd ihr, Himmel und sein Heil!
Göttlicher! o dich nennet des Gesangs,
Dich des Gefühls Wonne nicht aus! Göttlicher! der Welt
König! König der Welt! nur schwach, und in der Fern,
Rufet der Triumph, hallet dir nach Jubel sein Getön!
Siehe, von der Schaar derer, die dein Tod,
Mitler, versönt, derer, die du, Herlicher! erhöhst,
Sind auch wir! und gesät ins wartende Gefild,
Wo, in dem Gericht, Herlicher, du erndtest, und verklärst.
Himlische Jünglinge, Seraphim, die an dem Fuße der Cedern,
Gabriels und Eloa's, wie Blumen blühten, vermochten
Jhrer Freude Gefühl bey diesem festlichen Anblik
Nun nicht mehr zu halten. Mit Eile rauschten die Saiten:
Wie

Der Meſſias.
Auch hier iſt, wo Gott lohnt, am Ziel lohnt, mit Vollendung!
Du o ſeliges Gefuͤhl, wer ſpricht voͤllig dich aus?

Wo ertoͤnte ſo ſanft? ach, wo liſpelte ſie,
Die es je ganz ausſprach die Harfe? wo erklang
Sie himliſch? Kryſtallſtrom, wo hoͤrteſt du es herwehn?
Und, o Palme bey dem Strom, Sions Hoͤrerin, wo?
Und die Seelen ergrif des neuen Lebens Entzuͤckung,
Und ſie ſtroͤmten ins Heer des Siegers herein, und ſangen.
Ach, zu dem Triumph ſchweben wir empor,
Engel! und ihr, Erben des Lichts! kommen zu des Sohns
Himmelsgang! Du o Tod, du Flug zu dem Genuß!
Graͤber, und ihr Graun, Wonne ſeyd ihr, Himmel und ſein Heil!
Goͤttlicher! o dich nennet des Geſangs,
Dich des Gefuͤhls Wonne nicht aus! Goͤttlicher! der Welt
Koͤnig! Koͤnig der Welt! nur ſchwach, und in der Fern,
Rufet der Triumph, hallet dir nach Jubel ſein Getoͤn!
Siehe, von der Schaar derer, die dein Tod,
Mitler, verſoͤnt, derer, die du, Herlicher! erhoͤhſt,
Sind auch wir! und geſaͤt ins wartende Gefild,
Wo, in dem Gericht, Herlicher, du erndteſt, und verklaͤrſt.
Himliſche Juͤnglinge, Seraphim, die an dem Fuße der Cedern,
Gabriels und Eloa’s, wie Blumen bluͤhten, vermochten
Jhrer Freude Gefuͤhl bey dieſem feſtlichen Anblik
Nun nicht mehr zu halten. Mit Eile rauſchten die Saiten:
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="36">
              <pb facs="#f0168" n="168"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Me&#x017F;&#x017F;ias.</hi> </fw><lb/>
              <l>Auch hier i&#x017F;t, wo Gott lohnt, am Ziel lohnt, mit Vollendung!</l><lb/>
              <l>Du o &#x017F;eliges Gefu&#x0364;hl, wer &#x017F;pricht vo&#x0364;llig dich aus?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="37">
              <l>Wo erto&#x0364;nte &#x017F;o &#x017F;anft? ach, wo li&#x017F;pelte &#x017F;ie,</l><lb/>
              <l>Die es je ganz aus&#x017F;prach die Harfe? wo erklang</l><lb/>
              <l>Sie himli&#x017F;ch? Kry&#x017F;tall&#x017F;trom, wo ho&#x0364;rte&#x017F;t du es herwehn?</l><lb/>
              <l>Und, o Palme bey dem Strom, Sions Ho&#x0364;rerin, wo?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="38">
              <l>Und die Seelen ergrif des neuen Lebens Entzu&#x0364;ckung,</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;ie &#x017F;tro&#x0364;mten ins Heer des Siegers herein, und &#x017F;angen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="39">
              <l>Ach, zu dem Triumph &#x017F;chweben wir empor,</l><lb/>
              <l>Engel! und ihr, Erben des Lichts! kommen zu des Sohns</l><lb/>
              <l>Himmelsgang! Du o Tod, du Flug zu dem Genuß!</l><lb/>
              <l>Gra&#x0364;ber, und ihr Graun, Wonne &#x017F;eyd ihr, Himmel und &#x017F;ein Heil!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="40">
              <l>Go&#x0364;ttlicher! o dich nennet des Ge&#x017F;angs,</l><lb/>
              <l>Dich des Gefu&#x0364;hls Wonne nicht aus! Go&#x0364;ttlicher! der Welt</l><lb/>
              <l>Ko&#x0364;nig! Ko&#x0364;nig der Welt! nur &#x017F;chwach, und in der Fern,</l><lb/>
              <l>Rufet der Triumph, hallet dir nach Jubel &#x017F;ein Geto&#x0364;n!</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="41">
              <l>Siehe, von der Schaar derer, die dein Tod,</l><lb/>
              <l>Mitler, ver&#x017F;o&#x0364;nt, derer, die du, Herlicher! erho&#x0364;h&#x017F;t,</l><lb/>
              <l>Sind auch wir! und ge&#x017F;a&#x0364;t ins wartende Gefild,</l><lb/>
              <l>Wo, in dem Gericht, Herlicher, du erndte&#x017F;t, und verkla&#x0364;r&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="42">
              <l>Himli&#x017F;che Ju&#x0364;nglinge, Seraphim, die an dem Fuße der Cedern,</l><lb/>
              <l>Gabriels und Eloa&#x2019;s, wie Blumen blu&#x0364;hten, vermochten</l><lb/>
              <l>Jhrer Freude Gefu&#x0364;hl bey die&#x017F;em fe&#x017F;tlichen Anblik</l><lb/>
              <l>Nun nicht mehr zu halten. Mit Eile rau&#x017F;chten die Saiten:</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0168] Der Meſſias. Auch hier iſt, wo Gott lohnt, am Ziel lohnt, mit Vollendung! Du o ſeliges Gefuͤhl, wer ſpricht voͤllig dich aus? Wo ertoͤnte ſo ſanft? ach, wo liſpelte ſie, Die es je ganz ausſprach die Harfe? wo erklang Sie himliſch? Kryſtallſtrom, wo hoͤrteſt du es herwehn? Und, o Palme bey dem Strom, Sions Hoͤrerin, wo? Und die Seelen ergrif des neuen Lebens Entzuͤckung, Und ſie ſtroͤmten ins Heer des Siegers herein, und ſangen. Ach, zu dem Triumph ſchweben wir empor, Engel! und ihr, Erben des Lichts! kommen zu des Sohns Himmelsgang! Du o Tod, du Flug zu dem Genuß! Graͤber, und ihr Graun, Wonne ſeyd ihr, Himmel und ſein Heil! Goͤttlicher! o dich nennet des Geſangs, Dich des Gefuͤhls Wonne nicht aus! Goͤttlicher! der Welt Koͤnig! Koͤnig der Welt! nur ſchwach, und in der Fern, Rufet der Triumph, hallet dir nach Jubel ſein Getoͤn! Siehe, von der Schaar derer, die dein Tod, Mitler, verſoͤnt, derer, die du, Herlicher! erhoͤhſt, Sind auch wir! und geſaͤt ins wartende Gefild, Wo, in dem Gericht, Herlicher, du erndteſt, und verklaͤrſt. Himliſche Juͤnglinge, Seraphim, die an dem Fuße der Cedern, Gabriels und Eloa’s, wie Blumen bluͤhten, vermochten Jhrer Freude Gefuͤhl bey dieſem feſtlichen Anblik Nun nicht mehr zu halten. Mit Eile rauſchten die Saiten: Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/168
Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/168>, abgerufen am 24.11.2024.