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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773.

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Neunzehnter Gesang.
Meinen Frieden geb ich euch. Jhm gleichet der Erde
Friede nicht. Mit Ruh, und Unerschrockenheit stärk' er
Eure Seelen. Jhr werdet euch freun, wenn ihr mich liebet!

Also hörten sie ihn die lezten Worte der Weihung
Zu dem nahenden Kampf, und zu dem ewigen Leben
Sagen, und sahn ihn nicht mehr. Als jezt aus ihrer Entzückung
Freud' und Heiterkeit war, und Ruhe der Seele geworden,
Sahen sie nicht ferne von da, wo Christus sich wandte,
Und verschwand, den Knaben Nephthoa, als schlummert' er, liegen;
Und sie wolten ihn wecken, allein der glükliche Knabe
War gestorben. Und Lazarus rief: Auf, gehet, und sammelt
Blumen, ich mach' ihm das Grab. Sie gingen, und sammelten Blumen.
Schon erhub sich neben Nephthoa, ihn bald nun zu decken,
Jener kleine Hügel, zu welchem wir All' einst kommen
Müssen, zu Staube Staub. Sie nahmen den lächelnden Knaben,
Senkten ihn nieder ins Grab, und dekten ihn leise mit Erde
Und mit Blumen, die sie aus voller Hand auf die Stäte
Seiner Aussaat streuten. Sie wendeten sich, und verliessen
Tabor. Viele sahen noch oft sich um nach dem frischen
Blumenhügel; doch trübete deren Auge nicht Wehmut,
Denen Sterben Gewinn, und Leben war der Erstandne.
Die von den Siebzigen waren auf Tabor gewesen, verliessen
Jezo den Berg der Verklärung, und stiegen herunter, und kamen,
Seitwärts von Stegen geführt, in ein Palmenwäldchen des Thales.
Und sie fanden daselbst die heiligen Zwölfe versammelt;
Fanden, wer nicht von ihnen mit war auf Tabor gewesen.
Und
IV Band. K

Neunzehnter Geſang.
Meinen Frieden geb ich euch. Jhm gleichet der Erde
Friede nicht. Mit Ruh, und Unerſchrockenheit ſtaͤrk’ er
Eure Seelen. Jhr werdet euch freun, wenn ihr mich liebet!

Alſo hoͤrten ſie ihn die lezten Worte der Weihung
Zu dem nahenden Kampf, und zu dem ewigen Leben
Sagen, und ſahn ihn nicht mehr. Als jezt aus ihrer Entzuͤckung
Freud’ und Heiterkeit war, und Ruhe der Seele geworden,
Sahen ſie nicht ferne von da, wo Chriſtus ſich wandte,
Und verſchwand, den Knaben Nephthoa, als ſchlummert’ er, liegen;
Und ſie wolten ihn wecken, allein der gluͤkliche Knabe
War geſtorben. Und Lazarus rief: Auf, gehet, und ſammelt
Blumen, ich mach’ ihm das Grab. Sie gingen, und ſammelten Blumen.
Schon erhub ſich neben Nephthoa, ihn bald nun zu decken,
Jener kleine Huͤgel, zu welchem wir All’ einſt kommen
Muͤſſen, zu Staube Staub. Sie nahmen den laͤchelnden Knaben,
Senkten ihn nieder ins Grab, und dekten ihn leiſe mit Erde
Und mit Blumen, die ſie aus voller Hand auf die Staͤte
Seiner Ausſaat ſtreuten. Sie wendeten ſich, und verlieſſen
Tabor. Viele ſahen noch oft ſich um nach dem friſchen
Blumenhuͤgel; doch truͤbete deren Auge nicht Wehmut,
Denen Sterben Gewinn, und Leben war der Erſtandne.
Die von den Siebzigen waren auf Tabor geweſen, verlieſſen
Jezo den Berg der Verklaͤrung, und ſtiegen herunter, und kamen,
Seitwaͤrts von Stegen gefuͤhrt, in ein Palmenwaͤldchen des Thales.
Und ſie fanden daſelbſt die heiligen Zwoͤlfe verſammelt;
Fanden, wer nicht von ihnen mit war auf Tabor geweſen.
Und
IV Band. K
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[145/0145] Neunzehnter Geſang. Meinen Frieden geb ich euch. Jhm gleichet der Erde Friede nicht. Mit Ruh, und Unerſchrockenheit ſtaͤrk’ er Eure Seelen. Jhr werdet euch freun, wenn ihr mich liebet! Alſo hoͤrten ſie ihn die lezten Worte der Weihung Zu dem nahenden Kampf, und zu dem ewigen Leben Sagen, und ſahn ihn nicht mehr. Als jezt aus ihrer Entzuͤckung Freud’ und Heiterkeit war, und Ruhe der Seele geworden, Sahen ſie nicht ferne von da, wo Chriſtus ſich wandte, Und verſchwand, den Knaben Nephthoa, als ſchlummert’ er, liegen; Und ſie wolten ihn wecken, allein der gluͤkliche Knabe War geſtorben. Und Lazarus rief: Auf, gehet, und ſammelt Blumen, ich mach’ ihm das Grab. Sie gingen, und ſammelten Blumen. Schon erhub ſich neben Nephthoa, ihn bald nun zu decken, Jener kleine Huͤgel, zu welchem wir All’ einſt kommen Muͤſſen, zu Staube Staub. Sie nahmen den laͤchelnden Knaben, Senkten ihn nieder ins Grab, und dekten ihn leiſe mit Erde Und mit Blumen, die ſie aus voller Hand auf die Staͤte Seiner Ausſaat ſtreuten. Sie wendeten ſich, und verlieſſen Tabor. Viele ſahen noch oft ſich um nach dem friſchen Blumenhuͤgel; doch truͤbete deren Auge nicht Wehmut, Denen Sterben Gewinn, und Leben war der Erſtandne. Die von den Siebzigen waren auf Tabor geweſen, verlieſſen Jezo den Berg der Verklaͤrung, und ſtiegen herunter, und kamen, Seitwaͤrts von Stegen gefuͤhrt, in ein Palmenwaͤldchen des Thales. Und ſie fanden daſelbſt die heiligen Zwoͤlfe verſammelt; Fanden, wer nicht von ihnen mit war auf Tabor geweſen. Und IV Band. K

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 4. Halle, 1773, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias04_1773/145>, abgerufen am 21.11.2024.