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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769.

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Der Messias.
Einer, der stirbt, und mit ihnen das ewige Leben beginnet.
Nur der Prophet des verstummenden Lamms Jesaia vernahm sie
Von dem geöffneten Grabe noch fern, da die Engel ihr Antlitz
Deckten, und gegen einander flogen, und sangen: Heilig,
Heilig ist, heilig der Herr der Geschaffnen! und alle Lande
Sind der Herrlichkeit Gottes Zebaoth voll! daß erbebten
Vor der Rufenden Stimme die Ueberschwellen des Tempels.

Voll von dem süßen Erwarten der Auferstehung des Mittlers
Fuhren die Heiligen fort, sich, was sie empfanden, zu sagen
Jetzt mit Stimmen, mit Saiten alsdann, und dem feyrlichen Halle,
Oft mit beyden. Denn noch war nicht das Schweigen der Freude,
Nicht das Verstummen der Wonne gekommen. Der göttliche Todte
Schlummerte noch ... Hesekiel stieg auf ein Grabmaal am Oelberg
Aus den Wolken herunter, und sang: Verdorrte Gebeine
Sah ich um mich, und wurde des großen Befehles gewürdigt,
Jhnen zu rufen: Verdorrte Gebeine, höret des Herrn Wort!
Als ich rief den Befehl, da rauschte das weite Gefilde!
Siehe da regt' es sich, als ich den großen Befehl um mich ausrief,
Und die Gebeine kamen zusammen, jedes Gebeine
Kam zu dem seinen, und Leben kam mit den fliegenden Winden
Jn die Todten. Nun standen sie all' auf dem weiten Gefilde,
Sieh ein unzählbares Heer! ... Das wurd ich zu sehen gewürdigt!
Noch entzückt mich das Bild von dieser Rettung Gesichte;
Aber wie war mir, als ich auch selber ins Leben herauf kam,
Jch verdorrtes Gebein! O Dank, Dank meinem Erwecker,
Dessen Leichnam noch schlummert, und der doch Todten erwecket!
Er

Der Meſſias.
Einer, der ſtirbt, und mit ihnen das ewige Leben beginnet.
Nur der Prophet des verſtummenden Lamms Jeſaia vernahm ſie
Von dem geoͤffneten Grabe noch fern, da die Engel ihr Antlitz
Deckten, und gegen einander flogen, und ſangen: Heilig,
Heilig iſt, heilig der Herr der Geſchaffnen! und alle Lande
Sind der Herrlichkeit Gottes Zebaoth voll! daß erbebten
Vor der Rufenden Stimme die Ueberſchwellen des Tempels.

Voll von dem ſuͤßen Erwarten der Auferſtehung des Mittlers
Fuhren die Heiligen fort, ſich, was ſie empfanden, zu ſagen
Jetzt mit Stimmen, mit Saiten alsdann, und dem feyrlichen Halle,
Oft mit beyden. Denn noch war nicht das Schweigen der Freude,
Nicht das Verſtummen der Wonne gekommen. Der goͤttliche Todte
Schlummerte noch … Heſekiel ſtieg auf ein Grabmaal am Oelberg
Aus den Wolken herunter, und ſang: Verdorrte Gebeine
Sah ich um mich, und wurde des großen Befehles gewuͤrdigt,
Jhnen zu rufen: Verdorrte Gebeine, hoͤret des Herrn Wort!
Als ich rief den Befehl, da rauſchte das weite Gefilde!
Siehe da regt’ es ſich, als ich den großen Befehl um mich ausrief,
Und die Gebeine kamen zuſammen, jedes Gebeine
Kam zu dem ſeinen, und Leben kam mit den fliegenden Winden
Jn die Todten. Nun ſtanden ſie all’ auf dem weiten Gefilde,
Sieh ein unzaͤhlbares Heer! … Das wurd ich zu ſehen gewuͤrdigt!
Noch entzuͤckt mich das Bild von dieſer Rettung Geſichte;
Aber wie war mir, als ich auch ſelber ins Leben herauf kam,
Jch verdorrtes Gebein! O Dank, Dank meinem Erwecker,
Deſſen Leichnam noch ſchlummert, und der doch Todten erwecket!
Er
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[108/0124] Der Meſſias. Einer, der ſtirbt, und mit ihnen das ewige Leben beginnet. Nur der Prophet des verſtummenden Lamms Jeſaia vernahm ſie Von dem geoͤffneten Grabe noch fern, da die Engel ihr Antlitz Deckten, und gegen einander flogen, und ſangen: Heilig, Heilig iſt, heilig der Herr der Geſchaffnen! und alle Lande Sind der Herrlichkeit Gottes Zebaoth voll! daß erbebten Vor der Rufenden Stimme die Ueberſchwellen des Tempels. Voll von dem ſuͤßen Erwarten der Auferſtehung des Mittlers Fuhren die Heiligen fort, ſich, was ſie empfanden, zu ſagen Jetzt mit Stimmen, mit Saiten alsdann, und dem feyrlichen Halle, Oft mit beyden. Denn noch war nicht das Schweigen der Freude, Nicht das Verſtummen der Wonne gekommen. Der goͤttliche Todte Schlummerte noch … Heſekiel ſtieg auf ein Grabmaal am Oelberg Aus den Wolken herunter, und ſang: Verdorrte Gebeine Sah ich um mich, und wurde des großen Befehles gewuͤrdigt, Jhnen zu rufen: Verdorrte Gebeine, hoͤret des Herrn Wort! Als ich rief den Befehl, da rauſchte das weite Gefilde! Siehe da regt’ es ſich, als ich den großen Befehl um mich ausrief, Und die Gebeine kamen zuſammen, jedes Gebeine Kam zu dem ſeinen, und Leben kam mit den fliegenden Winden Jn die Todten. Nun ſtanden ſie all’ auf dem weiten Gefilde, Sieh ein unzaͤhlbares Heer! … Das wurd ich zu ſehen gewuͤrdigt! Noch entzuͤckt mich das Bild von dieſer Rettung Geſichte; Aber wie war mir, als ich auch ſelber ins Leben herauf kam, Jch verdorrtes Gebein! O Dank, Dank meinem Erwecker, Deſſen Leichnam noch ſchlummert, und der doch Todten erwecket! Er

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 3. Halle, 1769, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias03_1769/124>, abgerufen am 22.11.2024.