[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.
Ach
Ach
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="28"> <l> <pb facs="#f0071" n="47"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebender Geſang.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Und es fuͤhlten, daß uͤber den Graͤbern Unſterblichkeit wohne!</l><lb/> <l>Er, Er iſt nur Einer! Er heißt Jehovah, der Schoͤpfer,</l><lb/> <l>Und der Richter der Welt! des erſten unter den Menſchen,</l><lb/> <l>Adams, Gott; dann vieler von Adams Soͤhnen; dann Abrams,</l><lb/> <l>Unſers Vaters. Allein die Art, womit wir ihm dienen,</l><lb/> <l>Jſt den Frommen bey uns, wie ſehr die Stolzen ſich aufblaͤhn,</l><lb/> <l>Dennoch dunkel. Doch hat ſie der Ewige ſelber geboten!</l><lb/> <l>Und er weis ſie, er wird ſie enthuͤllen! enthuͤllt ſie ſchon itzo!</l><lb/> <l>Jeſus, der groſſe Prophet, der Wunderthaͤter, der Redner</l><lb/> <l>Gottes! … Mit namloſen Freuden, mit Schauer, mit Ehrfurcht, u. Staunẽ,</l><lb/> <l>Nenn ich ihn Sohn! … Er kam, es zu thun! Jch ſollt ihn gebaͤhren,</l><lb/> <l>Jeſus ſollt er heiſſen, er ſollte die Menſchen erloͤſen!</l><lb/> <l>Kuͤndigte mir ein Unſterblicher an. Wir nennen ſie Engel.</l><lb/> <l>Aber ſie ſind geſchaffen, wie wir. Doch die Goͤtter der Griechen</l><lb/> <l>Und des furchtbaren Roms, wofern ſie waͤren, ſie waͤren,</l><lb/> <l>Gegen die Engel, Sterbliche nur. Als ich in der Huͤtte</l><lb/> <l>Jeſum, den Knaben der Wunder gebahr, da ſangen ihm Heere</l><lb/> <l>Dieſer Unſterblichen! … Portia war bey ihr niedergeſunken,</l><lb/> <l>Hielt die gefalteten Haͤnde gen Himmel empor, und erſtaunte,</l><lb/> <l>Wollte beten; wollte mit leiſer Stimme, Jehovah</l><lb/> <l>Nennen. Allein ſie fuͤhlt’ es, ſie durfte den groͤßten der Namen</l><lb/> <l>Noch nicht nennen! Sie hub ſich empor, und ſchaute mit Wehmut</l><lb/> <l>Auf die Mutter und ſprach: Er ſoll nicht ſterben! … Das wird er!</l><lb/> <l>Ach, ſchon lang hat mir der Kummer mein Leben belaſtet;</l><lb/> <l>Denn er ſagt es, Portia, ſelbſt! Was mir und den Frommen,</l><lb/> <l>Die ihm folgen, vor allem Geheimnißvollen am ſchwerſten</l><lb/> <l>Und unerforſchlichſten iſt: Er hat, zu ſterben, beſchloſſen!<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ach</fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [47/0071]
Siebender Geſang.
Und es fuͤhlten, daß uͤber den Graͤbern Unſterblichkeit wohne!
Er, Er iſt nur Einer! Er heißt Jehovah, der Schoͤpfer,
Und der Richter der Welt! des erſten unter den Menſchen,
Adams, Gott; dann vieler von Adams Soͤhnen; dann Abrams,
Unſers Vaters. Allein die Art, womit wir ihm dienen,
Jſt den Frommen bey uns, wie ſehr die Stolzen ſich aufblaͤhn,
Dennoch dunkel. Doch hat ſie der Ewige ſelber geboten!
Und er weis ſie, er wird ſie enthuͤllen! enthuͤllt ſie ſchon itzo!
Jeſus, der groſſe Prophet, der Wunderthaͤter, der Redner
Gottes! … Mit namloſen Freuden, mit Schauer, mit Ehrfurcht, u. Staunẽ,
Nenn ich ihn Sohn! … Er kam, es zu thun! Jch ſollt ihn gebaͤhren,
Jeſus ſollt er heiſſen, er ſollte die Menſchen erloͤſen!
Kuͤndigte mir ein Unſterblicher an. Wir nennen ſie Engel.
Aber ſie ſind geſchaffen, wie wir. Doch die Goͤtter der Griechen
Und des furchtbaren Roms, wofern ſie waͤren, ſie waͤren,
Gegen die Engel, Sterbliche nur. Als ich in der Huͤtte
Jeſum, den Knaben der Wunder gebahr, da ſangen ihm Heere
Dieſer Unſterblichen! … Portia war bey ihr niedergeſunken,
Hielt die gefalteten Haͤnde gen Himmel empor, und erſtaunte,
Wollte beten; wollte mit leiſer Stimme, Jehovah
Nennen. Allein ſie fuͤhlt’ es, ſie durfte den groͤßten der Namen
Noch nicht nennen! Sie hub ſich empor, und ſchaute mit Wehmut
Auf die Mutter und ſprach: Er ſoll nicht ſterben! … Das wird er!
Ach, ſchon lang hat mir der Kummer mein Leben belaſtet;
Denn er ſagt es, Portia, ſelbſt! Was mir und den Frommen,
Die ihm folgen, vor allem Geheimnißvollen am ſchwerſten
Und unerforſchlichſten iſt: Er hat, zu ſterben, beſchloſſen!
Ach
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