Jhrer sichtbarsten Herrlichkeit Stäte, die Stäte des Anschauns! Ob der Richter izt gleich in heiliger Dunkelheit thronte, Und die Halleluja des ewigen Lebens, die Feyer Seiner Gerechten um ihn, und ihre Wonne, verstummten: So war doch der Himmel nicht minder Himmel, der Gottheit Würdiger Sitz; und, selbst für die Ersten der Seligen, hatt' er Nichts von seiner, den Menschen undenkbaren Wonne, verloren! Dieß, (so sagt' Obaddon zum Gottverworfenen,) dieß ist Gottes Himmel, der Schauplatz der seligsten Offenbarung, Welcher die, so ihn lieben, der Unaussprechliche würdigt! Gott hat vor den Endlichen izt sein Antliz verborgen! Auf dem Throne der Nacht, (Fall nieder, beb, und verzweifle!) Heilige Nacht, wie sie dein neues Auge noch nie sah. Schreckend umhüllt, dort schauen wir sonst die Herrlichkeit Gottes Jener himmlische Hügel, er heisset Sion. Auf ihm wird Er, der für die Menschen vom Anfang der Welten erwürgt ist, Oft den vollendeten Frommen mit seinen Gnaden erscheinen! Zwölfe jener goldenen Stühle, die du auf Sion Gleich den Sonnen erblickst, sie sind des Erlösenden Jüngern Von dem grossen Belohner bestimmt. Auf diesen, Verräther, Richten die Jünger dereinst die Welt. Du warst ein Jünger! ... Jammre nicht, vernichtet zu werden! du jammerst vergebens! Schau! So viele der Herrlichkeiten des Himmels dein Auge Zu entdecken vermag: so viele Qualen hat Gott dir Hier, Gerichteter, zugemessen! Vergebens bestrebst du Dich, Ohnmächtiger, nicht zum Himmel hinüber zu blicken! Lerne des Richtenden Allmacht erkennen. Dem Felsen im Meer gleich,
Den
Der Meſſias.
Jhrer ſichtbarſten Herrlichkeit Staͤte, die Staͤte des Anſchauns! Ob der Richter izt gleich in heiliger Dunkelheit thronte, Und die Halleluja des ewigen Lebens, die Feyer Seiner Gerechten um ihn, und ihre Wonne, verſtummten: So war doch der Himmel nicht minder Himmel, der Gottheit Wuͤrdiger Sitz; und, ſelbſt fuͤr die Erſten der Seligen, hatt’ er Nichts von ſeiner, den Menſchen undenkbaren Wonne, verloren! Dieß, (ſo ſagt’ Obaddon zum Gottverworfenen,) dieß iſt Gottes Himmel, der Schauplatz der ſeligſten Offenbarung, Welcher die, ſo ihn lieben, der Unausſprechliche wuͤrdigt! Gott hat vor den Endlichen izt ſein Antliz verborgen! Auf dem Throne der Nacht, (Fall nieder, beb, und verzweifle!) Heilige Nacht, wie ſie dein neues Auge noch nie ſah. Schreckend umhuͤllt, dort ſchauen wir ſonſt die Herrlichkeit Gottes Jener himmliſche Huͤgel, er heiſſet Sion. Auf ihm wird Er, der fuͤr die Menſchen vom Anfang der Welten erwuͤrgt iſt, Oft den vollendeten Frommen mit ſeinen Gnaden erſcheinen! Zwoͤlfe jener goldenen Stuͤhle, die du auf Sion Gleich den Sonnen erblickſt, ſie ſind des Erloͤſenden Juͤngern Von dem groſſen Belohner beſtimmt. Auf dieſen, Verraͤther, Richten die Juͤnger dereinſt die Welt. Du warſt ein Juͤnger! … Jammre nicht, vernichtet zu werden! du jammerſt vergebens! Schau! So viele der Herrlichkeiten des Himmels dein Auge Zu entdecken vermag: ſo viele Qualen hat Gott dir Hier, Gerichteter, zugemeſſen! Vergebens beſtrebſt du Dich, Ohnmaͤchtiger, nicht zum Himmel hinuͤber zu blicken! Lerne des Richtenden Allmacht erkennen. Dem Felſen im Meer gleich,
Den
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Der Meſſias.
Jhrer ſichtbarſten Herrlichkeit Staͤte, die Staͤte des Anſchauns!
Ob der Richter izt gleich in heiliger Dunkelheit thronte,
Und die Halleluja des ewigen Lebens, die Feyer
Seiner Gerechten um ihn, und ihre Wonne, verſtummten:
So war doch der Himmel nicht minder Himmel, der Gottheit
Wuͤrdiger Sitz; und, ſelbſt fuͤr die Erſten der Seligen, hatt’ er
Nichts von ſeiner, den Menſchen undenkbaren Wonne, verloren!
Dieß, (ſo ſagt’ Obaddon zum Gottverworfenen,) dieß iſt
Gottes Himmel, der Schauplatz der ſeligſten Offenbarung,
Welcher die, ſo ihn lieben, der Unausſprechliche wuͤrdigt!
Gott hat vor den Endlichen izt ſein Antliz verborgen!
Auf dem Throne der Nacht, (Fall nieder, beb, und verzweifle!)
Heilige Nacht, wie ſie dein neues Auge noch nie ſah.
Schreckend umhuͤllt, dort ſchauen wir ſonſt die Herrlichkeit Gottes
Jener himmliſche Huͤgel, er heiſſet Sion. Auf ihm wird
Er, der fuͤr die Menſchen vom Anfang der Welten erwuͤrgt iſt,
Oft den vollendeten Frommen mit ſeinen Gnaden erſcheinen!
Zwoͤlfe jener goldenen Stuͤhle, die du auf Sion
Gleich den Sonnen erblickſt, ſie ſind des Erloͤſenden Juͤngern
Von dem groſſen Belohner beſtimmt. Auf dieſen, Verraͤther,
Richten die Juͤnger dereinſt die Welt. Du warſt ein Juͤnger! …
Jammre nicht, vernichtet zu werden! du jammerſt vergebens!
Schau! So viele der Herrlichkeiten des Himmels dein Auge
Zu entdecken vermag: ſo viele Qualen hat Gott dir
Hier, Gerichteter, zugemeſſen! Vergebens beſtrebſt du
Dich, Ohnmaͤchtiger, nicht zum Himmel hinuͤber zu blicken!
Lerne des Richtenden Allmacht erkennen. Dem Felſen im Meer gleich,
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/146>, abgerufen am 16.02.2025.
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