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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756.

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Neunter Gesang.

Hängt daran!) nun stirbt er, für alle Gebohrne der Erde,
Stirbt für euch! ... Wär er vom Anbeginne der Welten
Nicht zum Gottversöner erkohren gewesen; so stürbt ihr
Nun den ewigen Tod, den alle Sünder einst sterben,
Denen sein Heil verkündiget wird, und die es verwerfen!
Gott, der euer künftiges Leben, vor eurer Geburt, sah,
Weis, ihr hättet das Heil des Erlösenden angenommen:
Hätt' er das Leben, so euch am Staube der Erde bestimmt ward,
Mit den Tagen der göttlichen Botschaft von Jesu, verbunden.
Seelen, um Seinentwillen, hat euch das Wesen der Wesen
Von den Strafen der Missethat losgesprochen. Jhr seyd nun
Rein vor Gott! ... Den ihr zu erkennen rangt, nicht erkanntet,
Er hat eure Thränen gesehn; das Flehn, euch der Sünde,
Die ihr fühltet, wie wenig ihr auch die tödtende kanntet,
Euch ihr zu entreissen, dieß Flehn, unsterbliche Seelen,
Hat er in seinem Himmel erhört! Es betete da schon
Der am Kreuze für euch, daß euch sein Vater erhöre,
Und in euch, die brennende Wunde der Missethat, heile!
Denn ihr wart zum ewigen Tode verwundet! ... O sinket,
Sinkt aufs Antliz, und dankt dem Wiederbringer der Unschuld!
Eurem Mittler! dem Geber des ewigen Lebens dem Dulder!
Jesu, des Ewigen Sohne! dem Sohne der sterblichen Mutter!

Unaussprechlich gerührt, voll sanfter Wehmut und Staunen,
Und von Seligkeit voll, sank iede der Seelen nieder,
Betete zu dem Sohne, dem wunderbaren Erretter,
Zu dem Sterbenden, der, eh Welten wurden, sie liebte.
Salem,
G 5

Neunter Geſang.

Haͤngt daran!) nun ſtirbt er, fuͤr alle Gebohrne der Erde,
Stirbt fuͤr euch! … Waͤr er vom Anbeginne der Welten
Nicht zum Gottverſoͤner erkohren geweſen; ſo ſtuͤrbt ihr
Nun den ewigen Tod, den alle Suͤnder einſt ſterben,
Denen ſein Heil verkuͤndiget wird, und die es verwerfen!
Gott, der euer kuͤnftiges Leben, vor eurer Geburt, ſah,
Weis, ihr haͤttet das Heil des Erloͤſenden angenommen:
Haͤtt’ er das Leben, ſo euch am Staube der Erde beſtimmt ward,
Mit den Tagen der goͤttlichen Botſchaft von Jeſu, verbunden.
Seelen, um Seinentwillen, hat euch das Weſen der Weſen
Von den Strafen der Miſſethat losgeſprochen. Jhr ſeyd nun
Rein vor Gott! … Den ihr zu erkennen rangt, nicht erkanntet,
Er hat eure Thraͤnen geſehn; das Flehn, euch der Suͤnde,
Die ihr fuͤhltet, wie wenig ihr auch die toͤdtende kanntet,
Euch ihr zu entreiſſen, dieß Flehn, unſterbliche Seelen,
Hat er in ſeinem Himmel erhoͤrt! Es betete da ſchon
Der am Kreuze fuͤr euch, daß euch ſein Vater erhoͤre,
Und in euch, die brennende Wunde der Miſſethat, heile!
Denn ihr wart zum ewigen Tode verwundet! … O ſinket,
Sinkt aufs Antliz, und dankt dem Wiederbringer der Unſchuld!
Eurem Mittler! dem Geber des ewigen Lebens dem Dulder!
Jeſu, des Ewigen Sohne! dem Sohne der ſterblichen Mutter!

Unausſprechlich geruͤhrt, voll ſanfter Wehmut und Staunen,
Und von Seligkeit voll, ſank iede der Seelen nieder,
Betete zu dem Sohne, dem wunderbaren Erretter,
Zu dem Sterbenden, der, eh Welten wurden, ſie liebte.
Salem,
G 5
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[105/0133] Neunter Geſang. Haͤngt daran!) nun ſtirbt er, fuͤr alle Gebohrne der Erde, Stirbt fuͤr euch! … Waͤr er vom Anbeginne der Welten Nicht zum Gottverſoͤner erkohren geweſen; ſo ſtuͤrbt ihr Nun den ewigen Tod, den alle Suͤnder einſt ſterben, Denen ſein Heil verkuͤndiget wird, und die es verwerfen! Gott, der euer kuͤnftiges Leben, vor eurer Geburt, ſah, Weis, ihr haͤttet das Heil des Erloͤſenden angenommen: Haͤtt’ er das Leben, ſo euch am Staube der Erde beſtimmt ward, Mit den Tagen der goͤttlichen Botſchaft von Jeſu, verbunden. Seelen, um Seinentwillen, hat euch das Weſen der Weſen Von den Strafen der Miſſethat losgeſprochen. Jhr ſeyd nun Rein vor Gott! … Den ihr zu erkennen rangt, nicht erkanntet, Er hat eure Thraͤnen geſehn; das Flehn, euch der Suͤnde, Die ihr fuͤhltet, wie wenig ihr auch die toͤdtende kanntet, Euch ihr zu entreiſſen, dieß Flehn, unſterbliche Seelen, Hat er in ſeinem Himmel erhoͤrt! Es betete da ſchon Der am Kreuze fuͤr euch, daß euch ſein Vater erhoͤre, Und in euch, die brennende Wunde der Miſſethat, heile! Denn ihr wart zum ewigen Tode verwundet! … O ſinket, Sinkt aufs Antliz, und dankt dem Wiederbringer der Unſchuld! Eurem Mittler! dem Geber des ewigen Lebens dem Dulder! Jeſu, des Ewigen Sohne! dem Sohne der ſterblichen Mutter! Unausſprechlich geruͤhrt, voll ſanfter Wehmut und Staunen, Und von Seligkeit voll, ſank iede der Seelen nieder, Betete zu dem Sohne, dem wunderbaren Erretter, Zu dem Sterbenden, der, eh Welten wurden, ſie liebte. Salem, G 5

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 2. Halle, 1756, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias02_1756/133>, abgerufen am 21.11.2024.