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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751.

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Dritter Gesang.

Unter den heiligen Zwölfen ist dieser der Märtyrer Erstling.
Also sagen die Tafeln des Schicksals. Jhm ist es bestimmet,
Bald im Triumph auf den weiteren Schauplatz der Zukunft zu treten,
Und die Begierde des ewigen Geistes unendlich zu stillen.

Simon, der Kananite, den du dort sitzend erblickest,
Sagte sein Engel, Megiddon, war ehmals ein heiliger Schäfer.
Jesus rief ihn vom Felde. Sein stilles unschuldiges Wesen,
Und die Demuth, mit welcher er ihn voll Einfalt bediente,
Wandte das Herz des Erlösers ihm zu. Dann da er im Reisen
Einst zu ihm kam, so schlachtet er ihm mit sorgsamer Eile
Gleich ein jugendlich Lamm, und stand, und dient ihm voll Unschuld,
Segnete sich, und die niedrige Hütte, wo Gottes Prophet war.
Jesus aß so vergnügt, wie er einst im Haine zu Mamre
Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir, Simon,
Sagt er zu ihm, laß deinen Gespielen die Heerden der Lämmer.
Jch bin der, von dem du das Lied der himmlischen Schaaren,
Bey dem bethlehemitischen Quell, als ein Knabe, vernahmest.
Dort seh ich meinen Geliebten hervorgehn, sprach Seraph Adoram.
Schau, Jakobus, der Alphäide! Dieß ernste Gesichte,
Jst verschwiegene Tugend, die weniger saget, als ausübt.
Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu Nachwelt
Menschen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt bliebe,
Dennoch würd er, vom Ruhm unbelohnt, stets Tugenden üben.
Umbiel sprach ferner: der dort voll Gedanken und einsam
Tief im Walde sich zeigt, ist Thomas, ein feuriger Jüngling.
Stets
F

Dritter Geſang.

Unter den heiligen Zwoͤlfen iſt dieſer der Maͤrtyrer Erſtling.
Alſo ſagen die Tafeln des Schickſals. Jhm iſt es beſtimmet,
Bald im Triumph auf den weiteren Schauplatz der Zukunft zu treten,
Und die Begierde des ewigen Geiſtes unendlich zu ſtillen.

Simon, der Kananite, den du dort ſitzend erblickeſt,
Sagte ſein Engel, Megiddon, war ehmals ein heiliger Schaͤfer.
Jeſus rief ihn vom Felde. Sein ſtilles unſchuldiges Weſen,
Und die Demuth, mit welcher er ihn voll Einfalt bediente,
Wandte das Herz des Erloͤſers ihm zu. Dann da er im Reiſen
Einſt zu ihm kam, ſo ſchlachtet er ihm mit ſorgſamer Eile
Gleich ein jugendlich Lamm, und ſtand, und dient ihm voll Unſchuld,
Segnete ſich, und die niedrige Huͤtte, wo Gottes Prophet war.
Jeſus aß ſo vergnuͤgt, wie er einſt im Haine zu Mamre
Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir, Simon,
Sagt er zu ihm, laß deinen Geſpielen die Heerden der Laͤmmer.
Jch bin der, von dem du das Lied der himmliſchen Schaaren,
Bey dem bethlehemitiſchen Quell, als ein Knabe, vernahmeſt.
Dort ſeh ich meinen Geliebten hervorgehn, ſprach Seraph Adoram.
Schau, Jakobus, der Alphaͤide! Dieß ernſte Geſichte,
Jſt verſchwiegene Tugend, die weniger ſaget, als ausuͤbt.
Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu Nachwelt
Menſchen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt bliebe,
Dennoch wuͤrd er, vom Ruhm unbelohnt, ſtets Tugenden uͤben.
Umbiel ſprach ferner: der dort voll Gedanken und einſam
Tief im Walde ſich zeigt, iſt Thomas, ein feuriger Juͤngling.
Stets
F
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[81/0093] Dritter Geſang. Unter den heiligen Zwoͤlfen iſt dieſer der Maͤrtyrer Erſtling. Alſo ſagen die Tafeln des Schickſals. Jhm iſt es beſtimmet, Bald im Triumph auf den weiteren Schauplatz der Zukunft zu treten, Und die Begierde des ewigen Geiſtes unendlich zu ſtillen. Simon, der Kananite, den du dort ſitzend erblickeſt, Sagte ſein Engel, Megiddon, war ehmals ein heiliger Schaͤfer. Jeſus rief ihn vom Felde. Sein ſtilles unſchuldiges Weſen, Und die Demuth, mit welcher er ihn voll Einfalt bediente, Wandte das Herz des Erloͤſers ihm zu. Dann da er im Reiſen Einſt zu ihm kam, ſo ſchlachtet er ihm mit ſorgſamer Eile Gleich ein jugendlich Lamm, und ſtand, und dient ihm voll Unſchuld, Segnete ſich, und die niedrige Huͤtte, wo Gottes Prophet war. Jeſus aß ſo vergnuͤgt, wie er einſt im Haine zu Mamre Mit zween Engeln und Abraham aß. Komm, folge mir, Simon, Sagt er zu ihm, laß deinen Geſpielen die Heerden der Laͤmmer. Jch bin der, von dem du das Lied der himmliſchen Schaaren, Bey dem bethlehemitiſchen Quell, als ein Knabe, vernahmeſt. Dort ſeh ich meinen Geliebten hervorgehn, ſprach Seraph Adoram. Schau, Jakobus, der Alphaͤide! Dieß ernſte Geſichte, Jſt verſchwiegene Tugend, die weniger ſaget, als ausuͤbt. Kennt ihn der Ewige nur, wenn ihn von Nachwelt zu Nachwelt Menſchen auch nicht kennten, wenn er uns auch unbekannt bliebe, Dennoch wuͤrd er, vom Ruhm unbelohnt, ſtets Tugenden uͤben. Umbiel ſprach ferner: der dort voll Gedanken und einſam Tief im Walde ſich zeigt, iſt Thomas, ein feuriger Juͤngling. Stets F

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Zitationshilfe: [Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/93>, abgerufen am 23.11.2024.