Ueber dich, Satan! Jch habe kein Theil an dir, ewiger Sünder, Gottesleugner! kein Theil, an deiner finstern Entschließung, Gott den Meßias zu tödten. Ach! wider wen redest du, Satan? Wider den, der, wie du selbst zu bekennen gezwungen bist, furchtbar Mächtiger, als du, ist? Jst für die sterblichen Menschen Eine Befreyung vorhanden, du wirst sie nicht hintertreiben! Du willst den Leib des Meßias, den willst du, Satan, erwürgen? Kennest du ihn nicht mehr? Hat sein allmächtiges Donnern Dich nicht genug an dieser verwegnen Stirne bezeichnet? Oder kann sich Gott nicht vor uns Ohnmächtigen schützen? Wir, die die Menschen zum Tode verführten; ach wehe mir, wehe! Jch that es auch! Wir wollen uns nun an ihrem Erlöser Wütend vergreifen? Den Sohn, den Donnergott, wollen wir tödten? Ja, den Zugang zu einer vielleicht zukünftigen Rettung, Oder, zum mindsten zur Lindrung der Quaal, den wollen wir ewig Uns, so vielen vordem vollkommnen Geistern, verschließen? Satan! so wahr wir alle die Quaal nur gewaltiger fühlen, Wenn du diese Behausung der Nacht und der dunkeln Verdammniß Königlich nennst, so wahr kehrst du mit Schande belastet, Statt des Triumphs, von Gott und seinem Meßias zurücke!
Satan hört ihn voll grimmiger Ungeduld also reden. Jtzt wollt er auf ihn donnern, allein die schreckliche Rechte Sank ihm zitternd im Zorne dahin, er stampft und erbebte. Dreymal bebt er vor Wut, dreymal sah er Abbadona
Unge-
Zweyter Geſang.
Ueber dich, Satan! Jch habe kein Theil an dir, ewiger Suͤnder, Gottesleugner! kein Theil, an deiner finſtern Entſchließung, Gott den Meßias zu toͤdten. Ach! wider wen redeſt du, Satan? Wider den, der, wie du ſelbſt zu bekennen gezwungen biſt, furchtbar Maͤchtiger, als du, iſt? Jſt fuͤr die ſterblichen Menſchen Eine Befreyung vorhanden, du wirſt ſie nicht hintertreiben! Du willſt den Leib des Meßias, den willſt du, Satan, erwuͤrgen? Kenneſt du ihn nicht mehr? Hat ſein allmaͤchtiges Donnern Dich nicht genug an dieſer verwegnen Stirne bezeichnet? Oder kann ſich Gott nicht vor uns Ohnmaͤchtigen ſchuͤtzen? Wir, die die Menſchen zum Tode verfuͤhrten; ach wehe mir, wehe! Jch that es auch! Wir wollen uns nun an ihrem Erloͤſer Wuͤtend vergreifen? Den Sohn, den Donnergott, wollen wir toͤdten? Ja, den Zugang zu einer vielleicht zukuͤnftigen Rettung, Oder, zum mindſten zur Lindrung der Quaal, den wollen wir ewig Uns, ſo vielen vordem vollkommnen Geiſtern, verſchließen? Satan! ſo wahr wir alle die Quaal nur gewaltiger fuͤhlen, Wenn du dieſe Behauſung der Nacht und der dunkeln Verdammniß Koͤniglich nennſt, ſo wahr kehrſt du mit Schande belaſtet, Statt des Triumphs, von Gott und ſeinem Meßias zuruͤcke!
Satan hoͤrt ihn voll grimmiger Ungeduld alſo reden. Jtzt wollt er auf ihn donnern, allein die ſchreckliche Rechte Sank ihm zitternd im Zorne dahin, er ſtampft und erbebte. Dreymal bebt er vor Wut, dreymal ſah er Abbadona
Unge-
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Zweyter Geſang.
Ueber dich, Satan! Jch habe kein Theil an dir, ewiger Suͤnder,
Gottesleugner! kein Theil, an deiner finſtern Entſchließung,
Gott den Meßias zu toͤdten. Ach! wider wen redeſt du, Satan?
Wider den, der, wie du ſelbſt zu bekennen gezwungen biſt, furchtbar
Maͤchtiger, als du, iſt? Jſt fuͤr die ſterblichen Menſchen
Eine Befreyung vorhanden, du wirſt ſie nicht hintertreiben!
Du willſt den Leib des Meßias, den willſt du, Satan, erwuͤrgen?
Kenneſt du ihn nicht mehr? Hat ſein allmaͤchtiges Donnern
Dich nicht genug an dieſer verwegnen Stirne bezeichnet?
Oder kann ſich Gott nicht vor uns Ohnmaͤchtigen ſchuͤtzen?
Wir, die die Menſchen zum Tode verfuͤhrten; ach wehe mir, wehe!
Jch that es auch! Wir wollen uns nun an ihrem Erloͤſer
Wuͤtend vergreifen? Den Sohn, den Donnergott, wollen wir toͤdten?
Ja, den Zugang zu einer vielleicht zukuͤnftigen Rettung,
Oder, zum mindſten zur Lindrung der Quaal, den wollen wir ewig
Uns, ſo vielen vordem vollkommnen Geiſtern, verſchließen?
Satan! ſo wahr wir alle die Quaal nur gewaltiger fuͤhlen,
Wenn du dieſe Behauſung der Nacht und der dunkeln Verdammniß
Koͤniglich nennſt, ſo wahr kehrſt du mit Schande belaſtet,
Statt des Triumphs, von Gott und ſeinem Meßias zuruͤcke!
Satan hoͤrt ihn voll grimmiger Ungeduld alſo reden.
Jtzt wollt er auf ihn donnern, allein die ſchreckliche Rechte
Sank ihm zitternd im Zorne dahin, er ſtampft und erbebte.
Dreymal bebt er vor Wut, dreymal ſah er Abbadona
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[Klopstock, Friedrich Gottlieb]: Der Messias. Bd. 1. Halle, 1751, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_messias01_1751/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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