Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder
wenigstens zu einiger Höhe gekommen sind.
Die Oberzünfte haben jezt Anwalde und Ael-
teste, auf welche sie stolz seyn dürfen. Bey
einem Aeltesten kömt es nicht auf seine Jah-
re, sondern auf die Zeit an, die er Zünfter
gewesen ist.

Wir sind verpflichtet bey der Nachricht
von den Oberzünften allzeit zu erwähnen,
daß diese oder jene derselben entweder ent-
decke
oder erfinde, oder auch beydes vereine.
Damit wird nicht gesagt, daß es jeder Zünf-
ter thue, auch nicht, daß es die meisten zu
allen Zeiten gethan hätten; (denn man kon-
te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit-
zünfters Erwartungen von ihm haben, die
er nicht erfülte,) aber die Zunft selbst kann
sich deswegen nichts vergeben, noch Vorzüge
verschweigen lassen, in deren Besize sie sei[t]
vielen Jahren ist.

Weil wir Deutschen von uns selbst so we-
nig wissen; so sind uns auch grossentheils
unsre eignen Reichthümer, wenigstens ihrem
ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das
gehört zu diesen Reichthümern, was wir roh
hinwarfen, und was dann die Ausländer
nahmen, ausbildeten, und sich zueigneten.

Aber

nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder
wenigſtens zu einiger Hoͤhe gekommen ſind.
Die Oberzuͤnfte haben jezt Anwalde und Ael-
teſte, auf welche ſie ſtolz ſeyn duͤrfen. Bey
einem Aelteſten koͤmt es nicht auf ſeine Jah-
re, ſondern auf die Zeit an, die er Zuͤnfter
geweſen iſt.

Wir ſind verpflichtet bey der Nachricht
von den Oberzuͤnften allzeit zu erwaͤhnen,
daß dieſe oder jene derſelben entweder ent-
decke
oder erfinde, oder auch beydes vereine.
Damit wird nicht geſagt, daß es jeder Zuͤnf-
ter thue, auch nicht, daß es die meiſten zu
allen Zeiten gethan haͤtten; (denn man kon-
te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit-
zuͤnfters Erwartungen von ihm haben, die
er nicht erfuͤlte,) aber die Zunft ſelbſt kann
ſich deswegen nichts vergeben, noch Vorzuͤge
verſchweigen laſſen, in deren Beſize ſie ſei[t]
vielen Jahren iſt.

Weil wir Deutſchen von uns ſelbſt ſo we-
nig wiſſen; ſo ſind uns auch groſſentheils
unſre eignen Reichthuͤmer, wenigſtens ihrem
ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das
gehoͤrt zu dieſen Reichthuͤmern, was wir roh
hinwarfen, und was dann die Auslaͤnder
nahmen, ausbildeten, und ſich zueigneten.

Aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0087" n="11"/>
nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder<lb/>
wenig&#x017F;tens zu einiger Ho&#x0364;he gekommen &#x017F;ind.<lb/>
Die Oberzu&#x0364;nfte haben jezt Anwalde und Ael-<lb/>
te&#x017F;te, auf welche &#x017F;ie &#x017F;tolz &#x017F;eyn du&#x0364;rfen. Bey<lb/>
einem Aelte&#x017F;ten ko&#x0364;mt es nicht auf &#x017F;eine Jah-<lb/>
re, &#x017F;ondern auf die Zeit an, die er Zu&#x0364;nfter<lb/>
gewe&#x017F;en i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;ind verpflichtet bey der Nachricht<lb/>
von den Oberzu&#x0364;nften allzeit zu erwa&#x0364;hnen,<lb/>
daß die&#x017F;e oder jene der&#x017F;elben entweder <hi rendition="#fr">ent-<lb/>
decke</hi> oder <hi rendition="#fr">erfinde</hi>, oder auch <hi rendition="#fr">beydes vereine.</hi><lb/>
Damit wird nicht ge&#x017F;agt, daß es jeder Zu&#x0364;nf-<lb/>
ter thue, auch nicht, daß es die mei&#x017F;ten zu<lb/>
allen Zeiten gethan ha&#x0364;tten; (denn man kon-<lb/>
te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit-<lb/>
zu&#x0364;nfters Erwartungen von ihm haben, die<lb/>
er nicht erfu&#x0364;lte,) aber die Zunft &#x017F;elb&#x017F;t kann<lb/>
&#x017F;ich deswegen nichts vergeben, noch Vorzu&#x0364;ge<lb/>
ver&#x017F;chweigen la&#x017F;&#x017F;en, in deren Be&#x017F;ize &#x017F;ie &#x017F;ei<supplied>t</supplied><lb/>
vielen Jahren i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Weil wir Deut&#x017F;chen von uns &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o we-<lb/>
nig wi&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o &#x017F;ind uns auch gro&#x017F;&#x017F;entheils<lb/>
un&#x017F;re eignen Reichthu&#x0364;mer, wenig&#x017F;tens ihrem<lb/>
ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das<lb/>
geho&#x0364;rt zu die&#x017F;en Reichthu&#x0364;mern, was wir roh<lb/>
hinwarfen, und was dann die Ausla&#x0364;nder<lb/>
nahmen, ausbildeten, und &#x017F;ich zueigneten.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[11/0087] nachahmen, und als Entdecker oder Erfinder wenigſtens zu einiger Hoͤhe gekommen ſind. Die Oberzuͤnfte haben jezt Anwalde und Ael- teſte, auf welche ſie ſtolz ſeyn duͤrfen. Bey einem Aelteſten koͤmt es nicht auf ſeine Jah- re, ſondern auf die Zeit an, die er Zuͤnfter geweſen iſt. Wir ſind verpflichtet bey der Nachricht von den Oberzuͤnften allzeit zu erwaͤhnen, daß dieſe oder jene derſelben entweder ent- decke oder erfinde, oder auch beydes vereine. Damit wird nicht geſagt, daß es jeder Zuͤnf- ter thue, auch nicht, daß es die meiſten zu allen Zeiten gethan haͤtten; (denn man kon- te ja wol bisweilen bey der Wahl eines Mit- zuͤnfters Erwartungen von ihm haben, die er nicht erfuͤlte,) aber die Zunft ſelbſt kann ſich deswegen nichts vergeben, noch Vorzuͤge verſchweigen laſſen, in deren Beſize ſie ſeit vielen Jahren iſt. Weil wir Deutſchen von uns ſelbſt ſo we- nig wiſſen; ſo ſind uns auch groſſentheils unſre eignen Reichthuͤmer, wenigſtens ihrem ganzen Werthe nach, unbekant. Auch das gehoͤrt zu dieſen Reichthuͤmern, was wir roh hinwarfen, und was dann die Auslaͤnder nahmen, ausbildeten, und ſich zueigneten. Aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/87
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/87>, abgerufen am 09.05.2024.