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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Behutsamkeiten! Du hättest es den Aldermän-
nern anmerken sollen, was ihnen im Sinne
läge, und ihnen dann deinen Rath von den
Versuchen, und der Verschwörung, ertheilen
sollen. Auch hast du von der Grösse der andern
Republiken geredet. Kleinmütiger Mann!
sollen wir denn etwa den edlen, den ehrenvol-
len, den vaterländischen Wettstreit mit solchen
halten, die nicht werth sind überwunden zu
werden? Da sieh dort die Jünglinge bey den
Denkmalen an, und lerne von ihnen, Anwald!
Euch, Aldermänner, hab ich nur zwey Worte
zu sagen, das erste ist mein Dank, und das
zweyte eine Bitte. Lasset heute die Stimmen
nicht sammeln. Jch habe weit umhergesehen,
als euer Wortführer redete. Doch ich hätte
das nicht einmal gebraucht. Denn ich kant
uns ohne dieß schon. Wir müssen Zeit zu un-
sern Entschlüssen haben. Es ist kein Vorwurf.
Desto besser die Frucht, je länger es keimt!

Der Anwald der Dichter trat schnell hervor,
und rief dem Anwalde der Naturforscher zu:
Edler, rechtschafner Mann, du hast die Re-
publik geirrt! "Sage, was du meinst" Du
hast die Republik geirrt! "Wenn du dich nicht
"erklärst; so hab ich dir weiter nichts zu sagen."
Jch aber habe dir noch etwas zu sagen. Die

Ver-

Behutſamkeiten! Du haͤtteſt es den Aldermaͤn-
nern anmerken ſollen, was ihnen im Sinne
laͤge, und ihnen dann deinen Rath von den
Verſuchen, und der Verſchwoͤrung, ertheilen
ſollen. Auch haſt du von der Groͤſſe der andern
Republiken geredet. Kleinmuͤtiger Mann!
ſollen wir denn etwa den edlen, den ehrenvol-
len, den vaterlaͤndiſchen Wettſtreit mit ſolchen
halten, die nicht werth ſind uͤberwunden zu
werden? Da ſieh dort die Juͤnglinge bey den
Denkmalen an, und lerne von ihnen, Anwald!
Euch, Aldermaͤnner, hab ich nur zwey Worte
zu ſagen, das erſte iſt mein Dank, und das
zweyte eine Bitte. Laſſet heute die Stimmen
nicht ſammeln. Jch habe weit umhergeſehen,
als euer Wortfuͤhrer redete. Doch ich haͤtte
das nicht einmal gebraucht. Denn ich kant
uns ohne dieß ſchon. Wir muͤſſen Zeit zu un-
ſern Entſchluͤſſen haben. Es iſt kein Vorwurf.
Deſto beſſer die Frucht, je laͤnger es keimt!

Der Anwald der Dichter trat ſchnell hervor,
und rief dem Anwalde der Naturforſcher zu:
Edler, rechtſchafner Mann, du haſt die Re-
publik geirrt! „Sage, was du meinſt“ Du
haſt die Republik geirrt! „Wenn du dich nicht
„erklaͤrſt; ſo hab ich dir weiter nichts zu ſagen.‟
Jch aber habe dir noch etwas zu ſagen. Die

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[446/0522] Behutſamkeiten! Du haͤtteſt es den Aldermaͤn- nern anmerken ſollen, was ihnen im Sinne laͤge, und ihnen dann deinen Rath von den Verſuchen, und der Verſchwoͤrung, ertheilen ſollen. Auch haſt du von der Groͤſſe der andern Republiken geredet. Kleinmuͤtiger Mann! ſollen wir denn etwa den edlen, den ehrenvol- len, den vaterlaͤndiſchen Wettſtreit mit ſolchen halten, die nicht werth ſind uͤberwunden zu werden? Da ſieh dort die Juͤnglinge bey den Denkmalen an, und lerne von ihnen, Anwald! Euch, Aldermaͤnner, hab ich nur zwey Worte zu ſagen, das erſte iſt mein Dank, und das zweyte eine Bitte. Laſſet heute die Stimmen nicht ſammeln. Jch habe weit umhergeſehen, als euer Wortfuͤhrer redete. Doch ich haͤtte das nicht einmal gebraucht. Denn ich kant uns ohne dieß ſchon. Wir muͤſſen Zeit zu un- ſern Entſchluͤſſen haben. Es iſt kein Vorwurf. Deſto beſſer die Frucht, je laͤnger es keimt! Der Anwald der Dichter trat ſchnell hervor, und rief dem Anwalde der Naturforſcher zu: Edler, rechtſchafner Mann, du haſt die Re- publik geirrt! „Sage, was du meinſt“ Du haſt die Republik geirrt! „Wenn du dich nicht „erklaͤrſt; ſo hab ich dir weiter nichts zu ſagen.‟ Jch aber habe dir noch etwas zu ſagen. Die Ver-

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 446. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/522>, abgerufen am 25.11.2024.