Die alte Aufschrift wird für ein Gesez gehalten, und als ein solches von neuem eingeführt. Wozu das Ekharden veranlast. Zwey Zünf- te, und das Volk drohn ihn zu verklagen.
Die Aldermänner erklärten die Felsenschrift für unser ältestes Gesez, und indem sie dem Herolde winkten, die Stimmen zu sam- meln: ob dasselbe erneuert werden solte? riefen wir uns aus allen Zünften mit Einem lauten Glükauf! zu, daß wir das alte Gesez wieder annähmen.
Ekhard stieg auf seinen Hügel. Der eis- graue Mann hatte Blatt und Eichel in der Hand, indem er die Landgemeine auf folgende Art anredete: Daß ich ein ächter wahrer Ab- kömling des treu'n Ekhards bin, das fühl ich heute so sehr, als ich es kaum noch gefühlt ha- be. Daß ich's Vaterland liebe, wist ihr schon; aber, wie sehr ich es liebe, wist ihr wol noch nicht so recht. Jch kann mich noch immer der Thränen nicht enthalten, und will mich ihrer auch nicht enthalten! daß wir das alte liebe Gesez von der brüderlichen Eintracht der Ge- lehrten unter einander wiedergefunden haben. Der gute Genius Deutschlands wache über euch, liebe rechtschafne Biderleute, und erhalte
diese
Elfter Morgen.
Die alte Aufſchrift wird fuͤr ein Geſez gehalten, und als ein ſolches von neuem eingefuͤhrt. Wozu das Ekharden veranlaſt. Zwey Zuͤnf- te, und das Volk drohn ihn zu verklagen.
Die Aldermaͤnner erklaͤrten die Felſenſchrift fuͤr unſer aͤlteſtes Geſez, und indem ſie dem Herolde winkten, die Stimmen zu ſam- meln: ob daſſelbe erneuert werden ſolte? riefen wir uns aus allen Zuͤnften mit Einem lauten Gluͤkauf! zu, daß wir das alte Geſez wieder annaͤhmen.
Ekhard ſtieg auf ſeinen Huͤgel. Der eis- graue Mann hatte Blatt und Eichel in der Hand, indem er die Landgemeine auf folgende Art anredete: Daß ich ein aͤchter wahrer Ab- koͤmling des treu’n Ekhards bin, das fuͤhl ich heute ſo ſehr, als ich es kaum noch gefuͤhlt ha- be. Daß ich’s Vaterland liebe, wiſt ihr ſchon; aber, wie ſehr ich es liebe, wiſt ihr wol noch nicht ſo recht. Jch kann mich noch immer der Thraͤnen nicht enthalten, und will mich ihrer auch nicht enthalten! daß wir das alte liebe Geſez von der bruͤderlichen Eintracht der Ge- lehrten unter einander wiedergefunden haben. Der gute Genius Deutſchlands wache uͤber euch, liebe rechtſchafne Biderleute, und erhalte
dieſe
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Elfter Morgen.
Die alte Aufſchrift wird fuͤr ein Geſez gehalten,
und als ein ſolches von neuem eingefuͤhrt.
Wozu das Ekharden veranlaſt. Zwey Zuͤnf-
te, und das Volk drohn ihn zu verklagen.
Die Aldermaͤnner erklaͤrten die Felſenſchrift
fuͤr unſer aͤlteſtes Geſez, und indem ſie
dem Herolde winkten, die Stimmen zu ſam-
meln: ob daſſelbe erneuert werden ſolte? riefen
wir uns aus allen Zuͤnften mit Einem lauten
Gluͤkauf! zu, daß wir das alte Geſez wieder
annaͤhmen.
Ekhard ſtieg auf ſeinen Huͤgel. Der eis-
graue Mann hatte Blatt und Eichel in der
Hand, indem er die Landgemeine auf folgende
Art anredete: Daß ich ein aͤchter wahrer Ab-
koͤmling des treu’n Ekhards bin, das fuͤhl ich
heute ſo ſehr, als ich es kaum noch gefuͤhlt ha-
be. Daß ich’s Vaterland liebe, wiſt ihr ſchon;
aber, wie ſehr ich es liebe, wiſt ihr wol noch
nicht ſo recht. Jch kann mich noch immer der
Thraͤnen nicht enthalten, und will mich ihrer
auch nicht enthalten! daß wir das alte liebe
Geſez von der bruͤderlichen Eintracht der Ge-
lehrten unter einander wiedergefunden haben.
Der gute Genius Deutſchlands wache uͤber
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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