bisweilen (wer hat nicht Thorheiten und Schwachheiten an sich?) achten sie denn doch gleichwol ein wenig darauf. Dessen bedienen wir uns dann, und sagen ihnen, daß sie, durch Beysteuer zu unserm Kirchenbaue, alles wie- der gut machen können. Besinnen sie sich aber eines besseren, und |enken wieder ins alte Gleis ein; so machen wir ihnen, zwar nicht die Hölle, aber doch den Kopf dadurch heiß, daß wir ih- nen vorstellen, nichts würde sie so gut aus der übeln Nachrede, in der sie stünden, bringen, als die Beysteuer; ja, sie würden noch viel- mehr, als da nur heraus gebracht, sie würden von dem grossen Haufen so gar für recht heilige fromme Christen ausgeschrien werden, weil sie zum Baue einer so schönen neuen Kirche so viel von dem Jhrigen hergegeben hätten. Jhr se- het, daß die Sache, auf Seiten der erforder- lichen Kosten, ganz und gar keine Schwierig- keit hat; und daß man also den Fürsten, wenn ihm Zweifel dieser Art aufsteigen solten, sehr leicht wird beruhigen können. Wir kommen zu wesentlicheren Punkten der Sache, als die Schönheit und Grösse der Kirche, und die leicht zu bestreitenden Baukosten sind.
Wir (denn ihr müsset nun auch gelegent- lich erfahren, wer diejenigen sind, die mit euch, theils durch diese Blätter, und theils durch
den
bisweilen (wer hat nicht Thorheiten und Schwachheiten an ſich?) achten ſie denn doch gleichwol ein wenig darauf. Deſſen bedienen wir uns dann, und ſagen ihnen, daß ſie, durch Beyſteuer zu unſerm Kirchenbaue, alles wie- der gut machen koͤnnen. Beſinnen ſie ſich aber eines beſſeren, und |enken wieder ins alte Gleis ein; ſo machen wir ihnen, zwar nicht die Hoͤlle, aber doch den Kopf dadurch heiß, daß wir ih- nen vorſtellen, nichts wuͤrde ſie ſo gut aus der uͤbeln Nachrede, in der ſie ſtuͤnden, bringen, als die Beyſteuer; ja, ſie wuͤrden noch viel- mehr, als da nur heraus gebracht, ſie wuͤrden von dem groſſen Haufen ſo gar fuͤr recht heilige fromme Chriſten ausgeſchrien werden, weil ſie zum Baue einer ſo ſchoͤnen neuen Kirche ſo viel von dem Jhrigen hergegeben haͤtten. Jhr ſe- het, daß die Sache, auf Seiten der erforder- lichen Koſten, ganz und gar keine Schwierig- keit hat; und daß man alſo den Fuͤrſten, wenn ihm Zweifel dieſer Art aufſteigen ſolten, ſehr leicht wird beruhigen koͤnnen. Wir kommen zu weſentlicheren Punkten der Sache, als die Schoͤnheit und Groͤſſe der Kirche, und die leicht zu beſtreitenden Baukoſten ſind.
Wir (denn ihr muͤſſet nun auch gelegent- lich erfahren, wer diejenigen ſind, die mit euch, theils durch dieſe Blaͤtter, und theils durch
den
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bisweilen (wer hat nicht Thorheiten und
Schwachheiten an ſich?) achten ſie denn doch
gleichwol ein wenig darauf. Deſſen bedienen
wir uns dann, und ſagen ihnen, daß ſie, durch
Beyſteuer zu unſerm Kirchenbaue, alles wie-
der gut machen koͤnnen. Beſinnen ſie ſich aber
eines beſſeren, und |enken wieder ins alte Gleis
ein; ſo machen wir ihnen, zwar nicht die Hoͤlle,
aber doch den Kopf dadurch heiß, daß wir ih-
nen vorſtellen, nichts wuͤrde ſie ſo gut aus der
uͤbeln Nachrede, in der ſie ſtuͤnden, bringen,
als die Beyſteuer; ja, ſie wuͤrden noch viel-
mehr, als da nur heraus gebracht, ſie wuͤrden
von dem groſſen Haufen ſo gar fuͤr recht heilige
fromme Chriſten ausgeſchrien werden, weil ſie
zum Baue einer ſo ſchoͤnen neuen Kirche ſo viel
von dem Jhrigen hergegeben haͤtten. Jhr ſe-
het, daß die Sache, auf Seiten der erforder-
lichen Koſten, ganz und gar keine Schwierig-
keit hat; und daß man alſo den Fuͤrſten, wenn
ihm Zweifel dieſer Art aufſteigen ſolten, ſehr
leicht wird beruhigen koͤnnen. Wir kommen
zu weſentlicheren Punkten der Sache, als die
Schoͤnheit und Groͤſſe der Kirche, und die
leicht zu beſtreitenden Baukoſten ſind.
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/440>, abgerufen am 22.11.2024.
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