ohne Eifer und Ueberlegung fortgesezt hätten, endlich Papiere in die Hände gefallen, die, wenn sie zuverlässig wären, die Sache völlig entwickelten. Sie erwähnten der möglichen Unzuverlässigkeit deswegen, damit die Alder- männer sähen, wie sehr sie gegen jugendliche Uebereilung auf ihrer Hut wären. Sie kön- ten aber mit Wahrheit sagen, daß sie nicht die geringste Ursache hätten, an der Zuverlässigkeit der Papiere zu zweifeln. Sie hätten sich selbst nicht wenig Zweifel gemacht; allein sie wären daher auch zur Beantwortung der Fragen, die ihnen etwa gethan werden könten, desto berei- ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder- männer, den gefundnen Aufsaz ablesen zu dür- fen. Diese würden besser, als sie, beurthei- len können, ob, und wie viel Beweis der Zu- verlässigkeit in der Beschaffenheit des Aufsazes selbst läge. Die Aldermänner bezeigten den Jünglingen Hochachtung, und liessen sie, nach- dem die dazu eingeladnen Anwalde und der Rathfrager angekommen waren, den Aufsaz ablesen. Dieser lautete so:
Wir zwar nicht Unterschriebene, aber doch von den liebsten und getreusten der Unsern Wohlgekante machen hierdurch allen, denen man diese Blätter anvertrauen wird, bekant, daß wir auf den Landtag der deutschen Gelehr-
ten
ohne Eifer und Ueberlegung fortgeſezt haͤtten, endlich Papiere in die Haͤnde gefallen, die, wenn ſie zuverlaͤſſig waͤren, die Sache voͤllig entwickelten. Sie erwaͤhnten der moͤglichen Unzuverlaͤſſigkeit deswegen, damit die Alder- maͤnner ſaͤhen, wie ſehr ſie gegen jugendliche Uebereilung auf ihrer Hut waͤren. Sie koͤn- ten aber mit Wahrheit ſagen, daß ſie nicht die geringſte Urſache haͤtten, an der Zuverlaͤſſigkeit der Papiere zu zweifeln. Sie haͤtten ſich ſelbſt nicht wenig Zweifel gemacht; allein ſie waͤren daher auch zur Beantwortung der Fragen, die ihnen etwa gethan werden koͤnten, deſto berei- ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder- maͤnner, den gefundnen Aufſaz ableſen zu duͤr- fen. Dieſe wuͤrden beſſer, als ſie, beurthei- len koͤnnen, ob, und wie viel Beweis der Zu- verlaͤſſigkeit in der Beſchaffenheit des Aufſazes ſelbſt laͤge. Die Aldermaͤnner bezeigten den Juͤnglingen Hochachtung, und lieſſen ſie, nach- dem die dazu eingeladnen Anwalde und der Rathfrager angekommen waren, den Aufſaz ableſen. Dieſer lautete ſo:
Wir zwar nicht Unterſchriebene, aber doch von den liebſten und getreuſten der Unſern Wohlgekante machen hierdurch allen, denen man dieſe Blaͤtter anvertrauen wird, bekant, daß wir auf den Landtag der deutſchen Gelehr-
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ohne Eifer und Ueberlegung fortgeſezt haͤtten,
endlich Papiere in die Haͤnde gefallen, die,
wenn ſie zuverlaͤſſig waͤren, die Sache voͤllig
entwickelten. Sie erwaͤhnten der moͤglichen
Unzuverlaͤſſigkeit deswegen, damit die Alder-
maͤnner ſaͤhen, wie ſehr ſie gegen jugendliche
Uebereilung auf ihrer Hut waͤren. Sie koͤn-
ten aber mit Wahrheit ſagen, daß ſie nicht die
geringſte Urſache haͤtten, an der Zuverlaͤſſigkeit
der Papiere zu zweifeln. Sie haͤtten ſich ſelbſt
nicht wenig Zweifel gemacht; allein ſie waͤren
daher auch zur Beantwortung der Fragen, die
ihnen etwa gethan werden koͤnten, deſto berei-
ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder-
maͤnner, den gefundnen Aufſaz ableſen zu duͤr-
fen. Dieſe wuͤrden beſſer, als ſie, beurthei-
len koͤnnen, ob, und wie viel Beweis der Zu-
verlaͤſſigkeit in der Beſchaffenheit des Aufſazes
ſelbſt laͤge. Die Aldermaͤnner bezeigten den
Juͤnglingen Hochachtung, und lieſſen ſie, nach-
dem die dazu eingeladnen Anwalde und der
Rathfrager angekommen waren, den Aufſaz
ableſen. Dieſer lautete ſo:
Wir zwar nicht Unterſchriebene, aber doch
von den liebſten und getreuſten der Unſern
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/436>, abgerufen am 22.11.2024.
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