Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

ohne Eifer und Ueberlegung fortgesezt hätten,
endlich Papiere in die Hände gefallen, die,
wenn sie zuverlässig wären, die Sache völlig
entwickelten. Sie erwähnten der möglichen
Unzuverlässigkeit deswegen, damit die Alder-
männer sähen, wie sehr sie gegen jugendliche
Uebereilung auf ihrer Hut wären. Sie kön-
ten aber mit Wahrheit sagen, daß sie nicht die
geringste Ursache hätten, an der Zuverlässigkeit
der Papiere zu zweifeln. Sie hätten sich selbst
nicht wenig Zweifel gemacht; allein sie wären
daher auch zur Beantwortung der Fragen, die
ihnen etwa gethan werden könten, desto berei-
ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder-
männer, den gefundnen Aufsaz ablesen zu dür-
fen. Diese würden besser, als sie, beurthei-
len können, ob, und wie viel Beweis der Zu-
verlässigkeit in der Beschaffenheit des Aufsazes
selbst läge. Die Aldermänner bezeigten den
Jünglingen Hochachtung, und liessen sie, nach-
dem die dazu eingeladnen Anwalde und der
Rathfrager angekommen waren, den Aufsaz
ablesen. Dieser lautete so:

Wir zwar nicht Unterschriebene, aber doch
von den liebsten und getreusten der Unsern
Wohlgekante machen hierdurch allen, denen
man diese Blätter anvertrauen wird, bekant,
daß wir auf den Landtag der deutschen Gelehr-

ten

ohne Eifer und Ueberlegung fortgeſezt haͤtten,
endlich Papiere in die Haͤnde gefallen, die,
wenn ſie zuverlaͤſſig waͤren, die Sache voͤllig
entwickelten. Sie erwaͤhnten der moͤglichen
Unzuverlaͤſſigkeit deswegen, damit die Alder-
maͤnner ſaͤhen, wie ſehr ſie gegen jugendliche
Uebereilung auf ihrer Hut waͤren. Sie koͤn-
ten aber mit Wahrheit ſagen, daß ſie nicht die
geringſte Urſache haͤtten, an der Zuverlaͤſſigkeit
der Papiere zu zweifeln. Sie haͤtten ſich ſelbſt
nicht wenig Zweifel gemacht; allein ſie waͤren
daher auch zur Beantwortung der Fragen, die
ihnen etwa gethan werden koͤnten, deſto berei-
ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder-
maͤnner, den gefundnen Aufſaz ableſen zu duͤr-
fen. Dieſe wuͤrden beſſer, als ſie, beurthei-
len koͤnnen, ob, und wie viel Beweis der Zu-
verlaͤſſigkeit in der Beſchaffenheit des Aufſazes
ſelbſt laͤge. Die Aldermaͤnner bezeigten den
Juͤnglingen Hochachtung, und lieſſen ſie, nach-
dem die dazu eingeladnen Anwalde und der
Rathfrager angekommen waren, den Aufſaz
ableſen. Dieſer lautete ſo:

Wir zwar nicht Unterſchriebene, aber doch
von den liebſten und getreuſten der Unſern
Wohlgekante machen hierdurch allen, denen
man dieſe Blaͤtter anvertrauen wird, bekant,
daß wir auf den Landtag der deutſchen Gelehr-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0436" n="360"/>
ohne Eifer und Ueberlegung fortge&#x017F;ezt ha&#x0364;tten,<lb/>
endlich Papiere in die Ha&#x0364;nde gefallen, die,<lb/>
wenn &#x017F;ie zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig wa&#x0364;ren, die Sache vo&#x0364;llig<lb/>
entwickelten. Sie erwa&#x0364;hnten der mo&#x0364;glichen<lb/>
Unzuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit deswegen, damit die Alder-<lb/>
ma&#x0364;nner &#x017F;a&#x0364;hen, wie &#x017F;ehr &#x017F;ie gegen jugendliche<lb/>
Uebereilung auf ihrer Hut wa&#x0364;ren. Sie ko&#x0364;n-<lb/>
ten aber mit Wahrheit &#x017F;agen, daß &#x017F;ie nicht die<lb/>
gering&#x017F;te Ur&#x017F;ache ha&#x0364;tten, an der Zuverla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit<lb/>
der Papiere zu zweifeln. Sie ha&#x0364;tten &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht wenig Zweifel gemacht; allein &#x017F;ie wa&#x0364;ren<lb/>
daher auch zur Beantwortung der Fragen, die<lb/>
ihnen etwa gethan werden ko&#x0364;nten, de&#x017F;to berei-<lb/>
ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder-<lb/>
ma&#x0364;nner, den gefundnen Auf&#x017F;az able&#x017F;en zu du&#x0364;r-<lb/>
fen. Die&#x017F;e wu&#x0364;rden be&#x017F;&#x017F;er, als &#x017F;ie, beurthei-<lb/>
len ko&#x0364;nnen, ob, und wie viel Beweis der Zu-<lb/>
verla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit in der Be&#x017F;chaffenheit des Auf&#x017F;azes<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t la&#x0364;ge. Die Alderma&#x0364;nner bezeigten den<lb/>
Ju&#x0364;nglingen Hochachtung, und lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie, nach-<lb/>
dem die dazu eingeladnen Anwalde und der<lb/>
Rathfrager angekommen waren, den Auf&#x017F;az<lb/>
able&#x017F;en. Die&#x017F;er lautete &#x017F;o:</p><lb/>
          <p>Wir zwar nicht Unter&#x017F;chriebene, aber doch<lb/>
von den lieb&#x017F;ten und getreu&#x017F;ten der Un&#x017F;ern<lb/>
Wohlgekante machen hierdurch allen, denen<lb/>
man die&#x017F;e Bla&#x0364;tter anvertrauen wird, bekant,<lb/>
daß wir auf den Landtag der deut&#x017F;chen Gelehr-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ten</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0436] ohne Eifer und Ueberlegung fortgeſezt haͤtten, endlich Papiere in die Haͤnde gefallen, die, wenn ſie zuverlaͤſſig waͤren, die Sache voͤllig entwickelten. Sie erwaͤhnten der moͤglichen Unzuverlaͤſſigkeit deswegen, damit die Alder- maͤnner ſaͤhen, wie ſehr ſie gegen jugendliche Uebereilung auf ihrer Hut waͤren. Sie koͤn- ten aber mit Wahrheit ſagen, daß ſie nicht die geringſte Urſache haͤtten, an der Zuverlaͤſſigkeit der Papiere zu zweifeln. Sie haͤtten ſich ſelbſt nicht wenig Zweifel gemacht; allein ſie waͤren daher auch zur Beantwortung der Fragen, die ihnen etwa gethan werden koͤnten, deſto berei- ter. Sie erwarteten den Befehl der Alder- maͤnner, den gefundnen Aufſaz ableſen zu duͤr- fen. Dieſe wuͤrden beſſer, als ſie, beurthei- len koͤnnen, ob, und wie viel Beweis der Zu- verlaͤſſigkeit in der Beſchaffenheit des Aufſazes ſelbſt laͤge. Die Aldermaͤnner bezeigten den Juͤnglingen Hochachtung, und lieſſen ſie, nach- dem die dazu eingeladnen Anwalde und der Rathfrager angekommen waren, den Aufſaz ableſen. Dieſer lautete ſo: Wir zwar nicht Unterſchriebene, aber doch von den liebſten und getreuſten der Unſern Wohlgekante machen hierdurch allen, denen man dieſe Blaͤtter anvertrauen wird, bekant, daß wir auf den Landtag der deutſchen Gelehr- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/436
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/436>, abgerufen am 09.05.2024.