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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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mannichfaltig. Wir brauchen daher zur Bestimmung
der Zweyzeitigkeit eine grössere Zahl Regeln, als zur
Bestimmung der unveränderlichen Längen und Kür-
zen nötig waren. Wer sich auf die kleine leichte
Kentnis der bestimten Zweyzeitigkeit nicht einlassen
will, der kann mit den angeführten neun Regeln
so ziemlich fortkommen. Freylich müste er dann mit
den verschiednen Versarten genau bekant seyn, um
immer gleich beym ersten Aublicke zu sehen, welches
zweyzeitige Wort oder Sylbe hier lang, und dort
kurz müsse ausgesprochen werden. Will er mit noch
wenigerem für lieb nehmen; so kanns ihm z. E.
beym Hexameter zureichen, daß er wisse 1 Jm He-
xameter sind die erste und die vorlezte Sylbe allzeit
lang. 2 Niemals kommen darinn mehr, als zwey
kurze Sylben hinter einander vor.

Jn Absicht auf die lyrischen Sylbenmaasse geht
es nicht wol an, so genügsam zu seyn.

Von der Bestimmung der Zweyzeitigkeit über-
haupt. Alle zweyzeitige Wörter und Sylben kön-
nen bestimt werden, die Wörter durch den Nachdruk,
die Leidenschaft, (Nachdruk. Leidenschaft.) und die Tonstellung; die Sylben

durch
(Nachdruk. Leidenschaft.) Leidenschaft kent
man leicht. Nachdruk ist z. E. in folgendem: Muß
ich denn immer wiederholen, daß er damals nicht
in, sondern vor dem Hause war? Leidenschaft
komt übrigens viel öfter in Gedichten vor, als
Nachdruk. Sonst ist von beyden noch anzumerken,
daß die unveränderlichen Kürzen ihrer gar nicht
fähig sind, und daß sie den unveränderlichen Län-
gen die Ueberlänge geben. (Tonstellung) Aus-
ser denen mit unsrer verwandten Sprachen komt
sie, so viel ich weis, in keiner andern Sprache in
Betrachtung. Mir ist nicht bekant, welchen Um-
fang

mannichfaltig. Wir brauchen daher zur Beſtimmung
der Zweyzeitigkeit eine groͤſſere Zahl Regeln, als zur
Beſtimmung der unveraͤnderlichen Laͤngen und Kuͤr-
zen noͤtig waren. Wer ſich auf die kleine leichte
Kentnis der beſtimten Zweyzeitigkeit nicht einlaſſen
will, der kann mit den angefuͤhrten neun Regeln
ſo ziemlich fortkommen. Freylich muͤſte er dann mit
den verſchiednen Versarten genau bekant ſeyn, um
immer gleich beym erſten Aublicke zu ſehen, welches
zweyzeitige Wort oder Sylbe hier lang, und dort
kurz muͤſſe ausgeſprochen werden. Will er mit noch
wenigerem fuͤr lieb nehmen; ſo kanns ihm z. E.
beym Hexameter zureichen, daß er wiſſe 1 Jm He-
xameter ſind die erſte und die vorlezte Sylbe allzeit
lang. 2 Niemals kommen darinn mehr, als zwey
kurze Sylben hinter einander vor.

Jn Abſicht auf die lyriſchen Sylbenmaaſſe geht
es nicht wol an, ſo genuͤgſam zu ſeyn.

Von der Beſtimmung der Zweyzeitigkeit uͤber-
haupt. Alle zweyzeitige Woͤrter und Sylben koͤn-
nen beſtimt werden, die Woͤrter durch den Nachdruk,
die Leidenſchaft, (Nachdruk. Leidenschaft.) und die Tonſtellung; die Sylben

durch
(Nachdruk. Leidenschaft.) Leidenſchaft kent
man leicht. Nachdruk iſt z. E. in folgendem: Muß
ich denn immer wiederholen, daß er damals nicht
in, ſondern vor dem Hauſe war? Leidenſchaft
komt uͤbrigens viel oͤfter in Gedichten vor, als
Nachdruk. Sonſt iſt von beyden noch anzumerken,
daß die unveraͤnderlichen Kuͤrzen ihrer gar nicht
faͤhig ſind, und daß ſie den unveraͤnderlichen Laͤn-
gen die Ueberlaͤnge geben. (Tonſtellung) Auſ-
ſer denen mit unſrer verwandten Sprachen komt
ſie, ſo viel ich weis, in keiner andern Sprache in
Betrachtung. Mir iſt nicht bekant, welchen Um-
fang
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[356/0432] mannichfaltig. Wir brauchen daher zur Beſtimmung der Zweyzeitigkeit eine groͤſſere Zahl Regeln, als zur Beſtimmung der unveraͤnderlichen Laͤngen und Kuͤr- zen noͤtig waren. Wer ſich auf die kleine leichte Kentnis der beſtimten Zweyzeitigkeit nicht einlaſſen will, der kann mit den angefuͤhrten neun Regeln ſo ziemlich fortkommen. Freylich muͤſte er dann mit den verſchiednen Versarten genau bekant ſeyn, um immer gleich beym erſten Aublicke zu ſehen, welches zweyzeitige Wort oder Sylbe hier lang, und dort kurz muͤſſe ausgeſprochen werden. Will er mit noch wenigerem fuͤr lieb nehmen; ſo kanns ihm z. E. beym Hexameter zureichen, daß er wiſſe 1 Jm He- xameter ſind die erſte und die vorlezte Sylbe allzeit lang. 2 Niemals kommen darinn mehr, als zwey kurze Sylben hinter einander vor. Jn Abſicht auf die lyriſchen Sylbenmaaſſe geht es nicht wol an, ſo genuͤgſam zu ſeyn. Von der Beſtimmung der Zweyzeitigkeit uͤber- haupt. Alle zweyzeitige Woͤrter und Sylben koͤn- nen beſtimt werden, die Woͤrter durch den Nachdruk, die Leidenſchaft, (Nachdruk. Leidenschaft.) und die Tonſtellung; die Sylben durch (Nachdruk. Leidenschaft.) Leidenſchaft kent man leicht. Nachdruk iſt z. E. in folgendem: Muß ich denn immer wiederholen, daß er damals nicht in, ſondern vor dem Hauſe war? Leidenſchaft komt uͤbrigens viel oͤfter in Gedichten vor, als Nachdruk. Sonſt iſt von beyden noch anzumerken, daß die unveraͤnderlichen Kuͤrzen ihrer gar nicht faͤhig ſind, und daß ſie den unveraͤnderlichen Laͤn- gen die Ueberlaͤnge geben. (Tonſtellung) Auſ- ſer denen mit unſrer verwandten Sprachen komt ſie, ſo viel ich weis, in keiner andern Sprache in Betrachtung. Mir iſt nicht bekant, welchen Um- fang

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 356. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/432>, abgerufen am 22.11.2024.