ten Gerüchts untersuchen. Aber die Sache konte, wie eifrig man sie auch untersuchte, doch in kein Licht gesezt werden, das hell ge- nung gewesen wäre, eine Meinung darüber anzunehmen.
Etliche Altfranken, (auch dieses kam der Absicht der Aldermänner sehr zu statten) wa- ren ziemlich verdrieslich darüber geworden, daß es mit der Heraldik auf Einmal so zur Endschaft gekommen war. Ob es ihnen nun gleich viele der ihrigen widerriethen, weil es ja ohnedas schon mit dieser Wissenschaft über- lange Stich gehalten hätte, so entschlossen sich doch die wenigen, einen Versuch zu thun, ob sie die ihnen so sehr am Herzen liegende Heral- dik nicht wieder zu ihrer vorigen Höhe empor bringen könten. Um dieß auszuführen, mu- sten sie Mitglieder der Republik werden. Sie erklärten also, daß sie, alles erwogen, der Zunft der Kenner angehörten, ob sie gleich bisher nicht auf derselben erschienen wären. Wir sind, sagten sie, mit den schönen Wis- senschaften der Ausländer, besonders der Franzosen so gut bekant, als es nur ein ge- borner Franzose oder ein andrer Ausländer seyn kann. Wahr ist es freylich, daß wir das Einheimische so etwas vernachlässiget ha- ben: aber gleichwol sehen wir nicht ein, war-
um
ten Geruͤchts unterſuchen. Aber die Sache konte, wie eifrig man ſie auch unterſuchte, doch in kein Licht geſezt werden, das hell ge- nung geweſen waͤre, eine Meinung daruͤber anzunehmen.
Etliche Altfranken, (auch dieſes kam der Abſicht der Aldermaͤnner ſehr zu ſtatten) wa- ren ziemlich verdrieslich daruͤber geworden, daß es mit der Heraldik auf Einmal ſo zur Endſchaft gekommen war. Ob es ihnen nun gleich viele der ihrigen widerriethen, weil es ja ohnedas ſchon mit dieſer Wiſſenſchaft uͤber- lange Stich gehalten haͤtte, ſo entſchloſſen ſich doch die wenigen, einen Verſuch zu thun, ob ſie die ihnen ſo ſehr am Herzen liegende Heral- dik nicht wieder zu ihrer vorigen Hoͤhe empor bringen koͤnten. Um dieß auszufuͤhren, mu- ſten ſie Mitglieder der Republik werden. Sie erklaͤrten alſo, daß ſie, alles erwogen, der Zunft der Kenner angehoͤrten, ob ſie gleich bisher nicht auf derſelben erſchienen waͤren. Wir ſind, ſagten ſie, mit den ſchoͤnen Wiſ- ſenſchaften der Auslaͤnder, beſonders der Franzoſen ſo gut bekant, als es nur ein ge- borner Franzoſe oder ein andrer Auslaͤnder ſeyn kann. Wahr iſt es freylich, daß wir das Einheimiſche ſo etwas vernachlaͤſſiget ha- ben: aber gleichwol ſehen wir nicht ein, war-
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ten Geruͤchts unterſuchen. Aber die Sache
konte, wie eifrig man ſie auch unterſuchte,
doch in kein Licht geſezt werden, das hell ge-
nung geweſen waͤre, eine Meinung daruͤber
anzunehmen.
Etliche Altfranken, (auch dieſes kam der
Abſicht der Aldermaͤnner ſehr zu ſtatten) wa-
ren ziemlich verdrieslich daruͤber geworden,
daß es mit der Heraldik auf Einmal ſo zur
Endſchaft gekommen war. Ob es ihnen nun
gleich viele der ihrigen widerriethen, weil es
ja ohnedas ſchon mit dieſer Wiſſenſchaft uͤber-
lange Stich gehalten haͤtte, ſo entſchloſſen ſich
doch die wenigen, einen Verſuch zu thun, ob
ſie die ihnen ſo ſehr am Herzen liegende Heral-
dik nicht wieder zu ihrer vorigen Hoͤhe empor
bringen koͤnten. Um dieß auszufuͤhren, mu-
ſten ſie Mitglieder der Republik werden. Sie
erklaͤrten alſo, daß ſie, alles erwogen, der
Zunft der Kenner angehoͤrten, ob ſie gleich
bisher nicht auf derſelben erſchienen waͤren.
Wir ſind, ſagten ſie, mit den ſchoͤnen Wiſ-
ſenſchaften der Auslaͤnder, beſonders der
Franzoſen ſo gut bekant, als es nur ein ge-
borner Franzoſe oder ein andrer Auslaͤnder
ſeyn kann. Wahr iſt es freylich, daß wir
das Einheimiſche ſo etwas vernachlaͤſſiget ha-
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/418>, abgerufen am 22.11.2024.
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