Zahl der Wissenschaften auszuschliessen. Ueber- zeugt, daß man uns leicht willfahren werde, denn in so guten Zeiten leben wir! merke ich nur noch an, daß mein Ansuchen vornämlich um der Altfranken, und der wenigen kurzsich- tigen störrischen Männer willen geschieht, die wir noch immer unter uns haben, und die wir nicht nur dulden, sondern mit grosser Scho- nung* dulden müssen, weil wir ihnen Beyspiele schuldig sind. Während der Anrede des An- walds hatten sich ein Paar der Störrischen auf die gemischte Zunft begeben, und dort durch ihre Vorstellungen nicht wenige Kritiker in Bewegung gebracht. Man möchte, sagten sie, doch die Ehre der Polemik retten! sie doch als Wissenschaft beyzubehalten suchen! die theologische Polemik vor allen Dingen! aber freylich auch (in der Hize, in welcher sie wa- ren, wusten sie kaum recht, wie sie sich aus- drücken solten) die literarische Polemik mit! die polemische Literatur mit! Nur mit? wurde ihnen geantwortet, unsre Polemik, unsre Pal- las Minerva mit der Lanze, und der undurch- dringlichen Aegide nur mit? Jn der Angst ga- ben die Theologen dießmal nach, und riefen: Nein nicht mit! beyde zugleich! die beyden Schwestern zugleich! So lasset euch doch ver- sönen, wir sagen's ja, wir wiederholen's ja:
Die
Zahl der Wiſſenſchaften auszuſchlieſſen. Ueber- zeugt, daß man uns leicht willfahren werde, denn in ſo guten Zeiten leben wir! merke ich nur noch an, daß mein Anſuchen vornaͤmlich um der Altfranken, und der wenigen kurzſich- tigen ſtoͤrriſchen Maͤnner willen geſchieht, die wir noch immer unter uns haben, und die wir nicht nur dulden, ſondern mit groſſer Scho- nung* dulden muͤſſen, weil wir ihnen Beyſpiele ſchuldig ſind. Waͤhrend der Anrede des An- walds hatten ſich ein Paar der Stoͤrriſchen auf die gemiſchte Zunft begeben, und dort durch ihre Vorſtellungen nicht wenige Kritiker in Bewegung gebracht. Man moͤchte, ſagten ſie, doch die Ehre der Polemik retten! ſie doch als Wiſſenſchaft beyzubehalten ſuchen! die theologiſche Polemik vor allen Dingen! aber freylich auch (in der Hize, in welcher ſie wa- ren, wuſten ſie kaum recht, wie ſie ſich aus- druͤcken ſolten) die literariſche Polemik mit! die polemiſche Literatur mit! Nur mit? wurde ihnen geantwortet, unſre Polemik, unſre Pal- las Minerva mit der Lanze, und der undurch- dringlichen Aegide nur mit? Jn der Angſt ga- ben die Theologen dießmal nach, und riefen: Nein nicht mit! beyde zugleich! die beyden Schweſtern zugleich! So laſſet euch doch ver- ſoͤnen, wir ſagen’s ja, wir wiederholen’s ja:
Die
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Zahl der Wiſſenſchaften auszuſchlieſſen. Ueber-
zeugt, daß man uns leicht willfahren werde,
denn in ſo guten Zeiten leben wir! merke ich
nur noch an, daß mein Anſuchen vornaͤmlich
um der Altfranken, und der wenigen kurzſich-
tigen ſtoͤrriſchen Maͤnner willen geſchieht, die
wir noch immer unter uns haben, und die wir
nicht nur dulden, ſondern mit groſſer Scho-
nung* dulden muͤſſen, weil wir ihnen Beyſpiele
ſchuldig ſind. Waͤhrend der Anrede des An-
walds hatten ſich ein Paar der Stoͤrriſchen auf
die gemiſchte Zunft begeben, und dort durch
ihre Vorſtellungen nicht wenige Kritiker in
Bewegung gebracht. Man moͤchte, ſagten
ſie, doch die Ehre der Polemik retten! ſie doch
als Wiſſenſchaft beyzubehalten ſuchen! die
theologiſche Polemik vor allen Dingen! aber
freylich auch (in der Hize, in welcher ſie wa-
ren, wuſten ſie kaum recht, wie ſie ſich aus-
druͤcken ſolten) die literariſche Polemik mit!
die polemiſche Literatur mit! Nur mit? wurde
ihnen geantwortet, unſre Polemik, unſre Pal-
las Minerva mit der Lanze, und der undurch-
dringlichen Aegide nur mit? Jn der Angſt ga-
ben die Theologen dießmal nach, und riefen:
Nein nicht mit! beyde zugleich! die beyden
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/388>, abgerufen am 22.11.2024.
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