gleichen doch zu nichts helfen. Denn es ist, denke ich, doch bekant genung, daß die Repu- blik, wegen dieser so hartnäckigen, und wie es scheint, auch so ausgebreiteten Anhäng- lichkeit an das Mittelmässige, nicht wenig aufgebracht sey. Der Anwald kam zurük, und sagte, daß seine Zunft schlechterdings dar- auf bestünde, die verlangte nähere Erklärung zu haben. Erfolgte keine; so würde sie den Herold bey der Stimmensamlung abweisen. Der Aldermann antwortete: Dank allen, die auf dem vorigen Landtage das Gesez von der bleyernen Mittelmässigkeit eingeführt haben! Lies es deiner Zunft vor, und wenn sie dann noch nicht ergründen können, wovon die Rede ist; so haben wir ihnen weiter nichts zu sagen. Auch wehren wir es ihnen nicht, ihre Stim- me fehlen zu lassen. Bring mir Nachricht, ob sie dabey beharren ihre Stimme der Repu- blik zu versagen. Thun sie's; so verbiet ich dem Herolde bey der Samlung zu ihnen zu gehn.
Der Anwald der Dichter war vom Anfang an gegenwärtig gewesen. Jch will, sagte er zu dem andern Anwalde, deiner Zunft Genüge thun. Wir meinen in dem vorgeschlagnen Geseze fürs erste, und vor allen Dingen mit- telmässige Gedichte; und diese kent ihr denn
doch
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gleichen doch zu nichts helfen. Denn es iſt, denke ich, doch bekant genung, daß die Repu- blik, wegen dieſer ſo hartnaͤckigen, und wie es ſcheint, auch ſo ausgebreiteten Anhaͤng- lichkeit an das Mittelmaͤſſige, nicht wenig aufgebracht ſey. Der Anwald kam zuruͤk, und ſagte, daß ſeine Zunft ſchlechterdings dar- auf beſtuͤnde, die verlangte naͤhere Erklaͤrung zu haben. Erfolgte keine; ſo wuͤrde ſie den Herold bey der Stimmenſamlung abweiſen. Der Aldermann antwortete: Dank allen, die auf dem vorigen Landtage das Geſez von der bleyernen Mittelmaͤſſigkeit eingefuͤhrt haben! Lies es deiner Zunft vor, und wenn ſie dann noch nicht ergruͤnden koͤnnen, wovon die Rede iſt; ſo haben wir ihnen weiter nichts zu ſagen. Auch wehren wir es ihnen nicht, ihre Stim- me fehlen zu laſſen. Bring mir Nachricht, ob ſie dabey beharren ihre Stimme der Repu- blik zu verſagen. Thun ſie’s; ſo verbiet ich dem Herolde bey der Samlung zu ihnen zu gehn.
Der Anwald der Dichter war vom Anfang an gegenwaͤrtig geweſen. Jch will, ſagte er zu dem andern Anwalde, deiner Zunft Genuͤge thun. Wir meinen in dem vorgeſchlagnen Geſeze fuͤrs erſte, und vor allen Dingen mit- telmaͤſſige Gedichte; und dieſe kent ihr denn
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gleichen doch zu nichts helfen. Denn es iſt,
denke ich, doch bekant genung, daß die Repu-
blik, wegen dieſer ſo hartnaͤckigen, und wie
es ſcheint, auch ſo ausgebreiteten Anhaͤng-
lichkeit an das Mittelmaͤſſige, nicht wenig
aufgebracht ſey. Der Anwald kam zuruͤk,
und ſagte, daß ſeine Zunft ſchlechterdings dar-
auf beſtuͤnde, die verlangte naͤhere Erklaͤrung
zu haben. Erfolgte keine; ſo wuͤrde ſie den
Herold bey der Stimmenſamlung abweiſen.
Der Aldermann antwortete: Dank allen, die
auf dem vorigen Landtage das Geſez von der
bleyernen Mittelmaͤſſigkeit eingefuͤhrt haben!
Lies es deiner Zunft vor, und wenn ſie dann
noch nicht ergruͤnden koͤnnen, wovon die Rede
iſt; ſo haben wir ihnen weiter nichts zu ſagen.
Auch wehren wir es ihnen nicht, ihre Stim-
me fehlen zu laſſen. Bring mir Nachricht,
ob ſie dabey beharren ihre Stimme der Repu-
blik zu verſagen. Thun ſie’s; ſo verbiet ich
dem Herolde bey der Samlung zu ihnen zu
gehn.
Der Anwald der Dichter war vom Anfang
an gegenwaͤrtig geweſen. Jch will, ſagte er
zu dem andern Anwalde, deiner Zunft Genuͤge
thun. Wir meinen in dem vorgeſchlagnen
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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