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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Aus der Abtheilung von der schönen Ausspra-
che
wurde noch viel weniger, nur der Hauptinhalt
derselben, vorgelesen. 1 Der Begriff vom Wohl-
klange muß nicht auf das Sanfte eingeschränkt
werden. 2 Von der verschiednen Zusammen-
sezung wohlklingender Töne in Sylben und Wör-
tern. 3 Sie müssen durch die Aussprache so ge-
bildet werden, daß sie sich vor den andern aus-
nehmen. 4 Die Tonwandlung muß nicht sprung-
weise geschehn. 5 Man läst die Dehnung un-
übertrieben hören. 6 Man spricht die verschiedne
Länge und die verschiedne Kürze noch der wah-
ren Zeit aus.

Abtheilung von der Tonwandlung und dem Ton-
halte
. Man kann einige Wörter hinter einander
nicht ohne Tonwandlung aussprechen. Die Stim-
me steigt nämlich oder sinkt in einem gewissen Um-
fange. Der Umfang der Tonwandlung ist bey

gend ausgesprochen. Tz kann nur mit der äusser-
sten Anstrengung, und das nicht einmal in allen
Stellungen ausgesprochen werden; es wird aber
von Niemanden ausgesprochen. Wer spricht sitts
aus, und vollends sittst? Dieser Schreibverkür-
zung könten wir also entbehren. Man sagt zwar
wenn wir: schüzen schrieben; so müsten wir schü-
tsen
aussprechen. Aber warum müsten wir denn?
Was geht's denn Zunge und Ohr an, daß der
Schreiber ts durch z verkürzt hat? und was hin-
dert uns denn das durch z ausgedrükte ts hören
zu lassen, und schüt-sen auszusprechen?
Anmerkung. 2. V, th, dt, v, ph, und g sind nur
fürs Auge. Q
würde Schreibverkürzung seyn,
wenn man das u nach demselben wegliesse. V
klingt völlig wie i, th, und dt wie t, v und
ph wie f, und q wie k.

uns
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Aus der Abtheilung von der ſchoͤnen Ausſpra-
che
wurde noch viel weniger, nur der Hauptinhalt
derſelben, vorgeleſen. 1 Der Begriff vom Wohl-
klange muß nicht auf das Sanfte eingeſchraͤnkt
werden. 2 Von der verſchiednen Zuſammen-
ſezung wohlklingender Toͤne in Sylben und Woͤr-
tern. 3 Sie muͤſſen durch die Ausſprache ſo ge-
bildet werden, daß ſie ſich vor den andern aus-
nehmen. 4 Die Tonwandlung muß nicht ſprung-
weiſe geſchehn. 5 Man laͤſt die Dehnung un-
uͤbertrieben hoͤren. 6 Man ſpricht die verſchiedne
Laͤnge und die verſchiedne Kuͤrze noch der wah-
ren Zeit aus.

Abtheilung von der Tonwandlung und dem Ton-
halte
. Man kann einige Woͤrter hinter einander
nicht ohne Tonwandlung ausſprechen. Die Stim-
me ſteigt naͤmlich oder ſinkt in einem gewiſſen Um-
fange. Der Umfang der Tonwandlung iſt bey

gend ausgeſprochen. Tz kann nur mit der aͤuſſer-
ſten Anſtrengung, und das nicht einmal in allen
Stellungen ausgeſprochen werden; es wird aber
von Niemanden ausgeſprochen. Wer ſpricht ſitts
aus, und vollends ſittſt? Dieſer Schreibverkuͤr-
zung koͤnten wir alſo entbehren. Man ſagt zwar
wenn wir: ſchuͤzen ſchrieben; ſo muͤſten wir ſchuͤ-
tsen
ausſprechen. Aber warum muͤſten wir denn?
Was geht’s denn Zunge und Ohr an, daß der
Schreiber ts durch z verkuͤrzt hat? und was hin-
dert uns denn das durch z ausgedruͤkte ts hoͤren
zu laſſen, und ſchuͤt-ſen auszuſprechen?
Anmerkung. 2. V, th, dt, v, ph, und g ſind nur
fuͤrs Auge. Q
wuͤrde Schreibverkuͤrzung ſeyn,
wenn man das u nach demſelben weglieſſe. V
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ph wie f, und q wie k.

uns
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[233/0309] Aus der Abtheilung von der ſchoͤnen Ausſpra- che wurde noch viel weniger, nur der Hauptinhalt derſelben, vorgeleſen. 1 Der Begriff vom Wohl- klange muß nicht auf das Sanfte eingeſchraͤnkt werden. 2 Von der verſchiednen Zuſammen- ſezung wohlklingender Toͤne in Sylben und Woͤr- tern. 3 Sie muͤſſen durch die Ausſprache ſo ge- bildet werden, daß ſie ſich vor den andern aus- nehmen. 4 Die Tonwandlung muß nicht ſprung- weiſe geſchehn. 5 Man laͤſt die Dehnung un- uͤbertrieben hoͤren. 6 Man ſpricht die verſchiedne Laͤnge und die verſchiedne Kuͤrze noch der wah- ren Zeit aus. Abtheilung von der Tonwandlung und dem Ton- halte. Man kann einige Woͤrter hinter einander nicht ohne Tonwandlung ausſprechen. Die Stim- me ſteigt naͤmlich oder ſinkt in einem gewiſſen Um- fange. Der Umfang der Tonwandlung iſt bey uns gend ausgeſprochen. Tz kann nur mit der aͤuſſer- ſten Anſtrengung, und das nicht einmal in allen Stellungen ausgeſprochen werden; es wird aber von Niemanden ausgeſprochen. Wer ſpricht ſitts aus, und vollends ſittſt? Dieſer Schreibverkuͤr- zung koͤnten wir alſo entbehren. Man ſagt zwar wenn wir: ſchuͤzen ſchrieben; ſo muͤſten wir ſchuͤ- tsen ausſprechen. Aber warum muͤſten wir denn? Was geht’s denn Zunge und Ohr an, daß der Schreiber ts durch z verkuͤrzt hat? und was hin- dert uns denn das durch z ausgedruͤkte ts hoͤren zu laſſen, und ſchuͤt-ſen auszuſprechen? Anmerkung. 2. V, th, dt, v, ph, und g ſind nur fuͤrs Auge. Q wuͤrde Schreibverkuͤrzung ſeyn, wenn man das u nach demſelben weglieſſe. V klingt voͤllig wie i, th, und dt wie t, v und ph wie f, und q wie k. P 5

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/309>, abgerufen am 09.05.2024.