Worte zu verwerfen; und wir |haben, es zu thun, kaum nötig, uns des Widrigen der Mischung, und des Reichthums unsrer Spra- che, den sie schon hat, und nach ihrer vielsei- tigen Anlage noch haben kann, zu erinnern.
Es wunderte einige, daß die Aldermänner den Ankläger, nach der Ablesung, noch dieses zu sagen erlaubten. Denn was braucht er, war ihre Anmerkung, Gründe der Geseze, die uns allen bekant sind, anzuführen?
Man klage ihn an, sagte ... und werde ihn vielleicht gar verurtheilen; gleichwol fodre er Belonung. Denn er habe, ausser den aus- ländischen Goldstücken, auch einheimische, der Scherfe, nicht zu gedenken, in die Sprache ge- bracht. Der Ankläger antwortete: Er würde doch an der Gerechtigkeit der Republik nicht zweifeln, und wissen, daß sie sich durch die auswärtige Münze, denn nur das, und nichts mehr wären auch die besten solcher Worte, nicht würde abhalten lassen, für die Goldstücke zu belonen, im Falle, daß diese die in den Ge- sezen bestimte Zahl ausmachten. Die Stim- men wurden hierauf gesammelt. Jn den Zünf- ten der Rechtsgelehrten, der Astronomen, der Naturforscher, der Mathematiker, und der Weltweisen waren zwar nicht wenig Stimmen für den Angeklagten, weil verschiedne Mit-
glieder
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Worte zu verwerfen; und wir |haben, es zu thun, kaum noͤtig, uns des Widrigen der Miſchung, und des Reichthums unſrer Spra- che, den ſie ſchon hat, und nach ihrer vielſei- tigen Anlage noch haben kann, zu erinnern.
Es wunderte einige, daß die Aldermaͤnner den Anklaͤger, nach der Ableſung, noch dieſes zu ſagen erlaubten. Denn was braucht er, war ihre Anmerkung, Gruͤnde der Geſeze, die uns allen bekant ſind, anzufuͤhren?
Man klage ihn an, ſagte … und werde ihn vielleicht gar verurtheilen; gleichwol fodre er Belonung. Denn er habe, auſſer den aus- laͤndiſchen Goldſtuͤcken, auch einheimiſche, der Scherfe, nicht zu gedenken, in die Sprache ge- bracht. Der Anklaͤger antwortete: Er wuͤrde doch an der Gerechtigkeit der Republik nicht zweifeln, und wiſſen, daß ſie ſich durch die auswaͤrtige Muͤnze, denn nur das, und nichts mehr waͤren auch die beſten ſolcher Worte, nicht wuͤrde abhalten laſſen, fuͤr die Goldſtuͤcke zu belonen, im Falle, daß dieſe die in den Ge- ſezen beſtimte Zahl ausmachten. Die Stim- men wurden hierauf geſammelt. Jn den Zuͤnf- ten der Rechtsgelehrten, der Aſtronomen, der Naturforſcher, der Mathematiker, und der Weltweiſen waren zwar nicht wenig Stimmen fuͤr den Angeklagten, weil verſchiedne Mit-
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Worte zu verwerfen; und wir |haben, es zu
thun, kaum noͤtig, uns des Widrigen der
Miſchung, und des Reichthums unſrer Spra-
che, den ſie ſchon hat, und nach ihrer vielſei-
tigen Anlage noch haben kann, zu erinnern.
Es wunderte einige, daß die Aldermaͤnner
den Anklaͤger, nach der Ableſung, noch dieſes
zu ſagen erlaubten. Denn was braucht er,
war ihre Anmerkung, Gruͤnde der Geſeze, die
uns allen bekant ſind, anzufuͤhren?
Man klage ihn an, ſagte … und werde
ihn vielleicht gar verurtheilen; gleichwol fodre
er Belonung. Denn er habe, auſſer den aus-
laͤndiſchen Goldſtuͤcken, auch einheimiſche, der
Scherfe, nicht zu gedenken, in die Sprache ge-
bracht. Der Anklaͤger antwortete: Er wuͤrde
doch an der Gerechtigkeit der Republik nicht
zweifeln, und wiſſen, daß ſie ſich durch die
auswaͤrtige Muͤnze, denn nur das, und nichts
mehr waͤren auch die beſten ſolcher Worte,
nicht wuͤrde abhalten laſſen, fuͤr die Goldſtuͤcke
zu belonen, im Falle, daß dieſe die in den Ge-
ſezen beſtimte Zahl ausmachten. Die Stim-
men wurden hierauf geſammelt. Jn den Zuͤnf-
ten der Rechtsgelehrten, der Aſtronomen, der
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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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