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Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

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Erster Morgen.

Neuer Zuruf des Herolds. Streit mit den Alder-
männern. Diese schlagen den Zünften Grundsäze
der Politik vor. Zwey Anklagen. Etwas die
Zünfte der Drittler, und der Scholiasten betref-
fend.

Jm achtzehnten Jahrhundert zwey und sieb-
zig versammelte sich die Republick, der
Gewonheit gemäß, an dem alten Eichenhai-
ne. Die Aldermänner sassen, wie dieß gleich-
falls der Gebrauch war, bey dem Quell, zwi-
schen den Zünften. Gegen ihnen und den Zünf-
ten über saß das Volk. Hinter dem Volke
stand der Pöbel. Denkmale unsrer berühm-
testen Mitbürger sondern die Zünfte von ein-
ander ab. Zu diesen Denkmalen waren jezt
neue hinzugekommen; und auch der halbe
Kreis gleicher Denkmale, welcher die Alder-
männer von der Seite des Haines her umgiebt,
bestand, nach der Verabredung des vorigen
Landtages, aus einer grösseren Anzahl Bild-
säulen.

Die Fremden (ihrer waren dießmal nicht
wenige: Altfranken, ausländische Gelehrte,
und sowol einheimische als auswärtige Künst-
ler auf den Landtag gekommen) hielten sich auf
beyden Seiten der Zünfte etwas vorwärts in

Lauben
Erſter Morgen.

Neuer Zuruf des Herolds. Streit mit den Alder-
maͤnnern. Dieſe ſchlagen den Zuͤnften Grundſaͤze
der Politik vor. Zwey Anklagen. Etwas die
Zuͤnfte der Drittler, und der Scholiaſten betref-
fend.

Jm achtzehnten Jahrhundert zwey und ſieb-
zig verſammelte ſich die Republick, der
Gewonheit gemaͤß, an dem alten Eichenhai-
ne. Die Aldermaͤnner ſaſſen, wie dieß gleich-
falls der Gebrauch war, bey dem Quell, zwi-
ſchen den Zuͤnften. Gegen ihnen und den Zuͤnf-
ten uͤber ſaß das Volk. Hinter dem Volke
ſtand der Poͤbel. Denkmale unſrer beruͤhm-
teſten Mitbuͤrger ſondern die Zuͤnfte von ein-
ander ab. Zu dieſen Denkmalen waren jezt
neue hinzugekommen; und auch der halbe
Kreis gleicher Denkmale, welcher die Alder-
maͤnner von der Seite des Haines her umgiebt,
beſtand, nach der Verabredung des vorigen
Landtages, aus einer groͤſſeren Anzahl Bild-
ſaͤulen.

Die Fremden (ihrer waren dießmal nicht
wenige: Altfranken, auslaͤndiſche Gelehrte,
und ſowol einheimiſche als auswaͤrtige Kuͤnſt-
ler auf den Landtag gekommen) hielten ſich auf
beyden Seiten der Zuͤnfte etwas vorwaͤrts in

Lauben
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[173/0249] Erſter Morgen. Neuer Zuruf des Herolds. Streit mit den Alder- maͤnnern. Dieſe ſchlagen den Zuͤnften Grundſaͤze der Politik vor. Zwey Anklagen. Etwas die Zuͤnfte der Drittler, und der Scholiaſten betref- fend. Jm achtzehnten Jahrhundert zwey und ſieb- zig verſammelte ſich die Republick, der Gewonheit gemaͤß, an dem alten Eichenhai- ne. Die Aldermaͤnner ſaſſen, wie dieß gleich- falls der Gebrauch war, bey dem Quell, zwi- ſchen den Zuͤnften. Gegen ihnen und den Zuͤnf- ten uͤber ſaß das Volk. Hinter dem Volke ſtand der Poͤbel. Denkmale unſrer beruͤhm- teſten Mitbuͤrger ſondern die Zuͤnfte von ein- ander ab. Zu dieſen Denkmalen waren jezt neue hinzugekommen; und auch der halbe Kreis gleicher Denkmale, welcher die Alder- maͤnner von der Seite des Haines her umgiebt, beſtand, nach der Verabredung des vorigen Landtages, aus einer groͤſſeren Anzahl Bild- ſaͤulen. Die Fremden (ihrer waren dießmal nicht wenige: Altfranken, auslaͤndiſche Gelehrte, und ſowol einheimiſche als auswaͤrtige Kuͤnſt- ler auf den Landtag gekommen) hielten ſich auf beyden Seiten der Zuͤnfte etwas vorwaͤrts in Lauben

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Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/249>, abgerufen am 27.04.2024.