einen Zwek halten .. Sich's hoch an- rechnen, daß man, da man denn doch nun einmal Marktschreyer ist, gleichwol bey Leibe kein Seiltänzer seyn möchte .. Zwi- schen philosophischer Kunstwörterey, und wahren Gedanken, keinen Unterschied fin- den .. Zwischen einem guten Vortrage, dessen Gegenstände sich aber nur auf philoso- phische Kunstwörterey gründen, und wahren Gedanken, auch keinen Unterschied finden .. sind Redensarten, die mehr in sich halten, als mancher der Sachen und der Zeiten un- kundige etwa vermeinen möchte.
Woran die Schuld liege.
Die Deutlichkeit der Rede stehet nicht allein mit dem Verstande, den Kentnissen, und der Aufmerksamkeit der Zuhörer in Ver- hältnissen; sondern auch mit den Gegenstän- den, die vorgestelt werden. Diese bestim- men nämlich, durch ihre verschiedene Be- schaffenheit, die bey ihnen erreichbaren Gra- de der Deutlichkeit. Erhabne Gegenstän- de, wenn man sie von der rechten Seite angesehn, und mit wahrem Gefühl ganz empfunden hat, können vorzüglich deutlich vorgestelt werden. Oft ist es, um hier bis
zu
einen Zwek halten .. Sich’s hoch an- rechnen, daß man, da man denn doch nun einmal Marktſchreyer iſt, gleichwol bey Leibe kein Seiltaͤnzer ſeyn moͤchte .. Zwi- ſchen philoſophiſcher Kunſtwoͤrterey, und wahren Gedanken, keinen Unterſchied fin- den .. Zwiſchen einem guten Vortrage, deſſen Gegenſtaͤnde ſich aber nur auf philoſo- phiſche Kunſtwoͤrterey gruͤnden, und wahren Gedanken, auch keinen Unterſchied finden .. ſind Redensarten, die mehr in ſich halten, als mancher der Sachen und der Zeiten un- kundige etwa vermeinen moͤchte.
Woran die Schuld liege.
Die Deutlichkeit der Rede ſtehet nicht allein mit dem Verſtande, den Kentniſſen, und der Aufmerkſamkeit der Zuhoͤrer in Ver- haͤltniſſen; ſondern auch mit den Gegenſtaͤn- den, die vorgeſtelt werden. Dieſe beſtim- men naͤmlich, durch ihre verſchiedene Be- ſchaffenheit, die bey ihnen erreichbaren Gra- de der Deutlichkeit. Erhabne Gegenſtaͤn- de, wenn man ſie von der rechten Seite angeſehn, und mit wahrem Gefuͤhl ganz empfunden hat, koͤnnen vorzuͤglich deutlich vorgeſtelt werden. Oft iſt es, um hier bis
zu
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0217"n="141"/>
einen Zwek halten .. Sich’s hoch an-<lb/>
rechnen, daß man, da man denn doch<lb/>
nun einmal Marktſchreyer iſt, gleichwol bey<lb/>
Leibe kein Seiltaͤnzer ſeyn moͤchte .. Zwi-<lb/>ſchen philoſophiſcher Kunſtwoͤrterey, und<lb/>
wahren Gedanken, keinen Unterſchied fin-<lb/>
den .. Zwiſchen einem guten Vortrage,<lb/>
deſſen Gegenſtaͤnde ſich aber nur auf philoſo-<lb/>
phiſche Kunſtwoͤrterey gruͤnden, und wahren<lb/>
Gedanken, auch keinen Unterſchied finden ..<lb/>ſind Redensarten, die mehr in ſich halten,<lb/>
als mancher der Sachen und der Zeiten un-<lb/>
kundige etwa vermeinen moͤchte.</p></div><lb/><divn="3"><head>Woran die Schuld liege.</head><lb/><p>Die Deutlichkeit der Rede ſtehet nicht<lb/>
allein mit dem Verſtande, den Kentniſſen,<lb/>
und der Aufmerkſamkeit der Zuhoͤrer in Ver-<lb/>
haͤltniſſen; ſondern auch mit den Gegenſtaͤn-<lb/>
den, die vorgeſtelt werden. Dieſe beſtim-<lb/>
men naͤmlich, durch ihre verſchiedene Be-<lb/>ſchaffenheit, die bey ihnen erreichbaren Gra-<lb/>
de der Deutlichkeit. Erhabne Gegenſtaͤn-<lb/>
de, wenn man ſie von der rechten Seite<lb/>
angeſehn, und mit wahrem Gefuͤhl ganz<lb/>
empfunden hat, koͤnnen vorzuͤglich deutlich<lb/>
vorgeſtelt werden. Oft iſt es, um hier bis<lb/><fwplace="bottom"type="catch">zu</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[141/0217]
einen Zwek halten .. Sich’s hoch an-
rechnen, daß man, da man denn doch
nun einmal Marktſchreyer iſt, gleichwol bey
Leibe kein Seiltaͤnzer ſeyn moͤchte .. Zwi-
ſchen philoſophiſcher Kunſtwoͤrterey, und
wahren Gedanken, keinen Unterſchied fin-
den .. Zwiſchen einem guten Vortrage,
deſſen Gegenſtaͤnde ſich aber nur auf philoſo-
phiſche Kunſtwoͤrterey gruͤnden, und wahren
Gedanken, auch keinen Unterſchied finden ..
ſind Redensarten, die mehr in ſich halten,
als mancher der Sachen und der Zeiten un-
kundige etwa vermeinen moͤchte.
Woran die Schuld liege.
Die Deutlichkeit der Rede ſtehet nicht
allein mit dem Verſtande, den Kentniſſen,
und der Aufmerkſamkeit der Zuhoͤrer in Ver-
haͤltniſſen; ſondern auch mit den Gegenſtaͤn-
den, die vorgeſtelt werden. Dieſe beſtim-
men naͤmlich, durch ihre verſchiedene Be-
ſchaffenheit, die bey ihnen erreichbaren Gra-
de der Deutlichkeit. Erhabne Gegenſtaͤn-
de, wenn man ſie von der rechten Seite
angeſehn, und mit wahrem Gefuͤhl ganz
empfunden hat, koͤnnen vorzuͤglich deutlich
vorgeſtelt werden. Oft iſt es, um hier bis
zu
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/217>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.