Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Wurde auf eben dem Landtage von den Al-
dermännern und der Zunft der Dichter, ohne
daß sie sich ihre Gedanken vorher mitgetheilt
hatten, beynah zu gleicher Zeit vorgeschlagen.
Allerhand Ausstreuungen erklären dieß Gesez
für zu streng; und sie sind vielleicht eine Haupt-
ursache, warum wir noch immer keinen Land-
tag haben.

4

Wenn einer einen deutschen Fürsten ver-
führt, klein vom Genie und der Wissenschaft
der Deutschen zu denken.

L. G.
Dem Kleinmüthigen, Unedlen, Halb-
deutschen
...
5

Wie viel Beyfall und Ehre auch die Mit-
glieder der Künstlergeselschaften geniessen, und
wie sehr wir und unsre Bundsgenossinnen,
und mit welchem Vergnügen wir sie auch ha-
ben erweitern und erhöhen helfen; so ists doch
Hochverrath, wenn einer die Künste über die
Wissenschaften erhebt.

L. G.

Wurde auf eben dem Landtage von den Al-
dermaͤnnern und der Zunft der Dichter, ohne
daß ſie ſich ihre Gedanken vorher mitgetheilt
hatten, beynah zu gleicher Zeit vorgeſchlagen.
Allerhand Ausſtreuungen erklaͤren dieß Geſez
fuͤr zu ſtreng; und ſie ſind vielleicht eine Haupt-
urſache, warum wir noch immer keinen Land-
tag haben.

4

Wenn einer einen deutſchen Fuͤrſten ver-
fuͤhrt, klein vom Genie und der Wiſſenſchaft
der Deutſchen zu denken.

L. G.
Dem Kleinmuͤthigen, Unedlen, Halb-
deutſchen
5

Wie viel Beyfall und Ehre auch die Mit-
glieder der Kuͤnſtlergeſelſchaften genieſſen, und
wie ſehr wir und unſre Bundsgenoſſinnen,
und mit welchem Vergnuͤgen wir ſie auch ha-
ben erweitern und erhoͤhen helfen; ſo iſts doch
Hochverrath, wenn einer die Kuͤnſte uͤber die
Wiſſenſchaften erhebt.

L. G.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0185" n="109"/>
            <p>Wurde auf eben dem Landtage von den Al-<lb/>
derma&#x0364;nnern und der Zunft der Dichter, ohne<lb/>
daß &#x017F;ie &#x017F;ich ihre Gedanken vorher mitgetheilt<lb/>
hatten, beynah zu gleicher Zeit vorge&#x017F;chlagen.<lb/>
Allerhand Aus&#x017F;treuungen erkla&#x0364;ren dieß Ge&#x017F;ez<lb/>
fu&#x0364;r zu &#x017F;treng; und &#x017F;ie &#x017F;ind vielleicht eine Haupt-<lb/>
ur&#x017F;ache, warum wir noch immer keinen Land-<lb/>
tag haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>4</head><lb/>
            <p>Wenn einer einen deut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten ver-<lb/>
fu&#x0364;hrt, klein vom Genie und der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft<lb/>
der Deut&#x017F;chen zu denken.</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Dem Kleinmu&#x0364;thigen, Unedlen, Halb-<lb/>
deut&#x017F;chen</hi> &#x2026;</quote>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>5</head><lb/>
            <p>Wie viel Beyfall und Ehre auch die Mit-<lb/>
glieder der Ku&#x0364;n&#x017F;tlerge&#x017F;el&#x017F;chaften genie&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
wie &#x017F;ehr wir und un&#x017F;re Bundsgeno&#x017F;&#x017F;innen,<lb/>
und mit welchem Vergnu&#x0364;gen wir &#x017F;ie auch ha-<lb/>
ben erweitern und erho&#x0364;hen helfen; &#x017F;o i&#x017F;ts doch<lb/>
Hochverrath, wenn einer die Ku&#x0364;n&#x017F;te u&#x0364;ber die<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften erhebt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">L. G.</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0185] Wurde auf eben dem Landtage von den Al- dermaͤnnern und der Zunft der Dichter, ohne daß ſie ſich ihre Gedanken vorher mitgetheilt hatten, beynah zu gleicher Zeit vorgeſchlagen. Allerhand Ausſtreuungen erklaͤren dieß Geſez fuͤr zu ſtreng; und ſie ſind vielleicht eine Haupt- urſache, warum wir noch immer keinen Land- tag haben. 4 Wenn einer einen deutſchen Fuͤrſten ver- fuͤhrt, klein vom Genie und der Wiſſenſchaft der Deutſchen zu denken. L. G. Dem Kleinmuͤthigen, Unedlen, Halb- deutſchen … 5 Wie viel Beyfall und Ehre auch die Mit- glieder der Kuͤnſtlergeſelſchaften genieſſen, und wie ſehr wir und unſre Bundsgenoſſinnen, und mit welchem Vergnuͤgen wir ſie auch ha- ben erweitern und erhoͤhen helfen; ſo iſts doch Hochverrath, wenn einer die Kuͤnſte uͤber die Wiſſenſchaften erhebt. L. G.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/185
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/185>, abgerufen am 23.11.2024.