Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Ordnung auf einander folgen, und nicht in
Erwägung zog, daß es dabey nur darauf an-
käme, daß das, das zur Runde gehörte,
durch nichts anders unterbrochen würde.

6

Es giebt einen Fall, in welchem den Aus-
rufern völlige Gesezlosigkeit (es ist hier von
den sie angehenden Gesezen die Rede) zuge-
standen wird. Der Fall ist, wenn sich Je-
mand so sehr erniedrigt, daß er einen Ausru-
fer in der Absicht lobt, um, wo nicht Gegen-
lob, doch Mässigung beym Tadeln von ihm
zu erbetteln. Dieser wird dann allen Ausru-
fern, die um Gesezlosigkeit ansuchen, und sie
erhalten (sie erhalten sie aber allzeit) Preis ge-
geben.

L. G.
Los und ledig von allem, was ihnen bey
ihren Verrichtungen obliegt, müssen die
Ausrufer Nothdurft halben seyn, so bald
Jemand für achtfällig und vogelfrey zu er-
klären ist. Denn so traurig es auch im-
mer seyn mag, Gesezlosigkeit gestatten zu
müssen; so würde doch auch auf der andern
Seite der Vogelfreye, ohne die mächtige

Bey-

Ordnung auf einander folgen, und nicht in
Erwaͤgung zog, daß es dabey nur darauf an-
kaͤme, daß das, das zur Runde gehoͤrte,
durch nichts anders unterbrochen wuͤrde.

6

Es giebt einen Fall, in welchem den Aus-
rufern voͤllige Geſezloſigkeit (es iſt hier von
den ſie angehenden Geſezen die Rede) zuge-
ſtanden wird. Der Fall iſt, wenn ſich Je-
mand ſo ſehr erniedrigt, daß er einen Ausru-
fer in der Abſicht lobt, um, wo nicht Gegen-
lob, doch Maͤſſigung beym Tadeln von ihm
zu erbetteln. Dieſer wird dann allen Ausru-
fern, die um Geſezloſigkeit anſuchen, und ſie
erhalten (ſie erhalten ſie aber allzeit) Preis ge-
geben.

L. G.
Los und ledig von allem, was ihnen bey
ihren Verrichtungen obliegt, muͤſſen die
Ausrufer Nothdurft halben ſeyn, ſo bald
Jemand fuͤr achtfaͤllig und vogelfrey zu er-
klaͤren iſt. Denn ſo traurig es auch im-
mer ſeyn mag, Geſezloſigkeit geſtatten zu
muͤſſen; ſo wuͤrde doch auch auf der andern
Seite der Vogelfreye, ohne die maͤchtige

Bey-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0154" n="78"/>
Ordnung auf einander folgen, und nicht in<lb/>
Erwa&#x0364;gung zog, daß es dabey nur darauf an-<lb/>
ka&#x0364;me, daß das, das zur Runde geho&#x0364;rte,<lb/>
durch nichts anders unterbrochen wu&#x0364;rde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>6</head><lb/>
            <p>Es giebt einen Fall, in welchem den Aus-<lb/>
rufern vo&#x0364;llige Ge&#x017F;ezlo&#x017F;igkeit (es i&#x017F;t hier von<lb/>
den &#x017F;ie angehenden Ge&#x017F;ezen die Rede) zuge-<lb/>
&#x017F;tanden wird. Der Fall i&#x017F;t, wenn &#x017F;ich Je-<lb/>
mand &#x017F;o &#x017F;ehr erniedrigt, daß er einen Ausru-<lb/>
fer in der Ab&#x017F;icht lobt, um, wo nicht Gegen-<lb/>
lob, doch Ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;igung beym Tadeln von ihm<lb/>
zu erbetteln. Die&#x017F;er wird dann allen Ausru-<lb/>
fern, die um Ge&#x017F;ezlo&#x017F;igkeit an&#x017F;uchen, und &#x017F;ie<lb/>
erhalten (&#x017F;ie erhalten &#x017F;ie aber allzeit) Preis ge-<lb/>
geben.</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#c">L. G.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Los und ledig von allem, was ihnen bey<lb/>
ihren Verrichtungen obliegt, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
Ausrufer Nothdurft halben &#x017F;eyn, &#x017F;o bald<lb/>
Jemand fu&#x0364;r achtfa&#x0364;llig und vogelfrey zu er-<lb/>
kla&#x0364;ren i&#x017F;t. Denn &#x017F;o traurig es auch im-<lb/>
mer &#x017F;eyn mag, Ge&#x017F;ezlo&#x017F;igkeit ge&#x017F;tatten zu<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o wu&#x0364;rde doch auch auf der andern<lb/>
Seite der Vogelfreye, ohne die ma&#x0364;chtige</hi><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Bey-</hi> </fw><lb/>
              </quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0154] Ordnung auf einander folgen, und nicht in Erwaͤgung zog, daß es dabey nur darauf an- kaͤme, daß das, das zur Runde gehoͤrte, durch nichts anders unterbrochen wuͤrde. 6 Es giebt einen Fall, in welchem den Aus- rufern voͤllige Geſezloſigkeit (es iſt hier von den ſie angehenden Geſezen die Rede) zuge- ſtanden wird. Der Fall iſt, wenn ſich Je- mand ſo ſehr erniedrigt, daß er einen Ausru- fer in der Abſicht lobt, um, wo nicht Gegen- lob, doch Maͤſſigung beym Tadeln von ihm zu erbetteln. Dieſer wird dann allen Ausru- fern, die um Geſezloſigkeit anſuchen, und ſie erhalten (ſie erhalten ſie aber allzeit) Preis ge- geben. L. G. Los und ledig von allem, was ihnen bey ihren Verrichtungen obliegt, muͤſſen die Ausrufer Nothdurft halben ſeyn, ſo bald Jemand fuͤr achtfaͤllig und vogelfrey zu er- klaͤren iſt. Denn ſo traurig es auch im- mer ſeyn mag, Geſezloſigkeit geſtatten zu muͤſſen; ſo wuͤrde doch auch auf der andern Seite der Vogelfreye, ohne die maͤchtige Bey-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/154
Zitationshilfe: Klopstock, Friedrich Gottlieb: Deutsche Gelehrtenrepublik. Hamburg, 1774, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klopstock_gelehrtenrepublik_1774/154>, abgerufen am 21.11.2024.