Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Drittes Buch. Phocas (den Bär tödtende.) Dein Rasen ist umsonst! du Bestie must sterben. Es sol dein rother Schweiß die grüne Erde färben. Du hast dich meinem Stahl vergebens widersetzt: Besondern dich vielmehr zur Straffe selbst verletzt. Allein was blendet mich bey früher Morgenröthe? Ein schönes Ungeheuer. Jndem ich Bären tödte/ So fället mir ins Garn ein so beliebtes Wild/ Das noch viel schöner ist/ als das gestirnte Bild. Arc. Hier dienet keine Flucht/ man muß die List er- wehlen. Phoc. Wie kan die Liebe sich dem Augen-Blitz ver- mählen. Und wer ist dieses Bild? Arc. Ach Herr/ sie ist mein Kind. Phoc. Ey/ was? du alter Narr! das Alter macht dich blind. Sie hat als Göttin sich gelassen von dem Throne Des Himmels/ daß sie hier in diesen Wäldern wohne. Hon. Jhr Götter! wo er mich erkennt/ so ists geschehn. Phoc. Ein solches Liecht muß Wald und Finsterniß verschmähn. Jch will: daß alle Welt so Opffer als Altäre Auf Diamanten Thron der Göttin hier gewehre. Honor. So hoher Ehren ist ein Schäffer-Kind nicht werth/ Die dieses rauhe Holtz zur Wohnung nur begehrt. Phoc. Es kan mein hohes Wort sie Sternen gleich erheben? Idreno B b b 4
Drittes Buch. Phocas (den Baͤr toͤdtende.) Dein Raſen iſt umſonſt! du Beſtie muſt ſterben. Es ſol dein rother Schweiß die gruͤne Erde faͤrben. Du haſt dich meinem Stahl vergebens widerſetzt: Beſondeꝛn dich vielmehr zur Stꝛaffe ſelbſt veꝛletzt. Allein was blendet mich bey fruͤher Morgenꝛoͤthe? Ein ſchoͤnes Ungeheuer. Jndem ich Baͤren toͤdte/ So faͤllet mir ins Garn ein ſo beliebtes Wild/ Das noch viel ſchoͤner iſt/ als das geſtirnte Bild. Arc. Hier dienet keine Flucht/ man muß die Liſt er- wehlen. Phoc. Wie kan die Liebe ſich dem Augen-Blitz ver- maͤhlen. Und wer iſt dieſes Bild? Arc. Ach Herr/ ſie iſt mein Kind. Phoc. Ey/ was? du alter Narr! das Alter macht dich blind. Sie hat als Goͤttin ſich gelaſſen von dem Throne Des Himmels/ daß ſie hier in dieſen Waͤldern wohne. Hon. Jhr Goͤtter! wo er mich erkeñt/ ſo iſts geſchehn. Phoc. Ein ſolches Liecht muß Wald und Finſterniß verſchmaͤhn. Jch will: daß alle Welt ſo Opffer als Altaͤre Auf Diamanten Thron der Goͤttin hier gewehre. Honor. So hoher Ehren iſt ein Schaͤffer-Kind nicht werth/ Die dieſes rauhe Holtz zur Wohnung nur begehꝛt. Phoc. Es kan mein hohes Wort ſie Sternen gleich erheben? Idreno B b b 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0779" n="759"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Drittes Buch.</hi> </fw><lb/> <sp who="#PHO"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Phocas</hi> </hi> </speaker> <stage>(den Baͤr toͤdtende.)</stage><lb/> <p>Dein Raſen iſt umſonſt! du Beſtie muſt ſterben.<lb/> Es ſol dein rother Schweiß die gruͤne Erde faͤrben.<lb/> Du haſt dich meinem Stahl vergebens widerſetzt:<lb/> Beſondeꝛn dich vielmehr zur Stꝛaffe ſelbſt veꝛletzt.<lb/> Allein was blendet mich bey fruͤher Morgenꝛoͤthe?<lb/> Ein ſchoͤnes Ungeheuer. Jndem ich Baͤren toͤdte/<lb/> So faͤllet mir ins Garn ein ſo beliebtes Wild/<lb/> Das noch viel ſchoͤner iſt/ als das geſtirnte Bild.</p> </sp><lb/> <sp who="#ARC"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Arc.</hi> </hi> </speaker> <p>Hier dienet keine Flucht/ man muß die Liſt er-<lb/><hi rendition="#et">wehlen.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#PHO"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Phoc.</hi> </hi> </speaker> <p>Wie kan die Liebe ſich dem Augen-Blitz ver-<lb/><hi rendition="#et">maͤhlen.</hi><lb/> Und wer iſt dieſes Bild?</p> </sp> <sp who="#ARC"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Arc.</hi> </hi> </speaker> <p>Ach Herr/ ſie iſt<lb/><hi rendition="#et">mein Kind.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#PHO"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Phoc.</hi> </hi> </speaker> <p>Ey/ was? du alter Narr! das Alter macht<lb/><hi rendition="#et">dich blind.</hi><lb/> Sie hat als Goͤttin ſich gelaſſen von dem Throne<lb/> Des Himmels/ daß ſie hier in dieſen Waͤldern<lb/><hi rendition="#et">wohne.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#HON"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Hon.</hi> </hi> </speaker> <p>Jhr Goͤtter! wo er mich erkeñt/ ſo iſts geſchehn.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHO"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Phoc.</hi> </hi> </speaker> <p>Ein ſolches Liecht muß Wald und Finſterniß<lb/><hi rendition="#et">verſchmaͤhn.</hi><lb/> Jch will: daß alle Welt ſo Opffer als Altaͤre<lb/> Auf Diamanten Thron der Goͤttin hier gewehre.</p> </sp><lb/> <sp who="#HON"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Honor.</hi> </hi> </speaker> <p>So hoher Ehren iſt ein Schaͤffer-Kind nicht<lb/><hi rendition="#et">werth/</hi><lb/> Die dieſes rauhe Holtz zur Wohnung nur begehꝛt.</p> </sp><lb/> <sp who="#PHO"> <speaker> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Phoc.</hi> </hi> </speaker> <p>Es kan mein hohes Wort ſie Sternen gleich<lb/><hi rendition="#et">erheben?</hi><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B b b 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idreno</hi></hi></fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [759/0779]
Drittes Buch.
Phocas (den Baͤr toͤdtende.)
Dein Raſen iſt umſonſt! du Beſtie muſt ſterben.
Es ſol dein rother Schweiß die gruͤne Erde faͤrben.
Du haſt dich meinem Stahl vergebens widerſetzt:
Beſondeꝛn dich vielmehr zur Stꝛaffe ſelbſt veꝛletzt.
Allein was blendet mich bey fruͤher Morgenꝛoͤthe?
Ein ſchoͤnes Ungeheuer. Jndem ich Baͤren toͤdte/
So faͤllet mir ins Garn ein ſo beliebtes Wild/
Das noch viel ſchoͤner iſt/ als das geſtirnte Bild.
Arc. Hier dienet keine Flucht/ man muß die Liſt er-
wehlen.
Phoc. Wie kan die Liebe ſich dem Augen-Blitz ver-
maͤhlen.
Und wer iſt dieſes Bild?
Arc. Ach Herr/ ſie iſt
mein Kind.
Phoc. Ey/ was? du alter Narr! das Alter macht
dich blind.
Sie hat als Goͤttin ſich gelaſſen von dem Throne
Des Himmels/ daß ſie hier in dieſen Waͤldern
wohne.
Hon. Jhr Goͤtter! wo er mich erkeñt/ ſo iſts geſchehn.
Phoc. Ein ſolches Liecht muß Wald und Finſterniß
verſchmaͤhn.
Jch will: daß alle Welt ſo Opffer als Altaͤre
Auf Diamanten Thron der Goͤttin hier gewehre.
Honor. So hoher Ehren iſt ein Schaͤffer-Kind nicht
werth/
Die dieſes rauhe Holtz zur Wohnung nur begehꝛt.
Phoc. Es kan mein hohes Wort ſie Sternen gleich
erheben?
Idreno
B b b 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeZum Zeitpunkt der Volltextdigitalisierung im Deut… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |