Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.Der Asiatischen Banise. Altar des Abgottes stehet/ gesetzet wird; und wennso wohl der Jungfrau als dem Abgotte gnugsam mit Weihrauch geräuchert worden/ so erwürgen sie solche in Beyseyn ihrer Eltern: welche fleißig Achtung geben/ ob sie auch recht todt sey/ damit sie nicht eine zweyfache Marter ausstehen dürffe. Hierauff schneiden sie mit einem Steine/ welcher so scharff als ein Scheer-Messer ist/ den erwürge- ten Leichnam auf/ reissen das Hertze heraus/ werf- fen es dem Abgott ins Angesichte/ und verbren- nen es; Welche Asche sie hernach mit Wasser anfeuchten/ und den Abgott damit besprengen: Das übrige aber von dem Cörper wird mit wohl- riechendem Holtze verbannt. An etlichen Or- ten wird das Fleisch gar von den Priestern ge- fressen. Ein solches jämmerliches Opffer solte auch Diese warennun auffs eyffrigste bemühet/ sich don-
Der Aſiatiſchen Baniſe. Altar des Abgottes ſtehet/ geſetzet wird; und wennſo wohl der Jungfrau als dem Abgotte gnugſam mit Weihrauch geraͤuchert worden/ ſo erwuͤrgen ſie ſolche in Beyſeyn ihrer Eltern: welche fleißig Achtung geben/ ob ſie auch recht todt ſey/ damit ſie nicht eine zweyfache Marter ausſtehen duͤrffe. Hierauff ſchneiden ſie mit einem Steine/ welcher ſo ſcharff als ein Scheer-Meſſer iſt/ den erwuͤrge- ten Leichnam auf/ reiſſen das Hertze heraus/ werf- fen es dem Abgott ins Angeſichte/ und verbren- nen es; Welche Aſche ſie hernach mit Waſſer anfeuchten/ und den Abgott damit beſprengen: Das uͤbrige aber von dem Coͤrper wird mit wohl- riechendem Holtze verbannt. An etlichen Or- ten wird das Fleiſch gar von den Prieſtern ge- freſſen. Ein ſolches jaͤmmerliches Opffer ſolte auch Dieſe warennun auffs eyffrigſte bemuͤhet/ ſich don-
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Der Aſiatiſchen Baniſe.
Altar des Abgottes ſtehet/ geſetzet wird; und wenn
ſo wohl der Jungfrau als dem Abgotte gnugſam
mit Weihrauch geraͤuchert worden/ ſo erwuͤrgen
ſie ſolche in Beyſeyn ihrer Eltern: welche fleißig
Achtung geben/ ob ſie auch recht todt ſey/ damit ſie
nicht eine zweyfache Marter ausſtehen duͤrffe.
Hierauff ſchneiden ſie mit einem Steine/ welcher
ſo ſcharff als ein Scheer-Meſſer iſt/ den erwuͤrge-
ten Leichnam auf/ reiſſen das Hertze heraus/ werf-
fen es dem Abgott ins Angeſichte/ und verbren-
nen es; Welche Aſche ſie hernach mit Waſſer
anfeuchten/ und den Abgott damit beſprengen:
Das uͤbrige aber von dem Coͤrper wird mit wohl-
riechendem Holtze verbannt. An etlichen Or-
ten wird das Fleiſch gar von den Prieſtern ge-
freſſen.
Ein ſolches jaͤmmerliches Opffer ſolte auch
dieſes tugendhaffte Wunder-Bild der Schoͤnheit
werden: worzu ſie ſich auch dermaſſen wohl zu
bereiten wuſte/ als ob ſie kuͤnfftig ihrem geliebten
Printzen die Roſen ihrer Zucht opffern ſolte. Jn
welcher Andacht wir ſie eine geraume Zeit nicht
verſtoͤren/ und einen Flug wieder uͤber die Mauern
in die feindlichen Laͤger thun wollen.
Dieſe warennun auffs eyffrigſte bemuͤhet/ ſich
der Mauer zu naͤhern/ und einen beqvemen Grund
zu verfertigen/ worauff man fuſſen/ und einen
Sturm antreten koͤnte. Bevoraus ließ ſich Za-
rang ſolchesam hefftigſten angelegen ſeyn/ und
Tag und Nacht ſo gewaltig auff die Stadt loß
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Zitationshilfe: | Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 628. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/648>, abgerufen am 01.07.2024. |